Im 17.-18. Jh. gehörten die katastrophistischen Vorstellungen zum geistigen Allgemeingut. Gottesfurcht, Sodom und Gomorra, Sintflut und weitere biblische Schilderungen waren dafür zuständig. Aber auch die noch nicht ganz verschwundenen Erinnerungen an die stürmischen 1300er, die zum Verlust von einem nicht unerheblichen Teil des hollandischen Bodens an das Meer führten, die Bildung des holländischjen und deutschen Wattenmeers verursachten und in vielen weiteren Kataklysmen mündeten, die z. B. bei Gregor von Tour in seiner Fränkischen Geschichte beschrieben wurden. Mit diesen Katastrophen war auch die allgemeine Verschlechterung der klimatischen Verhältnisse im Nord-Westen Europas verbunden, die zu verherenden Folgen führte:
Für die deutsche Chronologiekritik hat die Katastrophentheorie von I. Velikovsky und seine Überlegungen zur Kürzung der Chronologie eine sehr wichtige Rolle gespielt. Wir haben diese Rolle im Zusammenhang mit unserer Beschreibung der Anfänge der entsprehenden Aktivitäten im deutschsprachigen Raum (s. GRMNG, Christoph Marx, Gunnar Heinsohn und andere Autorenseiten) schon erwähnt. Hier möchten wir eine andere Sicht der Dinge präsentieren und zitieren darum Christian Blöss aus seinem Text zur Geschichte des Berliner Geschichtssalons:
1950-56: Immanuel Velikovsky (1895-1979) hatte die Chronologie des Altertums einer nachhaltigen Revision unterzogen und globale Naturkatastrophen als Agenten der Geschichte erkannt. Er eröffnete 1950 - seinerzeit noch auf nahezu verlorenem, wenn auch keineswegs auf übersehenem Posten - erneut die Katastrophismus-Debatte. Diese Debatte war mehr als 100 Jahre zuvor mit der Entstehung des aktualistischen Evolutionsparadigmas, das mit den Namen Lyells und Darwins verbunden ist, zusammengebrochen. Die von Velikovsky verfochtene These extraterrestrischer Ursachen besagter globaler Katastrophen trug zur Exponiertheit seines Standpunktes noch bei.
ab 1972: In den 70er Jahren brach im englischen Sprachraum erneut eine "Velikovsky-Debatte" aus. Das wurde auch auf die Ergebnisse der Apollo-Missionen zum Mond zurückgeführt, die einige der Thesen Velikovskys, die die Astrophysik betrafen, bestätigt hatten. Es erschienen bereits Journale über die von Velikovsky angestoßenen Themen - insbesondere eben "Chronologie" und "Katastrophismus" - wie PENSÉE und KRONOS in den U.S.A oder S.I.S.-REVIEW in England, als in Deutschland noch komplette Ahnungslosigkeit über die Möglichkeit herrschte, derart weitreichende Fragen an unsere Geschichte stellen zu können.
1978: Für uns ging es los, als Gunnar Heinsohn 1978 einen Artikel über die Thesen Velikovskys im Freibeuter, einer in Berlin erscheinenden Vierteljahreszeitschrift für Kultur und Politik, veröffentlichte. [...]
1978: Mit der Wiederveröffentlichung von Velikovskys Hauptwerk "Welten im Zusammenstoß" (1978 im Umschau Verlag, Frankfurt a.M.) wurde nun auch in den deutschsprachigen Ländern Forschungsanstöße gegeben, die mit unterschiedlichsten Fragestellungen verbunden waren: Wie ist das Kindestötungsverbot entstanden? Reichen die historischen Wurzeln des Antisemitismus bis in die von Velikovsky rekonstruierte Katastrophenzeit zurück? Gibt es ein "Menschheitskollektiv"? Wie funktioniert die Evolution der Arten tatsächlich, wenn das Ökosystem "Erde" so nachhaltig von Katastrophen beeinflußt wurde? Wie alt ist die Erde? Wann setzte die Bronzezeit tatsächlich ein? Wie entstand das Privateigentum? Wie funktioniert Gravitation? ...
