Ob ein Mongolen-Imperium mit Hauptstadt Karakorum tief im Asien je existierte?

Alexander Beierbach

 

Benutzte Quelle: "Kunde von den Mongolen", J. v. P. Carpini, Thorbecke, 1997

 

Drei-vier Jahre nach der Niederlage der christlichen Ritterheere bei Leignitz in Schlesien und Mohi am Sajo in Ungarn, wo die Christen durch die Tartaren vernichtend geschlagen wurden, schickte der neue Papst Innocenz (heute wird er als Innocenz der IV. bezeichnet) mehrere Kundschafter in das Reich der Sieger. Das katholische Abendland interessierte nicht nur die Möglichkeit der militärischen Abwehr gegen die Tartaren, sondern auch die Sitten und Gewohnheiten des Gegners. Zu diesen Kundschaftern gehörte auch Johannes von Plano Carpini, der sich angeblich von 1245 bis 1247 in den durch die Tartaren unterworfenen Gebieten aufhielt und einen umfassenden Bericht an den Papst lieferte. Lesen wir mal nach, was er dabei geschrieben hat.

* * *

Im ersten Kapitel seines Werkes beginnt Carpini gleich mit der geographischen Ortung der Mongolen:

"Östlich ... liegt das Land der Kytai ..., nach Süden hin das der Sarazenen ... und nach Westen das Gebiet der Naimann; im Norden ist es vom Ozean umgeben" [Carpini, S. 41].

Verzeihen sie bitte! Aber das ist doch keine Geographie der Mongolei! Damit beschreibt er die geographische Lage Russlands!

Wirklich, im Süden lebten die Sarazenen – auch heute noch befinden sich Syrien und Jordanien südlich von Russland, aber auch die moslemischen Länder wie Aserbaidschan und Persien (übrigens südlich der Wüste Gobi leben die Chinesen und nicht die Araber oder Perser). Im Norden vom Ozean umgeben - einwandfrei, die Russen haben dort ihre Häfen gehabt, z.B. Archangelsk (übrigens von der Mongolei bis hin zum Polarozean sind Tausende von km über Taiga und Tundra und die heutigen Mongolen haben nie einen Zugang zum kaum bewohnter Küste des Polarmeeres gehabt). Und nach Westen leben die Normannen - die Carpini fälschlicherweise als Naimannen bezeichnete (übrigens westlich der Mongolei sind diese Naimannen von keinem gesehen worden).

Jetzt kommen wir zum Schwierigsten - was für Kytaier leben denn östlich der Mongolei? Über Kytai schreiben außer Plano Carpini auch Marco Polo, Wilhelm von Rubruck, Odorich von Pordenone und viele viele andere. Dieses Wort wird heute von vielen als "China" verstanden (im Russischen ist China = Kitaj). Ich glaube, es ist nicht richtig.

Östlich der Mongolei befinden sich Mandschurien und Korea, nicht China. Heute gehört Mandschu zu China und die mandschurische Bevölkerung, die früher eine ganz andere Sprache benutzte, ist überwiegend linguistisch durch die Chinesen assimiliert. Aber bis 1644 war die Lage ganz anders: in diesem Jahr eroberten die Mandschu China und nicht umgekehrt.

* * *

Das Wort Kytai wurde laut Fomenko von "Skythien" abgeleitet - so hieß damals das heutige Sibirien (und Sibirien war früher die Gegend zwischen Wolga und Ural. Darum heißt auch die ehemalige Hauptstadt Sibiriens Simbirsk – heute Uljanovsk).

Der erste russische Reisender, der Indien besuchte, Afanasij Nikitin schrieb angeblich Anfang des 13. Jh. folgendes: "von Tschina (China) nach Kytai muss man landwärts 6 Monate reisen und dann noch 4 Tage Seeweg, wenn man nach Russland reist" - er machte also einen Unterschied zwischen China und Kytai und platzierte Kytai etwas nördlich vom Kaspischen Meer.

