Gregor von Tour's Fränkische Geschichte

Nach der Übersetzung von Wilhelm von Giesebrecht

neu bearbeitet von Manfred Gebauer

Phaidon Verlag (Essen & Stuttgart 1988) ISBN 3-88851-108-9

Viertes Buch

Kapitel 31

Es trug sich aber in Gallien ein höchst wunderbares Ereignis mit der Burg Tauredunum zu. Sie lag über der Rhone auf einem Berge, und als man in diesem mehr als sechzig Tage lang ein ungewöhnliches Getöse vernommen hatte, trennte und teilte er sich endlich von einem andren ihm nah gelegenen und stürzte mit den Menschen, Kirchen, Schätzen und Häusern in den Fluss; und da hierdurch das Bett des Flusses gesperrt war, lief das Wasser zurück. Die Stelle war aber auf beiden Seiten von Bergen eingeschlossen, und durch die Schlucht zwischen ihnen stürzte sich der Fluss. Indem er nun austrat, überschwemmte und verheerte er die oberen Gegenden am Ufer. Hierauf staute sich das Wasser hoch auf und brach nach unten durch. Es überraschte auch hier die Bewohner ebenso unvermutet wie oberhalb, begrub sie in den Fluten, stürzte die Häuser um, ertränkte das Vieh und verschlang oder unterwühlte durch seinen gewaltigen und plötzlichen Andrang alles, was am Ufer war, bis nach der Stadt Genf hin. Man erzählt, dass dort die Wassermasse so gross gewesen sei, dass sie in die Stadt über die Mauern strömte. Und dies ist nicht zu bezweifeln, da, wie wir erzählt haben, die Rhone an jenen Stellen in einer Bergschlucht fliesst und zur Seite, wenn sie gesperrt wird, keinen Ausweg hat, und weil sie als jener Berg sich gelöst hat und einstürzte, ihn mit einem Male durchbrach und so alles verheerte.

Als dies geschehen war, kamen dreissig Mönche zu der Stelle, wo die Burg herabgestürzt war, und da sie den Boden durchgruben, der noch von dem eingesunkenen Berge zurückgeblieben war, stiessen sie auf Erz und Eisen. Während sie noch mit der Arbeit beschäftigt waren, hörten sie abermals das Brausen im Berge, wie es früher gewesen war. Aus wilder Habsucht blieben sie aber; da stürzte auch jener Teil, der noch nicht herabgesunken war, über sie zusammen, verschüttete und tötete sie, und es ist nichts weiter von ihnen gefunden worden.

Ebenso gingen auch grosse Wunderzeichen der Pest in Arvern vorher und setzten jene Gegen in Schrecken. Denn häufig sah man um die Sonne einen drei- und vierfachen hellen Schein, den die gemeinen Leute auch Sonne nannten, und sagten: "Sehet, am Himmel sind drei oder vier Sonnen." Einmal aber, und zwar am 1. Oktober, war die Sonne so verfinstert, dass nicht einmal der vierte Teil derselben seinen Glanz behielt: düster und farblos sah sie aus, wie Sack und Asche. Ferner wurde auch ein Stern, den man Komet nennt, in dieser Gegend das ganze Jahr hindurch gesehen, mit einem Schweif, gleich wie ein Schwert, und man sah den Himmel brennen, und viele andere Zeichen erschienen. In der Hauptkirche zu Arvern löschte, als an einem Festtage die Frühmette gehalten wurde, eine Lerche, welche hineingeflogen war, alle Kerzen, die da brannten, mit ihren Flügeln mit solcher Schnelligkeit aus, dass man hätte glauben sollen, jemand habe sie alle in der Hand gehabt und in Wasser getaucht. Auch in den Altarraum wollte sie unter dem Vorhang hineinfliegen und die Lampe auslöschen, aber sie wurde von den Türhütern daran gehindert und getötet. Ähnliches tat ein anderer Vogel mit den brennenden Kerzen in der Kirche des heiligen Andreas.

Als aber die Pest ausbrach, richtete sie eine solche Verheerung unter dem Volke in jener ganzen Gegend an, dass man nicht zählen kann, wie viele Tausende daran umgekommen sind. Denn als es an Särgen und Brettern zu fehlen anfing, begrub man in einer Grube zehn und selbst mehr beieinander. Es wurden an einem Sonntage in der Kirche des heiligen Petrus allein dreihundert Leichen gezählt. Der Tod überfiel die Menschen ganz plötzlich. Nachdem sich in den Weichen oder unter der Achsel eine schlangenförmige Geschwulst gebildet hatte, wurde der Mensch von dem Gifte so schnell ergriffen, dass er schon am zweiten oder dritten Tage den letzten Atem aushauchte. Auch die Besinnung raubte die Kraft jenes Giftes dem Menschen.