1982-88: Zu den Gründungsmitgliedern der "Gesellschaft zur Rekonstruktion der Menschheits- und Naturgeschichte" (GRMNG) gehörte auch Christoph Marx, der u.a. zwei Bücher Velikovskys ins Deutsche übersetzt hatte und einen eigenen Verlag ("Podium Akademisches Forum" - P.A.F.) besaß, der von 1982 bis 1988 sechzehn sogenannte Quarthefte für die GRMNG herausgab, die sich auf die eine oder andere Weise mit chronologischen Fragen der Menschheits- und Naturgeschichte auseinandersetzten. [...]
1988-91: Ab 1988 veröffentlichte der harte Kern der "deutschen Velikovskyaner" - die längst auch zu Kritikern von Velikovskys Schlußfolgerungen geworden waren - im Eichborn-Verlag (Frankfurt a.M.) 6 Bücher, die den seinerzeitigen Stand der Debatte über die Chronologie der Menschheits- und Naturgeschichte darlegten und mittlerweile vergriffen sind, von dem Verlag aber nicht neu aufgelegt wurden. Diese Bücher hinterfragten - um es auf einen Nenner zu bringen - die modernen Selbstverständlichkeiten in zeitlicher Hinsicht ("langsam, aber dafür stetig") und kausaler Hinsicht ("was wir heute an Ursachen erkennen, ist ein Generalschlüssel für unsere gesamte Vergangenheit"). Die Titel dieser Bücher waren Programm:
Die bereits von Velikovsky gesammelten und analysierten Zeugnisse für weitere drei globalen Katastrophen (Kataklysmenserien) in der relativ nahen Vergangenheit des Menschen (in der ganzen Menschheitsgeschichte sollen planetare Kataklysmendie ausschlaggebende Rolle für die Entwicklung der alten Kulturen gespielt haben), die hier in der Reihenfolge der Nähe an die heutigen Tage aufgelistet sind:
Übersetzer von Velikovsky-Büchern und sein langjähriger Vertreter im deutschsprachigen Raum, Christoph Marx (= CM). Seit dem Zusammenschluß der deutschsprachigen Geschichtskritiker, Velikovskianer und Katastrophisten Anfang der 80er
Zu den ersten deutschen Arbeiten über die Katastrophentheorie im Sinne von I. Velikovski hörenten auch die folgenden Berichte:
Die Rolle von CM bei der Gründung der Gesellschaft für die Rekonstruktion der Menschheits- und Naturgeschichte (GRMNG), e. V. wurde im entsprechenden Beitrag gehandelt. An dieser Stelle möchten wir nur betonen, dass der Begriff "Rekonstruktion der Menschheits- und Naturgeschichte (RMNG)" von CM bei der Zusammenfassung der Beweise, die die Thesen von Velikovsky untermauerten, Ende 70er Jahre eingeführt wurde.
In der europäische Geschichte, wie auch in der ganzen Menschheitsgeschichte, haben die planetaren Katastrophen eine enorme Rolle gespielt . CM lokalisierte die letzte große Katatstrophe der Menschheit als eine, die in der Mitte von Trecento, also im 14. Jh. stattfand und die ganze europäische Geschichte umwälzte (Die Merkur-Katastrophe)
Die in dieser Katastrophenserie zerstörten und später wieder teilweise aufgebauten Monumente zeugen von der ausgedehnten aber nicht datierbaren kontinentalen Geschichte vor dieser Katastrophe. CM hat viele Zeugnisse von dieser vor ca. 650 Jahren zu Ende gegangenen letzten exoterrestrisch verursachten Kataklysmenserie zusammengetragen.
Im Zusammenhang mit folgereichen extraterrestrisch verursachten Kataklysmen und den durch diese planetaren Katastrophen bedingten Änderungen der Erdumlaufbahn und der Erdachsenposition im Weltall sieht CM auch die waren Beweggründe, die die Menschheit gezwungen haben, Kalenderreforme (die Gregorianische Kalenderreform und davor die Kanopus-Kalenderreform) durchzuführen.
