Prof. Dr. Anatolij Sidorenko (Moldawien)
Tragische Beziehungen zwischen Moldawien und der Hohen Pforte

Wiedergabe: E. Gabowitsch

Professor Sidorenko sprach von den komplizierten Beziehungen zwischen dem Osmanenreich und dem Vasallen-Status tragenden Moldawien im 17.-19. Jh. (Nach 1450 war Moldau tributpflichtig, nach 1638 ein Vasall des Türkenreichs).
Der Osmanenreich kümmerte sich wenig über die Infrastruktur, das Wohlwollen der einfachen Leute und die Weltanschauung der moldawischen Bevölkerung,, die dadurch ihre christliche Einstellung beibehalten konnten.
Dafür aber sorgte Istanbul für die rechtzeitige und ordentliche Ablieferung der Steuer, Zölle und anderen zu entrichteten Abgaben: das finanzielle Einkommen des Reichs spielte die wichtigste Rolle. Das Recht, für die Eintreibung von Steuern zu sorgen, wurde jährlich versteigert.
Der Preis des gewinnbringenden Amtes stieg vom Jahr zu Jahr. Auch die finanzielle Belastung der Bevölkerung nahm mit der Zeit drastisch zu. So hat sich die anfängliche Zufriedenheit der Leute in eine starke antitürkische Einstellung des anlaufenden 19. Jh. umgeschlagen, die dem Anschluss an das russische Imperium dienlich war.
So, meinte der Vortragende, hat sich in der Vergangenheit mit der Zeit ein korrumpiertes System etabliert, wo für genügend Geld, jedes Amt zu kaufen war.
In der heutigen Situation seiner Heimat sieht er die entsprechende korrumpierte Mentalität weiterlebend. Er machte diese Mentalität für die Armut und Rückständigkeit des heutigen Moldawiens verantwortlich.