Karlsruher Geschichtssalon "Geschichte mal ganz anders!"


Eugen Gabowitsch, Walter Haug


Eine Bemerkung von Hans-Ulrich Niemitz, daß er neben dem Berliner Geschichtssalon plant, auch in Leipzig einen Geschichtssalon zu starten, brachte den ersten von uns auf die Idee, auch in Karlsruhe zu versuchen, eine dem Berliner Geschichtssalon ähnliche Veranstaltung zu organisieren. Eine etwas andere Vorgeschichte (weniger informierte Interessenten, nur einzelne uns bekannte Abonnenten von "Zeitensprünge", keine ehemalige Mitglieder des RMNG-Vereins) diktierte eine intensivere, als in Berlin, und etwas anders konzipierte Vorgehensweise: mehr einführende Vorträge, kleinere Varietät der Referenten, größere Intensität der Werbung.
Seit März fanden vier Salonsitzungen und drei historische Ausflüge statt. In den Sitzungen, die im Gebäude der Freien Waldorfschule, Königsbergerstr. 35A, Karlsruhe-Waldstadt, stattfanden, nahmen jedes mal 20-30 Interessenten teil, wobei eine relativ große Fluktuation zu beobachten war: der Karlsruhe Geschichtssalon sucht noch seinen eigenen Interessentenkreis. Trotzdem hat sich ein kleiner Kern der aktiveren Teilnehmer kristallisiert.
Die Ausflüge wurden vom zweiten von uns geleitet und sie haben unterschiedlichen Charakter gehabt. Zuerst fand am 1. Mai ein Massenausflug statt, an dem 50-60 Leute teilgenommen haben. Später am 2. Mai und am Pfingstmontag fanden zwei Wiederholungen des Ausflugs für kleinere Interessentengruppen und für Presse statt. Ein Sommerausflug (vermutlich Mitte August) wird gerade vorbereitet.
Die Einladungen zu allen diesen Veranstaltungen wurden per Post und e-mail an uns bekannte Interessenten verschickt, sowie durch Auslage von Ankündigungen in den Bibliotheken der Stadt Karlsruhe, im Forschungszentrum Karlsruhe, sowie an Straßenbahn Haltestellen bekannt gemacht. In drei Fällen wurden auch Anzeigen in der lokalen Zeitung "Kurier" veröffentlicht.
1. Wie entstand die Chronologie und warum wir heute der Geschichtsschreibung sehr kritisch gegenüberstehen?
Unter diesem Titel fand der erste Vortrag am Montag, den 22. März 1999 statt (Vortragende E. Gabowitsch). Mit der Einladung zum Vortrag wurde die folgende Information verschickt:
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Ziel dieser Veranstaltung ist es zu versuchen, die Tradition des "Berliner Geschichtssalon" auf die gegenüberliegende Ecke Deutschlands zu erweitern. Wir suchen Interessenten für Geschichte, Chronologie, Archäologie, Rechner und Internet, die sich an einer künftigen Diskussionsrunde oder an einem Seminar (Karlsruher Chronologiesalon?), an einer Vortragsreihe (als Zuhörer und vielleicht mit der Zeit auch als Referent) oder an einer Arbeitsgruppe (Kritische Chronologie?) Interesse haben könnten.
Es geht um eine sich immer mehr ausbreitende "ketzerische" Auffassung von vielen Wissenschaftlern, Laienforschern und anderen kritisch denkenden Menschen, daß die Ende des 16. Jh. entworfene und im 17.-19. Jh. befestigte Chronologie des Altertums, der Antike und des Mittelalters nicht nur lückenhaft und fehlerhaft, sondern total falsch ist. Diese Auffassung ist ketzerisch aus der Sicht der Lehrmeinung, die jahrhundertelange Chronologiekritik schlicht ignoriert oder für Spinnerei erklärt.
Im Vortrag wird die Geschichte der Entstehung des heutigen Chronologiesystems (der chronologischen Tabellen der Weltgeschichte) geschildert und Kritik an der Beweisführung für die Chronologie geübt.
Es wird über die frühen Kritiker und Revisionisten der Chronologie Isaac Newton (England), Jean Hardouin (Frankreich), Robert Baldauf (die Schweiz), Wilhelm Kammeier (Deutschland); Nikolaj Morosow (Rußland) und einige andere berichtet.
Ein interessantes Kapitel der Chronologiekritik stellt die in Rußland stattfindende intensive Entwicklung dar. Sie wird von einem der führenden russischen Mathematiker Prof. Dr. A. T. Fomenko, Vollmitglied der Russischen Akademie der Wissenschaften, an der Universität Moskau geleitet. Alleine und mit Kollegen wir Prof. Dr. V. Kalaschnikov und Dr. G. Nosovski veröffentlichte er in 90er Jahren um 10 interessante Bücher. Nur drei davon (plus Auszüge aus noch einem) sind in Englisch vorhanden. Interessante Vorträge über die Forschungsmethoden dieser russischen Kollegen haben im BGS zwei Berliner Historiker, Dr. Martin Hoffmann und Prof. Dr. Armin Jähne, gehalten.
Fomenko und seine Gruppe "Neue Chronologie" verwenden in ihrer Forschung moderne Rechner, statistische Analysen, astronomische Retrokalkulationen, Überprüfung der historischen Quellen und Einbeziehung vergessener oder vernachlässigter Quellen, logisches Denken,
Untersuchung von alten geographischen Karten, kritische Betrachtung von Inschriften (Münzen, Bewaffnungsutensilien, Gräber etc.), Namensanalysen und vieles mehr. Und sie kommen zum Schluß, daß unsere ganze Geschichte bis ca. 1650 viel mehr Phantombilder, Märchenkönige, erfundene Handlungen und nie stattgefundene Ereignisse beinhaltet, als überprüfbare historische Informationen.