Russischer Historiker des 17. Jh. A. Lyslov meinte, Kytai wäre der Name für Goldene Horde an der Wolga (ebenfalls nördlich vom Kaspischen Meer). Und in der Goldener Horde lebten keine bösen Krieger aus Mongolei, sondern die türkischen u.a. Völker, die auch heute an der Wolga leben.

Auch Carpini war in der Goldener Horde, die seiner Meinung nach "halbe Tagereise" vom Hof des Kaisers Güyük liegt. [Carpini, S. 42]. Des Kaisers, der angeblich in der Mongolei lebte.

Eines der ältesten Stadtviertel in Moskau heißt seit dem 15. Jh. "Kitai Gorod" - es wird normalerweise heute als "Chinesische Stadt" übersetzt, obwohl dort nie ein Chinese sich blicken ließ.

So schreibt Carpini über die Bewohner des Landes Kytai: "Die Kytai ... haben ein neues und altes Testament, sowie Lebensbeschreibungen der Väter und Eremiten und Häuser, die wie Kirchen gebaut sind, in denen sie zu festgelegten Zeiten beten, sie behaupten sogar, einige Heilige zu haben. Sie verehren einen Gott, ehren den Herrn Jesus Christus und glauben an ein ewiges Leben ... Sie respektieren und verehren unsere Heilige Schrift, lieben die Christen und geben viele Almosen. Sie sind gütige Menschen und scheinen reicht menschenfreundlich [Carpini, S. 65]. Erzähl mir was Ihr wollt, aber die Chinesen sind es auf keinem, ja gar keinem Fall.

* * *

Also reiste Carpini nach Russland – wenn die ganze Geschichte keine spätere Erfindung ist, die Vorstellungen der späteren Jahrhunderte widerspiegelt - und keinesfalls in die asiatische Mongolei.

Anfang April 1246 kommt Capini zu Batu, dem Eroberer von Russland, Polen und Ungarn, Enkelsohn von Dschingis Khan - "dieser Batu ist ... mächtiger als alle Fürsten der Tartaren, ausgenommen den Kaiser" [Carpini, S. 103]. Und seine Dolmetscher übersetzen das Schreiben vom Papst Innocenz IV in russische und sarazenische Schrift und dann in die tartarische Sprache. "Diese Übersetzung wurde Batu vorgelegt, der sie aufmerksam las und zur Kenntnis nahm" [Carpini, S. 105]"

Aber wartet mal, wo ist denn die Übersetzung in chinesische und mongolische Sprache? Auch bei Wilhelm von Rubruck, der ein Paar Jahre später zum Batu reiste, hat man die Briefe ins Russische, Sarazenische und Tartarische übersetzt. Wie könnte der böse Mongole so schnell "russische und sarazenische Schrift" lernen? Vielleicht meint der Carpini unter tartarischen Sprache die mongolische? Nein, tut er nicht, und zwar aus folgenden Gründen.

Erstens schreibt er einige Seiten früher: "Tschinggis ... zog in die Schlacht gegen das Land der Uighuren. Diese Menschen sind Christen von der Sekte der Nestorianer, die er ebenfalls im Krieg besiegte. Die Mongal übernahmen deren Schrift; denn vorher hatten die nicht geschrieben; nun aber nennen sie diese die mongolische Schrift"[Carpini, 62]. Carpini unterscheidet also klar zwischen mongolischen und tartarischen (türkischen) Sprache.

Zweitens ist Carpini nach der Begegnung mit dem Khan Batu weiter zum Güyük gereist, dem Kaiser der Mongolen, in die - wie man sagt - 5000 km entfernte Hauptstadt Karakorum. In der Stadt war er zwar nicht gewesen - "wir haben uns ihr bis auf eine halbe Tagesreise genähert" [Carpini, 42] - aber den Kaiser hat er besucht. Und die Geschichte wiederholte sich. "Unser Dolmetscher war diesmal wie auch andere Male Temer, Ritter von Jaroslav Vsewolodowitsch (Großfürst vom russischen Suzdal - Anmerkung von mir), ihn unterstützte noch ein Kleriker und ein anderer Mann von seiten des Kaisers. Er [Kaiser Güyük] ließ uns fragen, ob es beim Herrn Papst Leute gebe, die einen russischen oder sarazenischen oder sogar einen tartarischen Brief lesen können. Darauf antworteten wir, dass wir weder die russische noch die tartarische noch die sarazenische Schrift benutzen..." [Carpini, S. 116].