Damals starb auch der Priester Cato. Denn er verliess, obgleich viele sich vor der Seuche geflüchtet hatten, niemals seinen Platz, begrub die Toten und las für einen jeden Messen. Dieser Priester war überhaupt ein Mann von grosser Menschlichkeit und nahm sich der Armen sehr an. Dies war für ihn, wie ich glaube, wenn er auch sonst voll Hochmut war, zur Rettung seiner Seele ein Heilmittel. Bischof Cautinus kehrt endlich auch, nachdem er an vielen Orten herumgezogen war, um der Krankheit zu entgehen, nach der Stadt zurück, da befiel ihn dasselbe Geschick wie jene, und er starb am Leidenstage unseres Herrn. Zu derselben Stunde starb auch sein Vetter Tetradius. Damals wurden auch Lyon, Bourges, Châlon und Dijon durch die Seuche sehr entvölkert.

Fünftes Buch

22. Kapitel

Hiernach erschien in der Nacht des 11. November, als wir gerade die Vigilien des heiligen Martinus feierten, ein grosses Wunder, denn mitten im Monde sah man einen hellen Stern glänzen, und über und unter dem Monde erschienen in der Nähe andere Sterne. Auch jener Reif, der meist Regen anzeigt, wurde ringsum sichtbar. Was dies bedeuten sollte, wissen wir nicht. Ferner sahen wir oft in diesem Jahre den Mond ganz schwarz überzogen, und vor dem Geburtsfeste des Herrn hörte man schwere Donnerschläge. Auch jener helle Glanz um die Sonne, der, wie wir erwähnten, vor dem Unglück zu Arvern gesehen wurde und welchen die ungbildeten Leute auch Sonnen nennen, erschien wieder, und das Meer, erzählt man, wuchs über alle Massen, und noch viele andere Zeichen geschahen.

33. Kapitel

Im fünften Jahre der Regierung König Childeberts bedrängten grosse Überschwemmungen die Gegend von Arvern. Zwölf Tage hörte es nicht auf zu regnen, und die Limagne wurde von einer solche Wassermasse überflutet, dass sie viele an der Aussaat hinderte. Die Loire, der Allier und die andern Flüsse, welche sich in die Loire ergiessen, schwollen so an, dass sie weiter über ihre Ufer traten, als jemals zuvor, grossen Schaden unter den Viehherden, bedeutenden Verlust an bestellten Äckern und Verheerungen an den Gebäuden anrichteten. Auf gleiche Weise trat auch die Rhone mit der Saone aus ihren Ufern aus, fügte den Anwohnern grossen Schaden zu und unterwühlte zum Teil die Mauern von Lyon. Als aber die Regengüsse nachliessen, fingen die Bäume noch im Monat September von neuem zu nlühen an.

Im Gebiet von Tours sah man in diesem Jahre in der Frühe, ehe noch das Tageslicht anbrach, einen feurigen Schein, der über den Himmel lief und nach der östlichen Seite hin verschwand. Auch hörte man ein Krachen durch das ganze Land, wie von einem fallenden Baume. Es konnte aber deshalb nicht von einem Baume herrühren, weil es in fünfzig Meilen weit oder mehr gehört wurde. In demselben Jahre wurde die Stadt Bordeaux schwer von einem Erdbeben mitgenommen, und die Mauern der Stadt drohten einzustürzen. Die ganze Einwohnerschaft schwebte in solcher Todesfurcht, dass sie meinten, wenn sie nicht flöhen, würden sie alle mit der Stadt von der Erde verschlungen werden. Deshalb wanderten viele nach andern Städten aus. Das Erdbeben erstreckte cih auch nach den benachbarten Städten und reichte bis nach Spanien, aber nicht in derselben Stärke. Doch lösten sich in den Pyrenäen gewaltige Felsstücke los und erschlugen Menschen und Vieh. Viele Ortschaften in dem Gebiete von Bordeaux äscherte eine Feuersbrunst ein, die durch göttliche Schickung entstand. Häuser und Scheunen mit der Ernte wurden plötzlich vom Feuer ergriffen und durch den Brand völlig zerstört. Da das Feuer von nirgendwoher übergriff, geschah es vielleicht durch himmlische Fügung [all diese Symptome entsprechen exakt jenen, die beim Durchgang des Biela'schen Kometen 1872 in den USA beobachtet wurden]. Auch die Stadt Orléans wurde von einer grossen Feuersbrunst verheert, so sehr, dass selbst den Reicheren durchaus nichts übrig blieb, und wenn einer etwas aus den Flammen rettete, lauerten ihm Diebe auf und raubten es. In dem Gebiet von Chartres floss wirkliches Blut aus gebrochenem Brote. Die Stadt Bourges wurde von einem starken Hagelschlag heimgesucht.