Eine interessante Entwicklung in der Chronologiekritik ist mit dem Thema "Chronologie und Katastrophen" verbunden. Die Forschungsrichtung wird insbesondere durch den Basler Christoph Marx, den Patriarchen der Chronologiekritik im deutschsprachigem Raum, der seit Anfang 80er Jahre die Rekonstruktion der Menschheits- & Naturgeschichte (RMNG) betreibt, vertreten.
Die Chronologiekritik hat sich nach dem zweiten Weltkrieg in Europa in mehreren Ländern etabliert. Ihre insbesondere intensive Entwicklung in Deutschland ist mit solchen Namen wie Soziohistoriker Prof. Dres. Gunnar Heinsohn (Bremen), Prof. Dr. H.-U. Niemitz (Geschichte der Technik, Technische Fachhochschule Leipzig), Privatgelehrte und Schriftsteller Dr. phil. Heribert Illig (München), Ethnologe und Altertumsforscher Uwe Topper (Berlin), Dipl.-Phys. Christian Blöss (Berlin) und vielen anderen verbunden.
Die von Dr. H. Illig herausgebende chronologiekritische Zeitschrift "Zeitensprünge" hat um 300 Abonnenten. In ihr wurden in den letzten 10 Jahren mehr als 100 verschiedene Autoren veröffentlicht.
Weitere Vorträge zum Themenkomplex der Chronologiekritik und –Forschung werden im monatlichen Turnus organisiert, falls ausreichend viele Interessenten sich bei dem hier angekündigten Vortrag melden. Sollte eine der hier angedeuteten Themen im Vortrag zu kurz behandelt werden, wird es in weiteren Vorträgen detaillierter präsentiert.
Falls eine Arbeitsgruppe sich mit der Zeit in unserem Raum etabliert, werden wir viele Bücher zu diesem Thema referieren, Möglichkeiten suchen, um Artikel und Buchkapitel aus Latein, Russisch, Englisch, Französisch, Spanisch, Altgriechisch, Chinesisch etc. zu übersetzen. Als Publikationsmedium wird uns eine neu zu gründende Internet-Zeitschrift CK (Chronologie-Kritik) zur Verfügung stehen.
Literatur
1. Zeitschrift "Zeitensprünge", zu abonnieren bei MANTIS Verlag (vier Hefte, DM 70 im Jahr), c/o Dr. phil. Heribert Illig, Lenbachstr. 2A, 82166 Gräfelfing, Tel. 089/878806, Fax 089 / 87 139 139, alle alten Hefte erhältlich.
2. Uwe Topper, Erfundene Geschichte, Herbig Verlag, 1999, und Die große Aktion. Europas erfundene Geschichte, Grabert, 1998.
3. Heribert Illig , Hat Karl der Große je gelebt? Bauten, Funde und Schriften im Widerstreit, MANTIS, 1996.
4. Gernot Geise, Wer waren die Römer wirklich?, EFODON, 1997.
5. Christian Blöss, Hans-Ulrich Niemitz, C14-Crash. Das Ende der Illusion, mit Radiokarbonatmethode und Dendrochronologie datieren zu können, MANTIS, 1997.
6. Heribert Illig, Das erfundene Mittelalter. Die größte Zeitfälschung der Geschichte, ECON, 1996, Teschenbuchausgabe ECON&List, 1998.
7. Gunnar Heinsohn, Heribert Illig , Wann lebten die Pharaonen?, MANTIS, 1997.
8. Gunnar Heinsohn, Die Sumerer gab es nicht, SCARABÄUS, 1988.

Inhaltliche Thesen und Themen:
Unsere Chronologie ist falsch!
Die Geschichte beginnt im Mittelalter
Die Antike wurde in der Renaissancezeit erfundenen
Die Römer der Antike sind Zöllner des Mittelalters
Wir befinden uns im ersten Millenium nach Christi
Die altchinesischen Kaiser lebten in Deutschland
Russische Fürsten Tschingis-Chan und Batu-Chan
Es gab keine Mongolen im Mittelalter
Die ägyptischen Pyramiden haben die tatarisch-russischen Eroberer erbaut
Es gab keinen Iwan den Großen, Karl den Großen; Cäsar, Hannibal und Alexander
Die größte Fälschung in der Geschichte der Menschheit ist die Geschichte der Menschheit
(Alte) Geschichte ist tot, es lebe die Literaturwissenschaft! es lebe dieArchäologie!
Zum Vortragenden: Ich bin Mathematiker und kenne die oben besprochene Materie dank meinem Interesse an Anwendungen der Mathematik und der Informatik in verschiedenen Geisteswissenschaften.
Ich habe einige Artikel zur Chronologiekritik in den Zeitschriften "Zeitensprünge", EFODON Synesis und BGS-Bulletin veröffentlicht, drei Vorträge während der Jahrestreffen der "Zeitensprüngler" und ein im BGS gehalten.
Weil ich mit der Gruppe Neue Chronologie im Kontakt bin und Russisch frei beherrsche, kenne ich viele Publikationen aus dem russischen Sprachraum, die noch in keine westeuropäische Sprache übersetzt wurden.
Zur Einladung: Wer jede neue Wahrheit tierisch ernst nimmt, soll Zuhause bleiben. Wir werden über viele Hypothesen und Theorien sprechen, die sich noch im Entstehungsprozess befinden. Widersprüche und Lagerkämpfe sind in der chronologiekritischen Szene unvermeidlich.