Und wieder mal scheint der böse mongolische Khan in ferner Mongolei Russisch zu kennen und zieht die russische Sprache vor - nennt sie zuerst. Es war die Sprache der Russen, des Volkes, das sein Cousin Batu vor 6 Jahren 5000 km von ihm entfernt auf grausamste Art und Weise unterworfen hat, deren Bewohner laut Carpini immer noch in "tiefster Knechtschaft" gehalten werden. So schreibt Carpini über das unterjochte Russland, das wenige Jahre zuvor zerstört wurde: "Als wir durch jenes Land reisten, fanden wir deshalb unzählige Schädel und Knochen toter Menschen über die Felder verstreut. Denn es war eine sehr große und ungeheuer dicht bevölkerte Stadt gewesen [Kiew], die nun fast völlig vernichtet ist. Kaum zweihundert Häuser stehen dort noch, und die Menschen werden in tiefster Knechtschaft gehalten. Von dort ... verheerten die Tartaren ganz Russland" [Carpini, 73]. Und die Sprache dieser Knechten hat der große Güyük-Khan in ferner Mongolei gekannt? Und die persische (oder arabische) Sprache kannte er auch! Wie kommt das?

* * *

Na ja, wie erklärt denn die offizielle Geschichte dieses Phänomen? Ganz einfach. Lesen wir mal die Anmerkung 205 zum Buch [Carpini]: "Da man vorläufig kaum einen Dolmetscher finden konnte, der gleichzeitig eine europäische und eine tartarische Sprache verstand, musste man sich des Umweges über mehrere Sprachen bedienen, z.B. Italienisch/Latein - Russisch, Russisch - Kumanisch, Kumanisch - Mongolisch". Absoluter Schwachsinn.

Erstens lebten die Kumanen laut Carpini (S. 103) südlich von Russland zwischen Dnjepr, Don, Wolga und Ural und wurden selbst einige Jahre davor, genau wie die Russen, von den Mongolen unterworfen und vernichtet worden. Carpini: "Die Kumanen sind von den Tartaren vernichtet worden. Einige könnten sich auch ihrem Zugriff entziehen; andere sind von ihnen versklavt worden" [Carpini, 107] Früher hatten die Kumanen genau so wie die Russen die Mongolen nie gesehen. Wie hat denn dieser als Sklaven gehaltene Rest der Kumanen so schnell (in 3-4 Jahren!) Mongolisch gelernt, und zwar so gut, dass sie den Brief von Papst ins Mongolische übersetzen könnten?

Zweitens leben beim Batu und beim Kaiser Güyük in Karakorum sehr viele Russen, Ungarn und andere Christen. Carpini schreibt zum Beispiel: "Wir trafen am Hof des Kaisers [Güyük] ... zahlreiche Russen, Ungarn, die Latein und Französisch konnten, russische Kleriker und andere, die zum Teil seit dreißig Jahren bei den Tartaren lebten, auf Kriegszügen und auch sonst, und die daher alle ihre Taten kannten, weil sie die Sprache verstanden und ständig mit ihnen zusammen waren, einige zwanzig, andere zehn Jahre, die einen mehr die anderen weniger. Von ihnen konnten wir alles erfahren, und sie erzählten uns gerne und oft ungefragt, weil sie unseren Wunsch kannten" [Carpini, S. 115]"

Carpini schreibt also unmissverständlich darüber, dass die Russen und die Ungarn nicht nur Latein und Französisch kannten, sondern auch die Sprache der Tartaren. Sie leben bei den Tartaren seit zehn-zwanzig-dreißig Jahren, die einen mehr, die anderen weniger. Aber die Ungarn sind doch genau wie die Russen erst vor drei Jahren von den Mongolen unterworfen worden!

