RMNG: Wie weiter bis zur Neuzeit?

Seit wir 1987xK zum ersten Mal schüchtern fragten, ob mit dem Krönungsjahr „Karl des Großen" das Jahr „800" christlicher Zeitrechnung - und damit diese selbst - überhaupt erst definiert wurde,tritt die Wurmstichigkeit mittelalterlicher und antiker Historiographie punktweise stetig mehr zutage. Wo es bislang an Methodik und übergreifendem Zusammenhalt fehlte, ist die statistische Geschichtsrekonstruktion dabei, beides zu liefern.



Attribut-vergleiche
Grundlage
(neben Ereignisvergleich)
Ergebnis

Erklärung
für herrschende Irrlehre

Fomenko
aktualistisch-naturwissen-schaft-liches Weltverständnis; Berufung auf astronomisch falsch plazierten Almagest; Vernachlässigung archäologischer Schichtenevidenz
RMNG-Vorbehalt: empirische astronomische Rekonstruktion
1. Almagest-Datierung ins 16. JhxK bringt die Ära Nabonassar & damit das ganze Altertum um »1'200 Jahre von 747- nach »460+xK.
2. Statistische Rekonstruktion zeigt Vermehrfachung einer einzigen 700jährigen Geschichtsperiode (»900+ bis »1600+xK) um »2'500 Jahre (»1600- bis »900+).
seit der Renaissance durch irrtümliches Quellenverständnis ausgelöstes fehler-haftes (Morozov: bewußt gefälschtes) Geschichtsbild

Velikovsky
empirisch-naturwissenschaftliches Weltverständnis mit aktualistischer Weltbeschaffenheit erst seit 687-xK (letzte Mars-Katastrophe); Wahrnehmung geschichts- & naturarchäologischer Schich-tenevidenz
RMNG-Vorbehalt: Vorderasiatische & spätere astronomische Rekonstruktion
1. Rekonstruktion der kataklystischen Naturgeschichte in historischer Zeit von Saturn-Nova über Venus-Desaster zu Mars-Katastrophen
2. Neu zu beurteilende interplanetare Energetik
3. Verkürzung der altägyptishen Geschichte um 500 Jahre; Auflösung des griechischen Dunklen Zeitalters.
4. Nachweis der Traumatisierung & Amnesie des Menschheitskollektivs
irrationales Verhalten infolge Verdrängung (ohne Erklärung der Amnesieleistung)