Wer nicht imstande ist, über einer neuen seinem ganzen bisherigen Wissen widersprechenden Theorie eine Stunde lang zuzuhören, ist vom Anfang an ausgeladen. Wir brauchen keine Zuhörer, die uns allen bekannte Argumente emotional "ausspucken", bevor sie richtig verstanden haben, wie die neue kritische Denkweise entstand und funktioniert.
Es geht um Information und neue Erkenntnisse und nicht um Ideologie oder Ersatzreligion (für die Religion namens Weltgeschichte). Es geht um mehr oder weniger aktive Teilnahme (als Hörer, Disputant, Referent, Forscher oder einfach Interessent).
Und es geht um eine der spannendsten Entwicklungen in der Geschichte der menschlichen Kultur: um die Geburt eines neuen Weltbildes, das eine kürzere Chronologie und eine viel spannendere Literaturgeschichte beinhaltet: viele "historische Quellen" werden weiter als literarische Werke von Bedeutung existieren.
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In diesem einleitenden Vortrag wurden alle obenerwähnten Bücher, sowie einige Bücher der russischen Autoren gezeigt und kurz besprochen. Ziel dieses einleitenden Vortrags war, die für meiste Anwesenden ganz neue Thematik der Chronologiekritik und Geschichtsrevision und die mit dieser ChK&GR verbundenen Namen zu präsentieren und die Anwesenden zu bewegen, einige dieser Bücher zu lesen.
Nach dem Vortrag wurde der zweite von uns gebeten, über die von ihm entdeckten megalithischen Bauten in der Nähe von Karlsruhe kurz zu berichten und zur Idee eines Ausflugs zu diesen prähistorischen Stätten Stellung zu nehmen. Nach einer kurzen Präsentation wurde entschieden, einen Ausflug am 1. Mai vorzubereiten.
2. Der Vortrag am 25.04.1999 wurde einer dreiwöchigen privaten Forschungsreise des Vortragenden (Eugen Gabowitsch) nach China gewidmet. Die Reise führte zuerst in die chinesische Hauptstadt, wo der Vortragende (unten kurz als EG bezeichnet) im Institut für die Geschichte der Naturwissenschaften (IGN) der Chinesischen Akademie der Wissenschaften von chinesischen Kollegen mehrere male sehr herzlich empfangen wurde. Auch wenn die kritische Haltung von EG gegenüber vielen allgemeinen Stellen der chinesischen Geschichtsschreibung den Gesprächspartnern schnell bekannt wurde, würdigten sie trotzdem das aktive Interesse gegenüber der Geschichte ihres Landes.
Nach Besprechung der Interessengebiete wie alte chinesische Seeflotten, Schiffbau, Seemuseen und die berühmte sieben Expeditionen von Zheng He (in der zeit zwischen 1405 und 1433), die hunderte von großen Schiffen nach Indien, Arabien und Ostafrika geführt haben sollen und die nach dem Tod vom berühmten Admiralen und Eunuchen plötzlich für immer unterbrochen wurden (eine plausible Erklärung dafür wird bis heute von Historikern gesucht) wurden empfohlen, drei Seefahrtsmuseen zu besuchen:
Alle drei Museen besitzen eine beachtliche Anzahl der Schiffsmodelle, die ein spezialisiertes Laboratorium unter der Leitung des Schiffbau-Ingeniers ??? produziert. Im ersten und im zweiten Museum sind Überreste zweier alten chinesischen Schiffe ausgestellt. In allen drei Museen befinden sich zahlreiche archäologischen Funde.
Aus Gesprächen mit Mitarbeitern von drei Museen und aus dem IGN ergab sich das folgende Bild:
  1. Die chinesischen Kollegen sammeln mit großer Sorgfalt alle Hinweise auf die glorreiche Vergangenheit der chinesischen Seefahrt, sie befinden sich im Besitz von hunderten von Abbildungen von verschiedensten alten Schiffen
  2. Eine kritische Betrachtung der historischen Überlieferungen hat noch keinen Einzug in die chinesischen wissenschaftlichen Kreise erlebt; in dem betrachteten konkreten Fall bedeutet das, daß die chinesischen Wissenschaftler fest an all die phantastischen Angaben aus Überlieferungen glauben, die gegen jede Logik und jeden Realitätssinn verstoßen (aus Holz gebaute Seeschiffe bis zu 156 m Länge und 56 m Breite, daß so ein Segelschiff keine besondere Seetüchtigkeit nachweisen kann, wurde auch von der chinesischen Seite nicht bestritten: "die kleineren Segelschiffe müßten diesen Koloß vermutlich des öfteren schleppen, meine einer der chinesischen Kollegen).
  3. Die chinesischen Kollegen sind von der positivistischen Betrachtung sehr fern, für sie spielen solche Fragen, wie die Lieferung des Holzes für den Schiffbau, die Notwendigkeit eines Warnungs- und Signalisation-Systems für Vermeidung von Schiffsunglücken in gefährlichen Gewässern, das Fehlen jeglicher Angaben über die Verluste der großen Flotten, die Eignung der schematischen Seekarten für große See-Expeditionen etc. praktisch keine Rolle.
  4. Die ganze chinesische historische Wissenschaft befindet sich unter einem starken Einfluß der staatlichen Ideologie von glorreichen Vergangenheit von China; in China muß alles viel früher entdeckt wurden, als in Europa. Diese politische Vorgabe erschwert enorm die kritische Betrachtung der Geschichte.