* * *

Besser noch, der böse Kaiser Güyük in der fernen Mongolei hat die Christen in seiner Familie! "Diese Christen aus seiner Familie versicherten uns auch ihres festen Glaubens, dass er bald Christ werden müsse, denn sie haben dafür als öffentliches Anzeichen, dass er selbst sich christliche Geistliche hält und ihnen Unterhalt gibt. Auch die christliche Kapelle steht immer vor seinem größeren Zelt, und die Christen dürfen frei und offen singen und Stunden nach Art des Griechen wie andere Christen schlagen, ganz gleich wie groß die Menge von anwesenden Tartaren oder anderen Menschen auch ist."[Carpini, S. 117; Anmerkung 247].

Nach Art des Griechen, so so. So singen immer noch die Russen und Bulgaren - sie sind nach byzantinischem (griechischem) Vorbild bekehrt worden. Und damals haben die gerade noch bekämpften Russen in einer Kapelle vor Güyüks großem Zelt stundenlang mit seinen Familienangehörigen frei und offen gesungen!

Und warum schreibt der Kommentator darüber, dass man in der "fernen Mongolei" keine Dolmetscher finden könnte, wenn diese "zahlreichen Russen und Ungarn" laut Carpini nicht nur "Latein und Französisch kannten", sondern auch "die Sprache der Tartaren verstanden"? Was für eine Dolmetscherkette "Russisch - Kumanisch, Kumanisch - Mongolisch"? So einen Quatsch kann nur dem heutigen Kommentator einfallen.

Beim Kaiser Güyük lebt außerdem russischer "recht hochgeschätzter Goldschmied des Kaisers" Cosmas (über ihn schreibt Carpini sehr gut, weil er ihn und seine Begleiter vor dem Hungerstod rettete). Dieser Cosmas (übrigens, ein berühmter russischer Name Kusma) "zeigte uns den von ihm gefertigten Thron des Kaisers und das von ihm geschnittene kaiserliche Siegel und erläuterte uns dessen Umschrift und viele anderen Geheimnisse, die wir wissen mussten"[Carpini, S. 115]. Da braucht keiner darüber zu reden: des Kaisers Siegel wurde weltweit immer und überall unter sieben Schlössern aufbewahrt! Und ein "recht hochgeschätzter" Russe am Hof des bösen Mongolen, der noch vor 5 Jahren das ganze Russland in Schutt und Asche legte, hat nicht nur Zugriff darauf, sondern zeigt es noch allen möglichen Pennern, die er selber noch vor dem Hungertod rettet! Und verplappert ihnen noch "viele andere Geheimnisse"!

* * *

Sprechen wir noch kurz von diesem von Kusma gefertigten Thron: "Eine Plattform war hoch aus Brettern errichtet, auf der der Thron des Kaisers aufgestellt war. Der Thron selbst war aus Elfenbein wunderbar geschnitzt. Auch hier gab es Gold und Edelsteine, wenn ich mich recht erinnere, und Perlen" [Carpini, S. 114].

Erstens waren sogar im Russland Bretter sehr teuer - trotz vieler Wälder. Nach Mongolei müssen sie "importiert" werden. Und eine Plattform von Brettern war bestimmt teuerer als der Thron selbst. Den "hölzernen Bretterzaun , ... der mit verschiedenen Bildern bemahlt worden war" [Carpini, 110] findet er aber auch bei der Kaiserin-Mutter. Und um Zeltlager Güyüks stand auch der Holzzaun "mit zwei großen Türen" [Carpini, 110].

Zweitens - die Russen haben schon immer die Throne mit Elfenbein ausgeschmückt. Einer davon (Thron vom Iwan den Schrecklichen, angeblich 1530-1584) steht auch heutzutage in Moskau. Der ist so mit wunderbar geschnitztem Elfenbein ausgeschmückt, dass man sofort Gefühl bekommt, er wäre ganz aus Elfenbein angefertigt. Ich habe ihn im Jahre 1990 in Orushejnaja Palata in Moskau gesehen. In Mongolei aber hat man solche Throne nicht gefunden.