34. Kapitel

Auf diese Vorzeichen folgte eine fürchterliche Seuche. Denn als die Könige schon wieder haderten und sich abermals zum Bruderkriege rüsteten, breitete sich eine ansteckende Ruhr fast durch alle gallischen Länder aus. Es hatten aber, die daran litten, unter Erbrechen heftiges Fieber und einen gewaltigen Nierenschmerz, auch Kopf und Genick waren ihnen schwer, und der Auswurf war von gelber oder grüner Farbe. Viele behaupten, der Grund sei ein verborgenes Gift. Die ungebildeteren Leute nannten die Krankheit innere Blattern, und dies ist nicht ganz verworren, denn wenn an den Schultern oder Schenkeln Schröpfköpfe gesetzt wurden, kamen Blasen heraus und brachen auf, und durch das Auslaufen des Eiters wurden viele geheilt. Aber auch Kräuter, die man sonst gegen Vergiftungen braucht, halfen, als Trank eingegeben, sehr vielen. Und zuerst befiel diese Krankheit, die im Monat August ausbrach [heute Zeit der Leoniden, Reste des Biela'schen Kometen], die Kinder und raffte sie fort. Wir verloren die süssen, teuren Kleinen, die wir auf unserm Schoss gehegt, in unsern Armen gewiegt, denen wir mit eigner Hand Speise gereicht und sie mit ängstlicher Sorge genährt hatten, aber wir trockneten unsere Tränen und sprachen mit dem heiligen Hiob: "Der Herr hat es gegeben, der Herr hat es genommen, wie es Gott gefiel, so ist es geschehen. Der Name des Herrn sei gelobt."

[...]

41. Kapitel

Miro, der König von Galicien, schickte damals Gesandte an König Gunthramn. Und als sie durch das Gebiet von Poitiers kamen, das zu dieser Zeit König Chilperich innehatte, wurde es ihm kund getan. Da befahl er die Gesandten festzuhalten und zu ihm zu bringen und liess sie zu Paris bewachen.

Zu derselben Zeit kam zu Poitiers ein Wolf aus den Wäldern und lief durch das Tor in die Stadt; man schloss die Tore, jagte ihn innerhalb der Stadtmauern und tötete ihn. Einige behaupteten auch, sie hätten den Himmel in Flammen gesehen. Die Loire war noch höher als im vorigen Jahre, nachdem sich das Wasser des Cher in sie ergossen hatte. Ein Südorkan stürmte mit solcher Gewalt einher, dass er Wälder niederstreckte, Häuser zu Boden warf, Zäune ausriss und selbst Menschen so herumschleuderte, dass sie umkamen. Er wütete in einer Breite von etwa sieben Morgen, wie weit er sich in der Länge ausdehnte, war nicht zu berechnen. Auch krähten die Hähne oft bei Einbruch der Nacht. Der Mond verfinsterte sich und es erschien ein Komet. Darauf brach eine schwere Seuche unter dem Volke aus.

Sechstes Buch

14. Kapitel

Im siebenten Jahre der Regierung König Childeberts, das ist im einundzwanzigsten Chilperichs und Gunthramns, gab es im Monat Januar gewaltige Regengüsse, Blitze und Donnerschläge. Auch sah man Blüten an den Bäumen. Und es erschien ein Stern, den man, wie ich schon früher gesagt habe, Komet nennt. Rings um ihn war alles ganz dunkel; gleich wie aus einer Öffnung hervorbrechend, leuchtete er funkelnd und Strahlen schiessend durch die Finsternis. Und es ging von ihm ein Schweif von auffallender Grösse aus, der von fern wie die starke Rauchwolke von einer Feuersbrunst aussah. Man sah den Stern im Westen um die erste Stunde der Nacht. Am heiligen Ostertage sah man zu Soissons hell den Himmel leuchten, so dass es schien, als seien es zwi Feuer, und das eine war grösser, das andere kleiner. Nach Verlauf zweier Stunden verbanden sie sich alsdann, bildeten eine grosse Leuchtsäule und verschwanden. Im Gebiete von Paris floss wirkliches Blut aus einer Wolke nieder und fiel vielen Leuten auf das Gewand, das es so befleckte, dass sie vor Abscheu ihre eigenen Kleider nicht mehr tragen mochten. Diese wunderbare Erscheinung wurde an drei Orten im Gebiet jener Stadt bemerkt. Im Gebiete von Senlis fand ein Mann, als er am Morgen aufstand, sein Haus im Innern mit Blut bespritzt.

Es war auch eine grosse Seuche in diesem Jahre unter dem Volke. Verschiedene Krankheiten, Frieseln, Blattern und Ausschlag wurden für eine grosse Zahl Menschen tödlich. Von denen aber, die sich in acht nahmen, kamen viele davon.

Wir hörten auch, dass zu Narbonne in diesem Jahre die Drüsenpest heftig wütete, so dass, wenn jemand von ihr ergriffen wurde, es sogleich mit ihm vorbei war.

21. Kapitel

In demselben Jahre zeigten sich abermals manche Wunderzeichen. Eine Mondfinsternis trat ein; im Gebiete von Tours floss wirkliches Blut aus einem Brote, das man brach; die Mauern der Stadt Soissons stürzten ein; in der Stadt Angers war ein Erdbeben; in die Mauern der Stadt Bordeaux kamen Wölfe, zerrissen Hunde und zeigten nicht einmal vor den Menschen Furcht; über den Himmel sah man einen feurigen Glanz dahinlaufen. Auch wurde die Stadt Bazas von einer Feuersbrunst heimgesucht und die Kirchen selbst und die Kirchenhäuser zerstört. Die Kirchengeräte wurden jedoch, wie ich gehört habe, vollständig gerettet.