Als Beispiel zur Bemerkung 3 wurden die chinesischen Angaben betrachtet, die besagen, daß die ersten drei Expeditionen von Zheng He wie ein Uhrwerk funktionierten:
Dabei sollen die 200 bis 350 schiffe beinhaltenden Flotten nicht aus autonom wirkenden schiffen bestanden haben, sondern aus sehr spezialisierten Schiffen, die nur eine der folgenden Funktionen übernahmen:
EG hat die Hypothese vertreten, daß die Legenden über die See-Expeditionen von Zheng He sowie über zwei andere große See-Expeditionen der östlichen Geschichte:
allesamt von den Überlieferungen über die Geschichte von erfolglosen riesigen spanischen Armada aus dem späten 16 Jh. provoziert und inspiriert wurden.

3.
Pyramiden bei Maulbronn entdeckt! Unter diesem Titel wurde die Einladung zur Besichtigung der prähistorischen Stätten in der Umgebung von Karlsruhe verfaßt. Die Einladung zur Besichtigung am Samstag, den 1. Mai 1999, hatte den folgenden Inhalt:
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Bitte nicht gleich den Kopf schütteln und die Idee für Unsinn erklären! Die Monumente existieren wirklich und sind jederzeit zu besichtigen. Es gibt eine große Anzahl dieser Grabbauten aus Stein im angegebenen Gebiet. Diese werden seit 1990 erforscht, d. h. archäologisch ergraben und bautechnisch untersucht. Die Architektur ist mit ähnlichen Bauten der Megalith-Kultur in Nord- und Westeuropa zu vergleichen. Doch handelt es sich tatsächlich um die bislang größten Bauten dieser Kulturepoche in Europa. Mit einer Höhe von bis zu 20 m Höhe und Grundflächen von bis zu 80 x 80 m oder 30 x 120 m schlagen sie alles bisher bekannte dieser Art. Sie sind kompakt aus Steinblöcken oder –platten trocken gemauert.
Die größte Nekropole dieser Art, die Sommerhälde von Schmie bei Maulbronn, wird von einem 1,3 km langen und über 20 m hohen und fast genauso breiten Wall aus Steinblöcken geschützt.
7 Steingrabhügel von gewaltigen Ausmaßen fügen sich dicht an dicht in einem weiten Felsausbruch. Dieses Steingrabhügelfeld kann man am ehesten mit der Etrusker-Nekropole von Cerveteri nördlich von Rom vergleichen. Auch dort wurden die Tombas aus dem Fels - dort Tuffstein, hier Sandstein - gemeißelt.
Die Landesdenkmalämter sind seit fast 10 Jahren über die Funde unterrichtet. Man bietet nur allerschwächste Erklärungsversuche. Die als "Hälden" auf den Flurkarten verzeichneten Monumente sollen Halden sein, Abraumhalden normaler Steinbrüche, die zum Zwecke des Unfallschutzes im frühen Mittelalter, vielleicht auch schon in der Römerzeit massiv rundum und in ganzer Höhe ummauert wurden.
Natürlich ist das völliger Schwachsinn. Noch nie kam jemand auf die Idee, eine Abraumhalde zu ummauern. Solche Denkweise entstammt erst den 70er Jahren unseres Jahrhunderts, als das Problem von Umweltgiften die Umkapselung von Giftdeponien erforderlich machte. Abraumhalden von Bergwerken und Steinbrüchen jedoch werden bis heute nicht ummauert.
Anfang der 60er Jahre kam es in Manchester zu einer der größten Katastrophen nach dem 2. Weltkrieg, als eine Abraumhalde eines Kohlebergwerks ins Rutschen kam und eine Arbeitersiedlung unter sich begrub. Selbst wenn diese ummauert gewesen wäre, hätte man die Schuttmassen nicht daran hindern können, diese Mauer mit sich zu reißen.
Am Beispiel der 20 m hohen Zwerchhälde von Sternenfels ist am besten zu erkennen, daß der gewaltige Baukörper massiv und kompakt aus trocken gemauerten Steinplatten und –blöcken besteht, denn an der Westseite des Monuments wurde bis Anfang dieses Jahrhunderts Steinabbau betrieben. Daraus resultierte eine fast senkrechte Bruchwand im Baukörper, der bis heute nicht eingestürzt ist! Bestünde dieser Baukörper aus Schutt und Geröll, wären die Massen schon längst ins Rutschen gekommen. Bei einem systematisch gemauerten Baukörper jedoch verteilen sich alle Druckkräfte gleichmäßig und wirken nach unten, was die Stabilität bewirkt. Bei einer amorphen Masse jedoch wirken sie verstärkt in die Breite, was zum Verrutschen und zu einer Auflösung des Baukörpers führt.
Bei den Hälden handelt es sich um eine völlig vergessene Monumental-Grabform, die einmal die größten Herrscher des Kontinents aufbewahrt haben dürfte. Etymologisch ist das alemannische Wort "halde" mit Behältnis verwandt. Die Hälden beinhalten also etwas, nämlich Grabkammern.
Über die Geschichte dieser Monumente kann man vorerst nur spekulieren. Doch der Bau des Klosters Maulbronn in unmittelbarer Nähe der Nekropole von Schmie exakt auf dem 49. Breitengrad macht deutlich, daß noch 1143 das Christentum eine Notwendigkeit sah, diesen enormen Kultbezirk unter seine Kontrolle zu bringen.