Vor der Abreise schenkte die Kaiserin-Mutter dem Papstgesandten Carpini und seinen Begleitern "einen Fuchspelz, der die Haarseite aussen hatte" [Carpini, S. 148]. Und wieder beschreibt Carpini einen russischen Brauch! Ein Fuchspelz vom Zar zu erhalten galt in Russland schon immer als ein Zeichen der besonderen Ehre. Dieser Brauch heißt auf Russisch "Schuba s zarskogo pletscha" (Pelzmantel von Zarenschultern).

* * *

Carpini schreibt über einen Begräbnisplatz im Land der Mongolen, "auf dem diejenigen liegen, die in Ungarn fielen; denn viele wurden dort getötet". [Carpini, S. 54]. Lesen wir, was der heutige Kommentator dazu schreibt: "Nicht ganz klar, wo dieser Ort liegen soll; denn liegt er, wie es scheint, im Mongolengebiet, so müssten die Mongolen ihre Toten, die 1241 fielen, in die Steppe gebracht haben. Sie hätten die über Hunderte von Kilometer transportiert, obwohl sie zunächst noch in Ungarn blieben!" [Carpini, S. 129, Kommentar 129].

Dieser nicht all zu kluger Kommentator war zu schwach in der Geographie - Ungarn und die Mongolei trennen nicht Hunderte, sondern fast 6000 km. Und die Begräbnisse sind da - sie liegen aber nicht in der Mongolei, sondern in Russland. Südlich von Smolensk, bei Gnesdowo gibt es auch heute, 750 Jahre später, mehr als 3000 Hügel aus dem 13. Jh.. Und auch in der Ukraine (z. B. in Poltawa) werden Tausende Hügel gezählt.

Oder glaubt jemand von Euch, die "Mongolen" wären wirklich so doof, um die "sehr viele" gefallenen Krieger monatelang in den Karren nach Mongolei zu schleppen? Und wo sind diese Hügel jetzt? Hat sie jemand in der heutigen Mongolei ebenfalls tausendfach gezählt?

* * *

Carpini beschreibt ein sehr interessantes Naturereignis: "es fiel so starker Hagel, dass, als er plötzlich schmolz, .. mehr als 160 Menschen im Lager ertranken; viele Sachen und Behausungen wurden weggeschwemmt" [Carpini, S. 42]. Erstens: dieses Ereignis ist absolut unmöglich, wenn es um die Wüste Gobi oder die mongolischen Steppen geht. Dort fallen im allgemeinen kaum Niederschläge. Auch die Winter sind dort sehr schneearm. Zweitens: bestimmt ist hier nicht der Hagel alleine, sondern Schnee im allgemeinen gemeint.

Und plötzliches Tauen vom Schnee ist in Russland wirklich eine wahre Katastrophe. Die Flüsse treten über die Ufern, grosse Landstriche werden von der Außenwelt abgeschnitten, es sterben Menschen, die ganzen Dörfer werden weggeschwemmt. Und ein solches Hochwasser wurde von Carpini beschrieben. Aber eben nicht in der Mongolei, sondern in Russland.

Außerdem schreibt Carpini darüber, dass die Mongolen den Dschingis Khan anbeten [Carpini, S. 49]. Wie kann man da Fomenko vergessen, der nachgewiesen hat, dass der Name Dschingis vom Namen Georg stammt. Georg der Drachenkämpfer wurde von der russischen Kirche kanonisiert, es gibt Hunderte Ikonen und Bannern mit seiner Abbildung. Es gab sogar einen russischen Orden "Georgij Pobedonosez" (der siegreiche Georg). Und diesen Georg haben die Russen wirklich angebetet.

* * *

Carpini schreibt mehrmals, dass man sich davor hüten müsse "den Fuß auf die Eingangsschwelle zu setzen" [Carpini, S. 51, 102 unter anderem].