RMNG
aktualistische Weltbeschaffenheit erst seit »650 Jahren; Wahrnehmung der Schichtenevidenz
Vorbehalt: Statistische Rekonstruktion; neue kalendarische Grundlage (WK)
1. Rekonstruktion des Vorderasiatischen Altertums ergibt Verkürzung um »3 Jahrtausende
2. Laufende Rekonstruktion der Antike & des Mittelalters ergibt weitere Kürzung historischer Geschichtsräume um »500 Jahre
Amnesieleistung durch die PRW [1]-Großdenk-systeme
Im Rückgriff auf das Werk von Nikolai Alexandrovich Morozov liefert Anatoly Fomenko [2] die mathematische Methodik zum Ereignisvergleich zwischen philologischen Geschichtsquellen, und zwar im Gegensatz zum bis heute ereigniskumulierenden Verfahren der Geschichtsschrei-bung seit den Chronologen der Neuzeit. Beiläufig werden damit auch der von Immanuel Velikovsky initialisierten Rekonstruktion der Menschheits- & Naturgeschichte (RMNG) nicht allein das moderne Rekonstruktionswerkzeug, sondern darüber hinaus Ansätze für die weitere Arbeit zwischen Altertum und Neuzeit geliefert.
Die Aufdeckung manipulierter und entstellter Geschichtsschreibung seit dem Mittelalter bis zur Gegenwart bricht nicht ab. Aber sie erscheint bis heute, wie die Diskussion um eine unabhängige neue Kalenderskala demonstriert, behindert vor allem durch das Festhalten am xK (christlicher Kalender), wo mit punktweise zu eliminierenden, in unserer Zeitrechnung datierten Zeitabschnitten operiert werden muß, die dann allerdings in der Geschichte verschiedener Völker nicht immer denselben Zeitraum umfassen [3]. Daher dreht sich die Diskussion verschiedener Geschichtsepochen dreht denn auch vorwiegend um die Suche nach Leerzeiten und archäologischen Fundlücken, also weniger um das Aufdecken synchroner Berichte in unabhängig voneinander überlieferten Quellen, wie dies seit Velikovsky die Methode der Rekonstruktion der «Menschheits- & Naturgeschichte nach unabhängig voneinander berichteten Ereignissen und nach Schichtenevidenz» für das Altertum immer der Fall war.
Wir haben uns zwar daran gewöhnt, aus der Zeit „vor Christus" ganze Jahrtausende zu entfernen. Im Alten Ägypten und Mesopotamien ficht es uns wenig an, einen Ramses III oder Hammurabi um 1'200 Jahre und noch mehr zu deplazieren, gar ganze Völker wie die Sumerer als Spuk zu dechiff-rieren; wo wir aber in die Nähe unserer eigenen Geschichte rücken, scheint der Blick plötzlich nicht mehr so weiträumig zu schweifen: er bleibt auf Widersprüche und Seltsamkeiten fixiert, findet dann aber kaum über isolierte Aspekte hinaus in die großen Zusammenhänge oder gar bis zum naturgeschichtlichen Erregungshintergrund der Vorgänge am Himmel und ihrer Konsequenzen in der Naturgeschichte. Wen-den wir uns jetzt aber den statistisch signifikanten Ergebnissen Fomenko's zu, geraten wir noch nicht einmal ein Jahrtausend vor unserer Gegenwart in solch ungewöhnliche Dimensionen, wo das Alte Rom plötzlich ins 13., seine Gründung ins 10., Alexander der Große ins 15. Jh.xK hinaufrückt, wo die Berichte des Alten Testamentes - weil ebenfalls statistisch signifikant mit den Herrschern des 10. bis 14. JhsxK verwandt - bis zur Renaissance hinaufreichen, dann aber etwa auch die Zodiakkonstellationen von Denderah (die gar das Erscheinen eines „großen Kometen" verzeichnen sollen) nicht auf die Zeiten-wendexK, sondern 600 Jahre danach frühestens im 6., besser sogar genau auf den 14. Mai 1394 und den 22. März 1422 datiert werden (II-302), und so zusammen mit dem Tempel das ganze späte Alte Ägypten fast zu unseren Zeitgenossen machen.
Vereinfachte Darstellung der statistischen Rekonstruktion nach A. T. Fomenko