Damit eröffnen sich ganz neue Dimensionen der (verheimlichten) Geschichte. Leider wird von offizieller Seite kein Versuch unternommen, dem Rätsel auf den Grund zu gehen. Wenn man den Entdecker zum Phantasten erklärt und die Monumente zu Abraumhalden, enthebt man sich jeglicher Verantwortung. Denn von Rechts wegen sind die Archäologen verpflichtet, Fundmeldungen jeder Art nachzugehen. Man vermeidet damit auch die Auseinandersetzung mit der offiziellen Geschichtsschreibung, die nichts von solchen Monumenten zu berichten weiß. Mit der Christianisierung des Kontinents wurden fast alle heidnischen Kultstätten in christliche umgewandelt, zu Wallfahrtsorten umfunktioniert.
Wo das nicht möglich war, löschte man die Erinnerung soweit wie möglich. Es war eine totalitäre Zeit, in der das Wissen und die geschichtliche Erinnerung in der Verfügung weniger ideologisch voreingenommener Eliten stand. Demokratie war zwar den Gebildeten als Fremdwort bekannt, da aber die breite Masse ungebildeter Bauern das Schreiben nie erlernt hatte und nur mit dem eigenen Überleben beschäftigt, keine demokratische Kontrolle ausüben konnte, war der Willkür Tür und Tor geöffnet.
Das Mittelalter wird nicht zu Unrecht als das finstere Mittelalter bezeichnet. Hier liegen die Grundlagen unseres Weltbildes und unserer Geschichtsauffassung. Bis heute wurden diese Grundlagen nicht ernsthaft in Zweifel gezogen. Generationen von Geschichtswissenschaftlern und Archäologen verfeinerten die in dieser Zeit vorgegebenen geschichtlichen Ereignismuster, füllten das in dieser Zeit entstandene chronologische Gerüst mit Funden und Entdeckungen.
Die entdeckten Hälden als die größten Monumente Europas sind von daher unerklärbar und passen nicht in dieses System. Als Entdecker war ich anfangs genauso ratlos. Ich konnte es nicht fassen, daß bisher noch niemand auf die Idee gekommen war, diese riesigen Steingrabhügel als das zu erkennen was sie sind.
Die Erklärung der zur Besichtigung eingeladenen Archäologen, es handele sich um frühmittelalterliche oder römische Steinbrüche, fußt auf der Abbaumethode, die mit dem Meißel gravierte Felswände hinterläßt. Tatsächlich jedoch sind auch die Felswände in ägyptischen Pyramidensteinbrüchen auf diese Weise spitzgemeißelt, womit der Zeitpunkt der Entstehung sich auf bis zu 2500 v. Chr. ausdehnt. Es ergibt sich damit ein chronologisches Fenster von 3500 Jahren und mehr, in der die Monumente entstanden sein können. Die Auseinandersetzung mit den von Montelius geschaffenen chronologischen Grundlagen der Archäologie war daher zwangsläufig. Geschichts-Revisionisten wie Illig und Fomenko weisen den Ausweg aus der Misere. Nichtsdestotrotz ist es absolut notwendig, eine der Grabkammern zu öffnen und den Inhalt zeitlich einzuordnen.
Dies ist die gewaltige Aufgabe, vor der unser Verein "Celtica VIPS - Verein für die Instandhaltung prähistorischer Stätten Walzbachtal" steht. Wir brauchen die Unterstützung versierter Grabungstechniker, von Tiefbau-Ingenieuren und Tunnelbauern. Einsatz von Grabungshelfern und –gerät ist erforderlich. Es sind also auch finanzielle Mittel erforderlich, die selbst den Landes-denkmalämtern nicht so ohne weiteres zur Verfügung stehen.
Wir sind deshalb jedem dankbar, der uns unterstützt oder auf Finanzierungsquellen aufmerksam macht. Grundsätzlich sind wir zur Zusammenarbeit mit allen verantwortlichen Institutionen und zur Diskussion bereit.
Nur wird man nicht mehr umhin kommen, die größten prähistorischen Monumente des Kontinents endlich zu realisieren - die archäologische Welt-Sensation am Ende des 20. Jahrhunderts!
Unsere Besichtigungstour: Natürlich sind die Grabbauten allesamt in ruinösem Zustand, von Wald überwuchert, aber trotzdem gut erkennbar. Die Besichtigung ist daher problemlos möglich, wenn gutes Schuhwerk und Steigvermögen vorhanden ist.
Man erreicht Sternenfels am besten, wenn man mit dem Auto auf der B 293 nach Bretten fährt. Die Abzweigung nach Oberderdingen erreicht man auf der Umgehungsstraße um Bretten, in dem man die Abzweigung nach Eppingen links liegen läßt und die nächste nimmt, die wieder nach Bretten hineinführt. Nach einer Kurve biegt rechts scharf die Straße nach Oberderdingen ab. Man fährt tief nach Oberderdingen hinein, bis nach dem Marktplatz nur die Alternative links oder rechts bleibt. Der rechte Weg führt direkt nach Sternenfels.
Wir treffen uns dort auf dem Marktplatz vor der Kirche. Die Burghalde, unter der ein Kaiser bestattet sein soll, ist von hier aus in Augenschein zu nehmen. Die Tour führt jedoch erst zur Zwerchhälde. Dazu fahren wir die Strecke wieder zurück Richtung Oberderdingen in den Wald, wo wir in der steilen Steigung bald auf den Waldparkplatz links der Straße treffen. Hier stellen wir unsere Autos ab und laufen zur Zwerchhälde entlang der Autostraße. Der Weg führt uns zum unteren Cairn, der großteils abgetragen wurde, danach zum Haupt-Cairn, der mit seiner imposanten Höhe von 20 m Höhe relativ gut erhalten ist. Sternenfels bietet noch vier weitere Hälden-Standorte. Die Zeit wird jedoch nicht dafür reichen. Nach der Zwerchhälde steigen wir ins Auto und fahren nach Maulbronn und von dort Richtung Schmie. Nach der B 35-Unterführung biegen wir nach rechts ab und suchen uns einen Parkplatz. Von hier ist es nicht mehr weit zur größten Nekropole Deutschlands aus Megalith-kultureller Zeit.