25. Kapitel

Im achten Jahre König Childeberts senkte sich zu Tours am 31. Januar, einem Sonntage, als gerade zur Frühmesse geläutet war und das Volk aufstand und zur Kirche kam, bei bewölktem Himmel unter Regen eine grosse Feuerkugel vom Himmel und durchlief einen grossen Raum in der Luft. Sie verbreitete ein solches Licht, dass man alles deutlich wie am Mittag erkennen konnte. Dann trat sie hinter eine Wolke, und es entstand tiefes Dunkel. Die Gewässer schwollen ungewöhnlich an, und die Seine und Marne verursachten bei Paris eine solche Überschwemmung, dass zwischen der Stadt und der Kirche des heiligen Laurentius mancher Schiffbruch erlitt.

33. Kapitel

Im neunten Jahre König Childeberts gab König Gunthramn selbst seinem Neffen seinen Anteil von Marseille zurück. Es kehrten Gesandte König Chilperichs aus Spanien heim und erzählten, dass die Carpetanische Provinz schrecklich von Heuschrecken verwüstet worden sei, kein Baum, kein Weinstock, kein Busch, keine Feldfrucht, nichts Grünes sei übrig geblieben, das die Heuschrecken nicht zugrunde gerichtet hätten. Sie meldeten auch, dass die Feindschaft, welche zwischen Leuvigild und seinem Sohne ausgebrochen war, noch sehr im Wachsen sei. Auch verödeten viele Gegenden dort durch die Pest, welche besonders zu Narbonne ungewöhnlich stark wütete, und zwar schon im dritten Jahre, nachdem sie zuerst aufgetreten war und dann zurückgegangen war. Als die Leute von der Flucht zurückkehrten, wurden sie aber zum zweitenmal von der Krankheit heimgesucht. Auch die Stadt Albi litt sehr durch diese Seuche.

In diesen Tagen wurden nach Norden um Mitternacht viele Strahlen sichtbar, die in sehr hellem Glanze leuchteten, sich näherten und dann wiederum trennten, bis sie verschwanden. Auch glänzte der ganze Himmel dabei gegen Norden so hell, dass man hätte glauben können, die Morgenröte breche an.

44. Kapitel

Die Heuschrecken zogen in diesem Jahre aus der Carpetanischen Provinz, welche sie fünf Jahre verwüstet hatten, der grossen Heerstrasse folgend, in eine andre Provinz, welche an diese grenzte Sie nahmen der Länge nach einen Raum von 150 Meilen, der Breite nach von 100 Meilen ein. In Gallien waren in diesem Jahre viele wunderbare Erscheinungen, und es kamen schwere Zeiten über das Volk. Im Monat Januar blühten die Rosen, und um die Sonne sah man einen grossen Ring, in allerlei Farben spielend, wie er sich beim Regen in dem Regenbogen am Himmel zu zeigen pflegt. Der Reif tat den Weinbergen grossen Schaden. Dann folgte ein Hagelwetter, das die Weinberge und Saatfelder an sehr vielen Orten verheerte. Was der Hagel verschont hatte, kam durch eine ungeheure Dürre um. Der Ertrag mancher Weinberge war sehr gering, in anderen fehlte er ganz, so dass die Menschen, mit Gott hadernd, die Türen der Weinberge öffneten und die Herden hineintrieben. Die Verblendeten wünschten sich selbst das Unheil herbei und sprachen: "Niemals soll in alle Ewigkeit in diesen Weinbergen wieder eine Rebe wachsen." Die Obstbäume brachten dagegen, nachdem sie schon im Monat Juli getragen hatten, im Monat September abermals Früchte. Wiederholt griff damals die Viehseuche um sich, so dass kaum ein Stück übrig blieb.

Siebentes Buch

11. Kapitel

Es war im Monat Dezember, als sich dieses zutrug. Damals zeigten sich in den Weinbergen an den Reben neue Schösslinge mit missgestalteten Trauben, wie auch Blüten an den Bäumen; ein grosser Feuerglanz lief über den Himmel und erhellte vor Anbruch des Tageslichts weithin die Welt. Es erschienen ferner am Himmel Lichtstrahlen, nach Norden wurde zwei Stunden lang eine feurige Säule gesehen, die vom Himmel gleichsam herabhing, und über ihr war ein grosser Stern. Im Gebiet von Angers war ein Erdbeben. Und noch viele andere wunderbare Erscheinungen zeigten sich, die, wie ich glaube, Gundovalds Tod ankündigten.

45. Kapitel

In diesem Jahr kam eine grosse Hungersnot fast über ganz Gallien. Und viele buken aus Traubenkernen und Haselblüten Brot, manche auch aus getrockneten und kleingemahlenen Wurzeln des Farnkrautes, denen sie etwas Mehl beimischten. Viele schnitten die grüne Saat ab und gebrauchten sie auf ähnliche Weise. Es gab ferner viele, die, da sie gar kein Mehl mehr hatten, allerhand Kräuter ausrissen und assen; von deren Genuss schwollen sie aber und starben. Eine grosse Zahl siechte damals aus Mangel dahin und kam um. Zu jener Zeit zogen die Kaufleute das Volk gewaltig aus, da sie den Scheffel Getreide oder das Halbmass Wein kaum für ein Drittelstück verkauften. Arme Leute begaben sich freiwillig in Knechtschaft, um nur ein wenig Nahrung zu erhalten.