Einige ausgewählten Artikel und Berichte von Christoph Marx (die unten angegebenen Verweistexte sind nicht unbedingt mit den entsprechenden Titeln identisch, wie sie vom Verfasser verfasst wurden):
"Noch vor 100 Jahren wurde auf geologischen Kongressen festgestellt, daß Steine aus physikalischen Gründen nicht vom Himmel fallen können. Bis 1980 bestritt man sogar, daß größere kosmische Himmelskörper auf der Erde eingeschlagen sein sollen. Die Untersuchungen des Nobelpreisträgers Alvarez leiteten jedoch jedoch ein Umdenken in der Geologie ein. Seit diesem Zeitpunkt wird der Dino-Impakt vor angeblich 65 Millionen Jahren bei Yukatan (Mexiko) nach längerem heftigem Widerstand als gegeben hingenommen. In letzter Zeit werden immer intensiver Weltuntergangsszenarien vorgestellt, denn die statistischen Chancen steigen fast täglich, daß die Erde von einem größeren Asteroiden oder Kometen getroffen wird. Wie der Geologie-Professor Alexander Tollmann jedoch auf geologischer, ethnologischer und paläontologischer Basis nachwies, fand eine entsprechende Weltkatastrophe mit der globalen Sintflut bereits vor maximal 9500 vielleicht auch nur knapp 6000 Jahren statt. "
Sintflut am Bosphorus
Jedes Volk kennt Sintflut
Noch einmal zur Sintflut am Schwarzen Meer
Witze zum Thema Sintflut
Argumente eines Sintflutgegners
SIS Tagung zum Thema Katastrophismus
Die Hypothese, daß ein gewaltiger Asteroid mit der Erde kollidierte und das Massensterben an der Wende Kreide/Tertiär auslöste, wurde von L.W. Alvarez, W. Alvarez, F. Asaro und H.V. Michel (Extraterrestrial cause for the Cretaceous-Tertiary extinction; Science, 208, S. 1095-1108, 1980) vertreten. Die sog. Impakt-Hypothese hat sich inzwischen durchgesetzt, wobei die Ursachen für das Massensterben noch nicht geklärt sind.
Als langfristige Folge des Meteoriteneinschlags zwischen Schwäbischer und Fränkischer Alb (Ries-Ereignisses) wurden gemäß der Hypothese von Rutte der Schwarzwald und die Schwäbische Alb großzügig herausgehoben.
Alvarez, L.W.; Alvarez, W.; Asaro, F.; Michel, H.V. (1980): Extraterrestrial cause for the Cretaceous-Tertiary extinction. Science 208, 1095-1108.
Alvarez, W. & Asaro, F. (1990): Die Kreide-Tertiär-Wende: ein Meteoriteneinschlag? Spektrum der Wissenschaft, Dez., 52-59.
Christian Blöss, Planeten, Götter, Katastrophen: Das neue Bild vom kosmischen Chaos, Scarabäus bei Eichborn Verlag, Frankfurt/M, 1991
Courtillot, V.E. (1990): Die Kreide-Tertiär-Wende: verheerender Vulkanismus? Spektrum der Wissenschaft, Dez., 60-69.
Horst Friedrich, Jahrhundert-Irrtum Eiszeit, EFODON, 1998.
Horst Friedrich, Erdkatastrophen und Menschheitsentwicklung. Unser kataklysmisches Ur-Trauma, EFODON, 1999.
Charles H. Hapgood (B), Maps of the Ancient Sea King. Evidence of Advanced Civilization in the Ice Age s (New York, 1979).
Gunnar Heinsohn, Die Erschaffung der Götter. Das Opfer als Ursprung der Religion. Rowohlt 1997
Heribert Illig, Chronologie und Katastrophismus. Vom ersten Menschen bis zum drohenden Asteroideneinschlag; Mantis Verlag, Gräfelfing, 1992
François de Sarre, Als das Mittelmeer trocken war, Die katastrophische Geschichte des mediterranen Gebietes, EFODON, 1999.
Thies, D. (1991): Das Phänomen des Massenaussterbens in der Erdgeschichte. Die Geowissenschaften 9, 49-56.
Uwe Topper, Das Erbe der Giganten. Untergang und Rückkehr der Atlanter, Walter-Verlag, Olten und Freiburg, 1977
Immanuel Velikovsky, Welten im Zusammenstoß. Kosmische Katastrophen schufen unsere Zivilisation. 1994
Immanuel Velikovsky, Erde im Aufruhr
Michael A. Cremo, Richard L. Thompson , Verbotene Archäologie. Sensationelle Funde verändern die Welt. 1996