Weitere Informationen: Internet website: www.geocities.com/Vienna/Choir/7444
Walter Haug, Wössinger Str. 100, 75045 Walzbachtal, 07203/6278
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Wie schon oben erwähnt, war der Andrang am 1. Mai ziemlich hoch. Es kamen sogar Interessenten aus stuttgart und Berlin. Das führte zu gewissen Schwierigkeiten bei der Durchführung der Besichtigung nach dem vorangekündigten Plan. Die Gruppe spaltete sich in mehrere Teile und es entstanden nicht geplante Wartezeiten. Aus diesem Grund wurde am nächsten Tag eine zusätzliche und detailliertere Besichtigung organisiert, an welcher nur ein kleiner Kreis der Interessenten (Uta und Uwe Topper, der Vorsitzende des Celtica VIPS Vereins Berd Zilly, Herr Helmut Ruf aus Offenburg und die beiden Autoren dieser Zeilen) teilnahmen. Am Ausflug am Pfingstmontag nahmen ca. 15 Leute teil: aus Karlsruhe, aus der Umgebung von Stuttgart, aus Frankfurt/M und Mönchengladbach. Auch ein Pressevertreter war dabei. Sein Bericht wurde in der "Badischen Neuste Nachrichten" am ??? veröffentlicht.
  1. Das Altertum - ein Trugbild?
Unter diesem Titel wurde 1931 in Köllnischer Illustrierten Zeitung ein Artikel veröffentlicht, das eine gewisse brücke zwischen westlichen und russischen betrachtungen zur ChK&GR schlagen sollte. Der Einladung zum Vortrag wurde der text dieser veröffentlichung in vollständiger Form beigelegt. Hier bringen wir den text in einer verkürzter Faßssung wieder:
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Das Altertum - ein Trugbild?
Eine neuartige Geshichtsbetrachtung von K. v. Philippoff
Wir geben mit dieser Veröffentlichung einem Historiker das Wort, dessen Forschungsergebnisse durchaus von denen der herrschenden Auffassung abweichen und die eine neue Chronologie zu begründen suchen. Obgleich sehr viele Gründe, insbesondere solche des kulturellen Stilgefühls, an den Ergebnissen Pilippoffs zweifeln lassen, glaubte die Redaktion doch, diesen kühnen Versuch einer "realistischen Geschichtsauffasssung" - so nennt der Autor selbst seine Ergebnisse - ihren Lesern vorlegen zu sollen; den eignen Standpunkt der Redaktion wird im nächsten Heft die Entgegnung eines Vertreters der anerkannten Geschichtsbetrachtung bringen:
Wenn man die Quellen und die Geschichte unsers Wissens von der " Antike " näher betrachtet, so kann man stutzig werden: Es ergibt sich, das man im Mittelalter nichts, aber auch absolut gar nichts vom Altertum gewußt hat, keine Urkunde, kein literarisches oder geschichtliches Denkmal bezeugt, daß man im Mittelalter etwas von den Kolossalbauten des "Altertums" oder der reichen "klassischen Literatur" geahnt hat. Und trotzdem behaupten die Gelehrten, das die riesigen Baumwerke einer vergangenen Geschichtsepoche zwischen den kümmerlichen Häusern des Mittelalters emporgeragt haben (ohne die Neugierde der Bevölkerung je gekitzelt zu haben) und dass die arbeitsamen Mönche in der Dunkelheit ihrer Zellen die Manuskripte der "antiken Klassiker" massenhaft abgeschrieben haben (trotz des Verbots, irgend etwas andres zu schreiben, als Werke religiösen Inhalts, und ohne das man irgendwo eine Erwähnung dieser Arbeit fände).
Und nun - sagen uns die Philologen und Historiker - kam der Humanismus, das Zeitalter der "Wiedergeburt des klassischen Altertums". Die Kolossalbauten inmitten der kleinen Städte werden plötzlich " entdeckt", und Tausende von (ausschließlich in spätmittelalterlichen Lettern geschriebenen) "antiken Manuskripten" werden in Klostern des "rauhen Nordens" gefunden. Und, was das Merkwürdigste ist: Sprache, Weltanschauung und Bestrebungen dieser "neuentdeckten Antiken" stimmten haargenau mit der Ausdrucksweise und den Ansichten der Italienischen Renaissance überein.
Natürlich erregte eine solche wunderbare " Wiedergeburt" einer während eines ganzen Jahrtausends unbekannten Kultur mitten in Europa das berechtigte Mißtrauen der Zeitgenossen, besonders als einige plumpe Fälschungen ruchbar wurden. Bereits im Jahre 1496 schrieb der Pisaer Arzt Gragani eine Schrift "De Philosoph Aristotelis", in der er zeigte, wie allmählich die Gestalt dieses Philosophen von seinen Zeitgenossen, den Theologen und den Humanisten, erdichtet wurde.
Ein ähnlicher Fall spielte sich hundert Jahre später ab, diesmal aber in Spanien. Der Professor der Universität von Salamanca, de Arcilla, veröffentlichte zwei Schriften, "Programma Historiae Universalis" und "Divinas Floras Historicas", in denen die Behauptung aufgestellt wurde, die gesamte antike Geschichte sei im Mittelalter verfälscht worden und stimme in keinem Punkt mit den Tatsachen der Vergangenheit überein.