Achtes Buch

8. Kapitel

Man sah damals wunderbare Zeichen, nämlich Feuerstrahlen am nördlichen Himmel, wie sie sich öfter zu zeigen pflegen. Auch sah man einen Blitzstrahl über den Himmel dahinlaufen und an den Bäumen bemerkte man Blüten. Es war aber im Monat Juli.

17. Kapitel

Als wir uns dort aufhielten, sahen wir in zwei Nächten Zeichen am Himmel, nämlich Strahlen auf der Nordseite, die so hell glänzten, wie wir sie früher niemals bemerkt zu haben meinten, und von zwei Seiten, von Ost und West, wurden blutige Wolken sichtbar. Auch in der dritten Nacht, ungefähr um die zweite Stunde, erschienen diese Strahlen. Und während wir sie noch voll Schrecken betrachteten, erhoben sich von allen vier Weltgegenden gleiche Strahlen, und wir sahen den ganzen Himmel von ihnen bedeckt. In der Mitte des Himmels war ein glänzende Wolke, in der sammelten sich die Strahlen wie bei einem Zelt, dessen Streifen unten breiter anfangen, nach oben schmaler werden und in eine Spitze zusammenlaufen. In der Mitte der Strahlen aber waren noch andere Wolken, die gewaltig blühten und leuchteten. Diese Erscheinung versetzte uns in grosse Furcht. Denn wir erwarteten, dass irgendeine Plage vom Himmel über uns gesandt werden würde.

23. Kapitel

In diesem Jahr gab es grosse Regengüsse, und die Flüsse schwollen so gewaltig an, dass häufig Schiffe zerstört wurden. Sie traten auch über die Ufer, überschwemmten die Saaten und Wiesen in der Nähe und richteten grossen Schaden an. Die Frühlings- und Sommermonate waren so feucht, dass man eher glaubte, es sei Winter als Sommer.

24. Kapitel

Zwei Inseln im Meere wurden in diesem Jahre durch Feuer vom Himmel zerstört; sieben Tage wurden sie, mit den Menschen und Tieren auf ihnen, vom Brande heimgesucht. Die zum Meere flohen und sich in das Wasser stürzten, kamen gleich in den Wellen um, wo sie hineinsprangen; einen schlimmeren Tod starben die andern in den Flammen, wenn sie nicht sogleich ihren Atem aushauchten. Nachdem alles zu Asche gebrannt war, überflutete das Meer das Ganze. Viele meinten, jene Erscheinungen, die wir, wie erzählt, im Oktober sahen – wo es war, als ob der Himmel brenne –, hätten vom Widerscheine dieses Brandes hergerührt.

25. Kapitel

Auf einer anderen Insel, die ganz nahe bei der Stadt Vannes liegt, war ein grosser und fischreicher Teich; dessen Wasser verwandelte sich eine Elle tief in Blut, und eine unzählige Menge von Hunden und Vögeln sammelte sich viele Tage lang dort, leckte dies Blut und entfernte sich gesättigt am Abend.

42. Kapitel

[...]

In diesem Jahre geschahen viele Zeichen. Im September sah man die Bäume blühen, und viele, die schon einmal getragen hatten, trugen aufs neue, so dass man bis zur Weihnachtszeit Obst an den Bäumen hatte. Ferner sah man einen Blitz schlangenförmig über den Himmel hinlaufen.

Neuntes Buch

5. Kapitel

Es geschahen damals viele Wunderzeichen. In manchen Häusern fand man die Gefässe mit irgendwelchen Zeichen bemalt, und man konnte diese auf keine Weise weder auskratzen noch wegwischen. Dieses Wunder zeigte sich zuerst in dem Gebiet der Stadt Chartres, verbreitete sich dann durch das Gebiet von Orléans bis nach dem von Bordeaux und übersprang keine Stadt, die dazwischen lag. In den Weinbergen sah man im Oktober, als die Weinlese bereits vorüber war, neue Schösslinge mit missgestalteten Trauben. Auch sonst sah man an den Bäumen neues Laub und neue Früchte. Am nördlichen Himmel erschienen Lichtstrahlen. Manche wollte Schlangen aus einer Wolke haben fallen sehen. Andre behaupteten, ein ganzer Hof sei mit seinen Häusern und Einwohnern plötzlich untergegangen und verschwunden. Noch viele andere Zeichen traten ein, die den Tod eines Königs oder eine Landplage zu verkünden pflegen. Es gab in jenem Jahre eine spärliche Weinernte, grosses Wasser, unendlich viel Regen, und die Flüsse schwollen gewaltig an.