Da erkenne ich auch mehrere russische Sitten - auch heute darf man in Russland einander nichts über die Eingangsschwelle reichen - dass soll Unglück bringen.

Falls man über die Eingangsschwelle stolpert - geht man ein Schritt zurück, um noch einmal ins Haus zu gehen, ohne die Eingangschwelle mit dem Fuss zu berühren.

Es gehört sich nicht, an der Eingangsschwelle zu plaudern - man muss entweder ins Haus gehen, oder draußen reden. Und es ist äußerst unsittlich, einander per Handschlag über die Eingangsschwelle zu begrüßen.

Und ich glaube, dass die Eingangsschwelle war bei den alten Russen etwas heiliges, wie das Carpini in seinem Buch berichtet.

Darüber schreiben übrigens auch Wilhelm von Rubruck und Marco Polo.

* * *

Und noch etwas. Marco Polo, Wilhelm von Rubruck, Odorich von Pordenone, Matthäus Parisiens und viele, viele anderen schreiben über Mongolen als über Monstren, unmenschliche Wesen, menschenfressende Bestien. Auch Carpini schreibt darüber. "Sie haben keinerlei Gesetz, ... das der Verhinderung von Vergehen dient" [Carpini, S. 50]; "Menschen töten, fremde Länder überfallen, fremdes Eigentum rauben..., huren, fremden Menschen Gewalt antun, gegen Verbote und Vorschriften Gottes handeln - das alles gilt ihnen nicht als Sünde" [Carpini, S. 51]. Sie "sind extrem hochmutig gegenüber fremden Menschen" [Carpini, S. 56]. "All ihre schlechten Sitten kann ich wegen des Ausmaßes kaum schriftlich wiedergeben" [Carpini, S. 57]. "Sie essen nämlich Hunde, Wölfe, Füchse und Pferde, und in Notlagen Menschenfleisch" [Carpini, S. 57]. "Als ihnen Nachschub ausging, aßen sie von zehn Menschen je einen".[Carpini, S. 58].

Und Kaiser dieser menschenfressenden Bestien schlägt Capini vor, seine Gesandten mit ihm zusammen zum Papst zurückzusenden. Und Carpini lehnt dieses Angebot dankend ab - unter anderem wegen folgenden Ursachen: "wir fürchteten, dass sie getötet werden könnten, da unsere Völker ja zu einem großen Teil rücksichtslos und hochfahrend sind - als nämlich unsere Diener auf Bitten des Kardinals ... in tartarischen Kleider zu ihm gingen, wurden sie auf dem Weg von den Deutschen fast gesteinigt... Wir befürchteten, dass sie uns mit Gewalt entrissen würden, wie es mit einem sarazenischen Fürsten (der immer in Gefangenschaft ist, wenn er nicht inzwischen gestorben ist) einst geschah. ... Wir glaubten, dass Übles daraus erwachsen würde..." [Carpini, S. 118].

Da liest man dies und denkt - wo leben denn die üblen Unmenschen - im Abendland oder bei dem bösen Khan? Carpini hat zwar einiges geschrieben über schlechten Sitten der Mongolen - aber er ist heil zurückgekommen, bekam überall Geleit und Unterhalt. Und keinem seiner Begleiter ist was Schlechtes wiederfahren (obwohl die bösen Mongolen "keinerlei Gesetz, das der Verhinderung von Vergehen dient" gehabt haben sollen). Aber der arme sarazenische Fürst - der ist eben nicht bei den bösen Mongolen - er stirbt langsam bei den guten Abendländern.

* * *

Meine eindeutige Meinung - es gab nie ein mongolisches Reich mit der Hauptstadt in Karakorum in fernen Asien. Das, was als Land der Tartaren bezeichnet wurde, war in Wirklichkeit das europäische Russland, nicht einmal das Land der Kazan-Tataren, die heute etwas östlich von Russland leben, weil dieses Volk den Namen erst im 19. Jh. bekam (selbst nannten sie sich Wolga Bulgar).