Weitere hundert Jahre mußten vergehen, bis ein Mann den Mut fand, öffentlich zu erklären, daß die Geschichte des Altertums vollständig verfälscht worden sei, das die gesamte sogenannte "Antike Kultur" niemals so bestanden habe, wie wir es annehmen. Dieser Mann war der Jesuit Jean Hardoin (1646 bis 1724), ein angesehener Geschichtsforscher und Archäologe seiner Zeit.
Auf Grund seiner Forschungen in den geheimen Archiven vieler mittelalterlicher Klöster Frankreichs, Deutschlands, Englands und Italiens glaubte er feststellen zu können, das die gesamte "Antike Geschichte" und die "Klassische Literatur" Fälschungen des späten Mittelalters darstellen, die sowohl von kirchlicher als auch von kirchengegnerischer Seite bewerkstelligt worden sind. Er konnte sogar behaupten, das der eigentliche Urheber dieser Fälschung von kirchlicher Seite ein Benediktinerabt mit dem Beinamen Severus Archontius gewesen war, während ein großer Teil der " heidnischen" Literatur den Kaiser Friedrich II. zum geistigen Urheber hatte. Er glaubte weiter feststellen zu können, das auch die geistliche Literatur von spätern Verfassern geschrieben und dann frühen Jahrhunderten zugeschrieben wurde. Er zeigte ferner, daß diese gewaltige Fälschungsarbeit bis in die Mitte des 16. Jahrhunderts fortgesetzt wurde; so unternahm damals der spanische Jesuit Hieronhmus de la Higuera den Versuch, eine ganz neue "Universalgeschichte" zu schreiben. Doch schlug dieser versuch fehl, da die Fälschungen des frühen Humanismus während der Renaissancezeit miteinander bereits in Einklang gebracht worden waren und damals schon ein geschlossenes System bildeten.
In den Jahren 1902-1903 schrieb der deutsche Privatgelehrte Robert Baldauf die Schrift "Historie und Kritik", in der er, ohne etwas von den Arbeiten seiner Vorgänger zu wissen, denselben Gedanken über die totale Verfälschung aller frühmittelalterlichen und antiken Geschichtsquellen entwickelte. Er war dazu auf Grund philologischer Studien gekommen.
Auf ganz anderen Wegen ist der Russe Nikolai Morozow zu dem Ergebnis gelangt, daß die Apokalypse nicht aus dem ersten nachchristlichen Jahrhundert stammt, sondern das Werk des großen Kirchenraters Johannes Chrysostomos, Bischofs von Konstantinopel, darstellt, der in der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts lebte. Er erkannte die Offenbarung Johannis als eine astrologische Schrift, und auf Grund des in der Apokalypse angegebenen Standes der Planeten auf dem gestirnten Himmel kam er zu dem Ergebnis, daß das Werk zu keiner anderen Zeit geschrieben sein konnte als in der Nacht vom 30. September zum 1. Oktober (Jul. Kal.) 395 n. Chr. Demnach müssen alle urschriftlichen Quellenschriften, welche die Apokalypse erwähnen und vor dem Jahre 395 n. Chr. geschrieben sein sollen, aus einer späteren Zeit stammen und fälschlich einem früheren Jahrhundert zugeschrieben werden sein. Nach dieser Beweisführung fallen selbst berühmte Kirchenlehrer wie Tertullian und Origenes unter die Apokryphen.
Wenn man überhaupt die Methode der astronomischen Kritik zur Untersuchung der Richtigkeit der üblichen Chronologie heranzieht, kommt man zu ganz überraschenden Ergebnissen: Es zeigt sich nämlich, daß solche Naturereignisse, die auf astronomischem Wege leicht zu berechnen sind, wie Sonnen und Mondfinsternisse, unser ganzes chronologisches System erschüttern können. Wenn man in einer "antiken" oder frühmittelalterlichen Chronik liest, daß an dem und dem Tag eines bestimmten Jahres sich die Sonne verfinsterte und daß soundso viele Wochen später eine Mondfinsternis war, so ist es für einen astronomisch vorgebildeten Leser nicht schwer, diese Angaben zu prüfen. Es ergibt sich, daß keine von diesen meist sehr genau angegebenen Naturerscheinungen zeitlich mit dem berechenbaren Zeitpunkt zusammenfällt. Da es sich um eine Massenerscheinung handelt, kommt eine zufällige Ungenauigkeit nicht in Betracht - der Fehler muß entweder an einer sehr großen chronologischen Verschiebung liegen, oder aber die in den Chroniken angeführte Ereignisse haben nie stattgefunden, d.h. es handelt sich um freie Erfindungen des Verfassers.
Woher stammt denn eigentlich unsere Chronologie? Unseres "wissenschaftliches" chronologisches System stammt erst vom dem "letzten Humanisten" - wie er oft genannt wird - J. C. Scaliger, der in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts lebte. Seitdem ist es nur in einigen wenigen Fällen geändert worden.