17. Kapitel

In diesem Jahre gab es im Frühling starke Regengüsse, und als die Bäume und Weinberge schon grünten, fiel Schnee und deckte alles zu. Und Frost trat ein und vernichtete die Reben in den Weinbergen, wie auch die übrigen Früchte, die bereits angesetzt hatten. So gross war die Kälte, dass sogar die Schwalben, die aus fremden Gegenden kamen, bei dem starken Froste starben. Auch das war wunderbar, dass, wo sonst der Frost niemals Schaden angerichtet hatte, er damals alles zugrunde richtete und gerade da nicht hinkam, wo er sonst Verheerungen verursachte.

22. Kapitel

Da ich oben erzählt habe, dass die Stadt Marseille damals von einer sehr schlimmen Krankheit heimgesucht wurde, so will ich doch ausführlicher erzählen, wie schwere Leiden sie erduldete. Es war gerade in jenen Tagen Bischof Theodorus zum König gereist, um ihm Klagen gegen den Patricius Nicetius vorzubringen. Da er aber bei König Childebert in dieser Sache kein Gehör fand, beschloss er, in seine Heimat zurückzukehren. Inzwischen war ein Schiff aus Spanien mit den üblichen Handelswaren im Hafen von Marseille eingelaufen und hatte unglücklicherweise den ansteckenden Keim dieser Krankheit mit sich gebracht. Als nun viele Bürger verschiedenes vom Schiffe kauften, brach sofort in einem Hause, das von acht Seelen bewohnt war, die Krankheit aus, die Bewohner wurden von ihr hingerafft, und das Haus starb ganz aus. Doch verbreitete sich die verzehrende Seuche nicht sofort über alle Häuser, sondern es verging einige Zeit, und dann erst erfasste sie die ganze Stadt, gleichwie ein Feuer, das in ein Saatfeld geworfen wird. Dennoch kehrte der Bischof nach der Stadt zurück, hielt sich mit den wenigen, die damals bei ihm ausharrten, in den Mauern der Kirche des heiligen Victor auf und flehte dort, solange die Pest in der Stadt wütete, unablässig mit Beten und Wachen die Barmherzigkeit Gottes an, dass endlich das Verderben ein Ende nehme und das Volk wieder in Ruhe und Frieden leben dürfe. Als dann diese Plage gut zwei Monate aufgehört hatte und das Volk sorglos zur Stadt zurückkehrte, brach die Krankheit abermals aus, und es starben jetzt die, welche zurückgekehrt waren. Die Stadt wurde auch in der Folge noch vielfach von diesem verheerenden Übel heimgesucht.

44. Kapitel

In diesem Jahre ergoss sich am Sonntag nach Ostern ein so gewaltiger Regen mit Hagel vermischt, dass zwei bis drei Stunden lang sogar in den kleineren Flussbetten ungeheure Ströme zu fliessen schienen. Die Bäume blühten im Herbst und trugen noch einmal Früchte, nachdem sie schon früher getragen hatten. Im November sah man Rosen. Die Flüsse schwollen über die Massen an, traten über die Ufer, überschwemmten Stellen, die sei sonst niemals erreicht hatten, und fügten den Saaten nicht geringen Schaden zu.

Zehntes Buch

  1. Kapitel

Im fünfzehnten Jahre König Childeberts kam unser Diakon von Rom mit Reliquien der Heiligen zurück und erzählte, dass im November des Jahres zuvor der Tiberfluss ausgetreten sei und die Stadt Rom so sehr überschwemmt habe, dass manche Tempel aus dem Altertum einstürzten und die Vorratshäuser der Kirche zerstört wurden, in denen einige tausend Scheffel Weizen zugrunde gingen. Auch schwammen eine Menge Schlangen zusammen mit einem riesigen Drachen, dr so dick wie ein starker Balken war, den Fluss hinab in das Meer hinein, aber in den salzigen Fluten des stürmischen Meeres kamen die Tiere um und wurden an das Ufer geworfen. Hierauf zeigte sich alsbald die Drüsenpest. Und zwar brach sie in der Mitte des Januar aus und befiel zuerst nach den Worten, die man im Propheten Hesekiel liest: "Fanget aber an an meinem Heiligtume", den Papst Pelagius, und er starb sofort, nachdem ihn die Krankheit ergriffen hatte. Sobald er tot war, begann ein grosses Sterben unter dem Volk von dieser Pest. Da aber die Kirche Gottes nicht ohne einen Führer sein konnte, wählte das gesamte Volk den Diakon Gregorius zum Papste. [...]