Nun entscheiden wir hier nicht über die richtige Beschaffenheit von Fomenko's Ergebnissen - nebst dem Ruf nach Ersatz der christlichen Zeitrechnung sind ja auch die Vorbehalte bezüglich vernachlässigter Schichtenevidenz, aktualistischer astronomischer Kalkulationen und logischer Ereignisver-ket-tungen schon angemeldet worden. Indessen führt ab heute aber kein Weg mehr um die statistisch signifikanten Abhängigkeiten zwischen den Geschichtsperioden herum, auf welche Art auch immer diese Perioden diskutiert werden sollen. Das „Alte Rom" des Livius - mit dem ihm zugeschriebenen archäologischen Quellen - darf nicht mehr isoliert für sich betrachtet werden, sondern ist in Einklang zu bringen mit den anderen „Römischen Reichen", von denen es statistisch abhängig erscheint. Von Datierungen auf Dokumenten oder Münzen etwa des Tre-cento oder Quattrocento ist zu erklären, warum ein I.300 „eintausenddreihundert" und nicht Iesus und dreihundert heißen soll, ein Datum aus dem 3. Jahr des Kaisers Maximilian I vom Ende des 15. JhsxK (1496) kann MCL.III (Maximus Caesar Leo) geschrieben, später als 1153 gelesen worden sein (1. Rückverschiebung, s. Tabelle; II-71 ff.). Und wenn der berühmte Trojanische Krieg (Ý zwischen E3 & C2) eine Spiegelung der Anarchie und des Gothenkrieges in Italien (Ý zwischen E & C) sein sollte, als „Original" gar der Krieg in Italien im 13. Jh.xK (Ý zwischen B & A) vorgeschlagen wird und darüber hinaus auch noch statistisch sig-nifikante Abhängigkeiten mit AT-Begebenheiten (Ý zwischen E4 & C3) aufweist, so können auch Überlegungen im Zusammenhang mit den zugehörigen interplanetaren Ereignissen nicht mehr ausbleiben.
Zwar gibt die Herkunft der statistischen Abhängigkeiten noch große Rätsel auf: falsch interpretierte Datumangaben mögen eine Rolle spielen, das Vorliegen bei Beginn der Neuzeit relativ weniger, aber in unterschiedlichen Sprachen verfaßter und zudem mit leicht mißzuverstehenden Namen versehenen Chroniken, ein gewisser Wille beim einzelnen Autor oder Kopisten zur Geschichtsverlängerung auch mögen zunächst einfach faßbare, gewissermaßen rationale Gründe sein, sofern nichts anderes als das gängige aktualistische Weltverständnis uniformer Evolution als Beurteilungsmaßstab angelegt werden kann. Sie vermögen indes nicht annähernd zu überzeugen und dazu die gewaltige psychische Energie zu erklären, welche für die Fabrikation einer solchen Historiographie aufzuwenden war, wenn der Erregungshintergrund kataklystischer Evolution nicht als ursächliches Element mit berücksichtigt, allem voran also nicht die Traumatisierung des Kollektivs durch die wahrhaft existenzgefährdenden Desašter in Rechnung gestellt wird.
Nehmen wir nun in einer ersten Gesamtschau alles zusammen - aus unserer bisherigen RMNG die vormittelalterliche und die Ansätze zu einer rekonstruierten MA-Historiographie, die Schichtenevidenz sowie die Szenarien interplanetarer Naturereignisse und -prämissen ebenso wie aus der statistischen Rekonstruktion die auffallend beinahe schon aus einem Vakuum auftauchende Geschichte -, so ist (unter anderen allerdings) die Frage nicht mehr von der Hand zu weisen, ob etwa das große Venusdesašter nicht nach den Marskatastrophen über eine bereits zivilisierte Welt hereinbrach? Auf den ersten Blick ließen sich damit durchaus besser erklären:
· die Berichte über gut beschriebene und archäologisch nachweisbare prä-Exodus Kulturen;
· die heute noch absolut vorrangige Bedeutung der Venusgottheit;
· die nahe Verwandtschaft des Merkur/Venus-Paares;
· die verworrene, „gefälschte" Geschichtsschrei-bung & doch so starken Traditionen in so vielen Bereichen;
· die in Arabien, der Sahara, Sibirien & Amerika vor keineswegs so sehr langer Zeit praktisch total verschütteten Kulturen.
Es darf erwartet werden, daß mit dem Werk von Fomenko et al. einerseits die Schwächen unserer bisherigen Methodik bewältigt und andererseits die Impulse für die weiterführende RMNG-Arbeit kräftig vervielfältigt werden. Voraussetzung ist allerdings nicht nur eine recht intensive Beschäftigung mit und Aneignung der statistischen Vergleichsverfahren - wobei die drei bislang ins Englische übersetzten Bücher Fomenko's in keiner Weise Anspruch auf Vollständigkeit erheben können, vielmehr vor allem bezüglich Einzeldaten eigentlich breiter Ergänzung bedürften -, sondern auch eine nicht immer leicht zu meisternde Abkehr von so vielen vorgefaßten und letztlich immer zirkelschlüssigen Gedankenfolgen. Bis zur Neuzeit jedenfalls scheint es nicht verfehlt, dem „Anything goes"-Grundsatz eine Chance zu geben.
7. 4. 52 Marx c/o PAF

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[1]
= „Philosophien, Religionen sowie (öffentliche & esoterische) Wissenschaften". Es ist aber nicht zu übersehen, daß eine Anzahl von RMNG-Autoren aktuelle individualpsychologisierelnde Maßstäbe zur Motivationserklärung irreführender Geschichtsschreibung bevorzugen.
[2] A. T. Fomenko Empirico-Statistical Analysis of Narrative Material and its Applications to Historical Dating 2 Vol. (Dordrecht et al. 1994);
A. T. Fomenko, V. V. Kalashnikov, G. V. Nosovsky Geometrical and Statistical Methods of Analysis of Star Configurations - Dating Ptolemy's Almagest (Boca Raton 1993)
[3] Da laut der statistischen Geschichtsrekonstruktion gleiche Quellen mehrere Male übereinandergeschoben und geklittert vorkommen können, sind solche Probleme vorauszusehen.