23. Kapitel

In diesem Jahre leuchtete über das Land bei Nachtzeit ein so heller Schein, dass man hätte glauben mögen, es sei Mittag: auch sah man in gleicher Weise nachts öfter feurige Kugeln über den Himmel hinziehen und die Welt erleuchten. Wegen des richtigen Datums des Osterfestes war man im Zweifel, da Victurius in seiner Ostertafel angibt, Ostern falle auf den fünfzehnten Tag nach Neumond, jedoch, damit die Christen nicht mit den Juden zusammen an diesem Tage das Fest feierten, hinzusetzt: "Die Lateiner feiern es am zweiundzwanzigsten Tage." Deshalb begingen viele in Gallien das Fest am fünfzehnten Tage nach dem Neumond, wir aber am zweiundzwanzigsten Tage. Wir hatten aber dies genau untersucht, und in der Tat füllten sich die Quellen in Spanien, die durch ein Wunder um Ostern voll sind, an dem Tage, an dem wir das Fest feierten. Am 14. Juni war ein grosses Erdbeben, an einem Mittwoch ganz in der Frühe, als eben das Tageslicht angebrochen war. In der Mitte des Monats Oktober verfinsterte sich die Sonne, und ihr Licht nahm so ab, dass sie kaum so gross blieb wie die Mondsichel am fünften Tage nach dem Neumond. Es gab viel Regen, im Herbst waren heftige Gewitter, und das Wasser stieg sehr hoch. Die Städte Viviers und Avignon wurden von der Drüsenpest schwer heimgesucht.

30. Kapitel

In diesem Jahr im Monat April suchte eine schreckliche Seuche das Volk sowohl im Gebiet von Tours als von Nantes heim. Wenn einer erkrankte, litt er erst eine kurze Zeit an Kopfschmerzen und gab nicht lange danach den Geist auf. Als man aber unter grossen Fasten und Kasteiungen Bettage anstellte und reichlich den Armen spendete, wandte sich der Zorn Gottes und das Übel wurde gelindert.

In der Stadt Limoges wurden viele, weil sie den Tag des Herrn entweiht und öffentliche Arbeiten verrichtet hatten, durch Feuer, das vom Himmel fiel, verzehrt. Denn dieser Tag, der im Anbeginn zuerst das erschaffene Licht sah und der Zeuge wurde der Auferstehung des Herrn, ist heilig. Deshalb muss er auch mit aller Gewissenhaftigkeit von den Christen gefeiert und keine öffentliche Arbeit darf an ihm unternommen werden. Auch im Gebiet von Tours wurden einige von dem gleichen Feuer verbrannt, aber nicht am Sonntag.

Es herrschte ungeheure Dürre, die alles Futtergras missraten liess. Daher brach eine schwere Krankheit unter der Schafen und dem Zugvieh aus, und es blieb wenig zur Nachzucht übrig, wie das der Prophet Habakuk vorhergesagt hat: "Die Schafe werden aus den Hürden gerissen, und es werden keine Rinder in den Ställen sein." Und diese Seuche wütete nicht allein unter den Haustieren, sondern selbst unter den wilden. Denn in den Wäldern fand man im Dickicht eine grosse Menge von Hirschen und anderen Tieren verendet. Das Heu verdarb durch starke Regengüsse und durch das Austreten der Flüsse, Feldfrüchte gab es sehr wenig, aber die Weinberge boten einen reichen Ertrag. Die Eicheln kamen zwar zum Vorschein, gediehen aber nicht.

31. Kapitel

[...]

Ich habe zehn Bücher Geschichte, sieben Bücher der Wunder und ein Buch von dem Leben der Väter geschrieben, eine Abhandlung über den Psalter in einem Buche abgefasst, auch ein Buch über die Zeiten des kirchlichen Gottesdienstes herausgegeben. Und obgleich ich diese Bücher in kunstloser und ungeschliffener Sprache geschrieben habe, beschwöre ich doch alle Bischöfe des Herrn, die nach mit unwürdigem Mann die Kirche von Tours leiten werden, bei der Wiederkunft unsres Herrn Jesu Christi und bei dem allen Bösen furchtbaren Tage des Gerichts: wenn ihr nicht zerschmettert von diesem Gericht weichen und in die ewige Verdammnis mit dem Teufel eingehen wollt, so lasset niemals diese Bücher vernichten oder sie so umschreiben, dass ihr einiges auswählt und anderes weglasst; sondern so, wie sie von uns hinterlassen sind, sollen sie unversehrt und unverkürzt bei euch bleiben! Sollte dich, Bischof des Herrn, wer du auch sein magst, unser Martianus in den sieben freien Künsten unterrichtet haben, dich nämlich in der Grammatik lesen, in der Dialektik streitige Sätze entscheiden, in der Rhetorik die verschiedenen Arten des Versbaus erkennen, in der Geometrie Flächen und Längenmasse berechnen, in der Astrologie den Lauf der Gestirne beobachten, in der Arithmetik die Gattungen der Zahlen erkennen, in der Harmonie verschiedene Klänge mit dem lieblichen Tonfall der Gedichte in Übereinstimmung bringen gelehrt haben, und solltest du in allem diesem so bewandert sein, dass unser Stil dir kunstlos erscheine, so bitte ich dich dennoch, dass du nichts von dem wegnimmst, was ich geschrieben habe. Wenn du an diesen Dingen deinen Gefallen hast, ich habe nichts dagegen, dass du sie in Versen behandelst, doch lass unser Werk unberührt!

Diese Bücher haben wir im einundzwanzigsten Jahre nach unserer Einsetzung beendigt, und obgleich wir in dem oben dargestellten die Bischöfe von Tours unter Angabe ihrer Amtsjahre aufgeführt haben, folgt hier doch eine Gesamtberechnung dieser Jahre wie in einer Chronik, weil wir nicht überall haben ermitteln können, wie gross der Zwischenraum von der Erledigung des Bistums bis zu seiner neuen Besetzung gewesen ist.

Die ganze Summe der Jahre seit Erschaffung der Welt ist aber folgende:

Von der Schöpfung bis zur Sintflut

2242 Jahre

Von der Sintflut bis zum Durchzug der Kinder Israel durch das rote Meer

1404 Jahre

Von dem Durchzug durch das rote Meer bis zu der Auferstehung des Herrn

1538 Jahre

Von der Auferstehung des Herrn bis zum Heimgange des heiligen Martinus

412 Jahre

Vom Heimgange des heiligen Martinus bis zu dem oben erwähnten einundzwanzigsten Jahre unserer Amtsführung, welches das fünfte Jahr des Papstes Gregorius zu Rom, das einunddreissigste König Gunthramns, das neunzehnte König Childeberts II. ist

 

197 Jahre

Die ganze Summe dieser Jahre ist

5792 Jahre

Hier endet das zehnte Buch der Geschichte im Namen Christi.

Anmerkung

Im Klappentext des Buches heisst es ua: "Namentlich haben wir für die Zeit der Merowinger keinen Reichtum an Quellen. Die Gründung des Reiches, die Geschichte seiner Blüte und seines weiteren Schicksals während des sechsten Jahrhunderts kennen wir fast allein aus dem Werke, das hier in deutscher Übersetzung vorgelegt wird." Sein Autor Gregor von Tours wird ins 6. XC-Jh (538 oder 539 bis 594) datiert, und "erst drei Jahrhunderte nach dem Erstdruck der Werke Gregor von Tours, Anfang des 16. Jahrhunderts (1511 und 1512), wurde dem deutschsprachigen Leser, der des Lateinischen nicht kundig war, die "Fränkische Geschichte" in einer deutschen Übersetzung zugänglich" (Vorwort): Laut dieser Erklärung lag somit entweder bereits 200 Jahre vor Gutenberg ein lateinischer "Erstdruck" vor, der allerdings auch dann noch gut & gern auf 650 Jahre(!) nach dem vorgeblichen Verfassen des Werkes datiert wird; oder der lateinische "Erstdruck" erfolgte zu Beginn des "16." XK-Jhs, also Tausend(!) Jahre nach einem handschriftlichen Original. Derartige Grundlagen eines "Merowingerreiches" sind chronologisch also nicht ernstzunehmen, dürfen aber inhaltlich durchaus zu Vergleichen herangezogen werden.

Der Klartext lässt gar nichts anderes erkennen, als dass hier wiederholt Himmelskörper (Komet) zusammen mit (1) einer Beeinträchtigung der Sonne (der Komet wird also neben den Lichterscheinungen auch die Sonnenfinsternis selbst bewirkt haben, die dann also, als nicht vom Mond verursacht, gleich überhaupt nicht retrokalkulierbar ist), mit (2) verschiedenen geologischen Katastrophen & mit (3) dem Ausbruch von Pesten an vielen Orten aufgetreten ist. Von einer "Rattenplage" oder dgl als Pestursache ist natürlich nirgends die Rede & die Pestsymptome ebenso wie die atmosphärischen Erscheinungen verweisen zwingend auf exoterrestrische Immissionen aus dem Bereich des Kometen.

Darüber hinaus erscheinen die Berichte auch deshalb glaubhaft, weil sie in Form absoluter Selbstverständlichkeiten formuliert werden, Phänomene aufzählen, über die sich eigentlich kein Zeitgenosse besonders wundert oder für die andere Erklärungen gesucht werden, als was eben beobachtet wurde & was kein vernünftiger Mitlebender Grund hätte, anzuzweifeln. Die Beobachtungen sind auch in keiner Weise auf die berichteten historischen Vorgänge abgestimmt: sie kommen periodisch vor, & werden erst im Nachhinein als Vorzeichen vermutet & nicht alle Katastrophenberichte sind systematisch mit Himmelserscheinungen verknüpft. Moderne PRW-Lehrmeinungen, welche den Klartext der Berichte als erfundene – anstatt naive – wundergläubige Phantasien oder dgl ausgeben sollen, müssen als lächerlich abgetan werden.

Alles was uns hier noch fehlt, sind Synchronismen mit Quellen über denselben Kometen aus anderen Chroniken, die allerdings nicht im "6." XK-Jh verortet sein werden. Gregors Bericht jedenfalls enthält kein XK-Datum, während seine beschwörende Warnung vor Änderung im letzten Kapitel des Zehnten Buches vor den Interpretationen der modernen Lehrmeinung natürlich keinen Schutz bietet.

---

XK = Christlicher Kalender

PRW(-Kombinat) = Gesamtheit der Kollektivdenksysteme der Philosophien, Religionen & [exo- & esoterischen] Wissenschaften (Verdrängungsapparat) mit dem

KREDO = "Was BEOBACHTET wird, ist NICHT WAHRzunehmen & was zu GLAUBEN ist, ist NICHT zu beobACHTEN"