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Die Feststellung von Unrichtigkeiten genügt aber bei weitem nicht, um die alte Chronologie über den Haufen zu werfen, es muß auch etwas Positives gegeben werden, um ein neues, berichtigtes chronologisches System aufzubauen. Auch in diesen Fall kommt uns die genaueste aller Wissenschaften, die Astronomie, zu Hilfe. Glücklicherweise sind uns einige alte Horoskope erhalten geblieben, die aus einer bestimmten Geschichts- und Kulturepoche stammen sollen, gleichzeitig aber eine bis auf die Stunde genaue astronomische Berechnung zulassen. Als Zeitanzeiger dieser Art sind in erster Linie die Decken eines altägyptischen Tempels zu Dendera zu nennen. Hier sind die Stellungen der Planeten zwischen den Sternbildern so klar gekennzeichnet, daß sie nur je eine eindeutige Zeitbestimmung zulassen: Das lange Deckenhoroskop zeigt den Sternenhimmel, wie er nur am 16. Mai 540 n. Chr. sein konnte, das runde den Himmel vom 15 März 568 n. Chr. Da das lange Horoskop sich über der Eingangshalle befindet und das runde im Tempelheiligtum angebracht ist, so ist wohl mit Recht anzunehmen, daß der ganze Tempelbau 28 Jahre gedauert hat. Eine andere Möglichkeit, die das 260. Jahrhundert v. Chr. angibt, muß man selbstverständlich ablehnen.
Vor allem sind aber Schriften astronomischen Inhalts auf den Zeitpunkt ihrer Niederschrift hin zu bestimmen. So ergibt sich, daß das dem alexandrinischen Astronomen Ptolemäus zugeschriebene Werk "Almagest" erst um das Jahr 1500 n. Chr. verfaßt werden konnte, und zwar nicht in Alexandrien, sondern etwa 10 Grad nördlicher, etwa im Breitengrad von Konstantinopel, Neapel und Madrid.
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Woher stammen denn die vielbewunderten riesigen antiken Bauwerke? Ist es denn möglich, daß auch sie Fälschungen sind, daß sie direkt dazu erbaut worden sind, um die ganze Menschheit zu täuschen? Das nicht, sie sind aber auch keineswegs Erzeugnisse jener Zeitepochen, denen sie gewöhnlich zugeschrieben werden. Wie wir gesehen haben, ergibt eine astronomische Prüfung die Mitte des 6. nachchristlichen Jahrhunderts als die Zeit der Erbauung eines der typischsten Bauwerke des alten Ägyptens.
Wenn wir uns Griechenland zuwenden, so begegnet uns in den byzantinischen Quellen die Erwähnung des kontinentalen Griechenlands als einer undurchdringlichen Wildnis, die von halbwilden slawischen Stämmen dünn besiedelt und von dem Fuß eines "Griechen" nie zuvor betreten worden war. Der deutsche Altertumsforscher Falmeraner hat bereits vor 80 Jahren festgestellt, daß die slawische Bevölkerung Griechenlands die ursprüngliche gewesen ist. Griechenland wurde erst im 9. Jahrhundert, und dann auch nur zum Teil, von Byzanz erobert. Es bildete dann den "Slawischen Gau" des byzantinischen Imperiums und diente lange Zeit als Verbrecherkolonie.
Am Anfang des 13. Jahrhunderts wurden Griechenland und Byzanz von den Kreuzfahrern im vierten, "lateinischen", Kreuzzug erobert und unter den einzelnen Feudalherren, meistens französischer, burgundischer, flämischer und italienischer Herkunft, verteil. Die Chroniken berichten übereinstimmend von den großen Bauten, welche die Feudalherren in Griechenland errichteten, keiner erwähnte aber auch nur mit einem Wort altertümliche Bauten. Die modernen Archäologen wollen aber keine Spuren der Prachtbauten der lateinischen Herren sehen, alle Ruinen werden ausschließlich dem grauen Altertum zugeschrieben. Ist es aber nicht logischer, auf dem umgekehrten Standpunkt zu stehen?
In Griechenland hatten im 13. Jahrhundert die ostfranzösischen Feudalherren die Vorherrschaft. Im 14. Jahrhundert wurden sie von den Katalanen besiegt. Die Hauptschlacht fand in Kephissa statt, wo viele Ritter in einer seichten Sumpfstelle untergingen. Als man im Jahre 1840 dieses Moor urbar machen wollte, fand man viele verrostete Rüstungen, die von den Kennern der "klassischen Geschichte" sofort als Rüstungen des Heeres von Mitridates "erkannt" wurden, das - nach dem Bericht von "Plutarch" - an dieser stelle von Sulla umzingelt wurde und im Sumpf versackte. Diese Rüstungen haben jedoch eine auffallende Ähnlichkeit mit denjenigen der mittelalterlichen Ritter ...
Es sei noch eine Episode aus der katalanischen Herrschaft über Griechenland erzählt: Der katalanische Chronist Muntaner, der die Zeitgeschichte seines Volkes schrieb, gibt die Hauptereignisse der Trojasage wieder und fügt hinzu, daß er selbst, zusammen mit den anderen katalanischen Rittern, an der Zerstörung Ilions teilgenommen habe. Die Namen der historischen Personen stimmen mit denjenigen der "Ilias" überein: Paris, König von Troja; Menelaus, Herzog von Athen; Helena, seine Gattin usw. Der Trojanische Krieg entpuppt sich also als eine Episode aus dem 13. Jahrhundert. Der Herzog von Theben war damals der flämische Graf de Saint-Omer, einer der hervorragendsten Troubadours des lateinischen Griechenlands. Er machte daraus ein Epos. Die griechische Bevölkerung, die zur orthodoxen Kirche gehörte, ließ immer das "Saint" bei seinem Namen weg und setzte ihm üblicherweise ein "H" (Spiritus asper) vor. So entstand der Name Homer!
In der Mitte des 15. Jahrhunderts wurde fast ganz Griechenland von den Türken verwüstet, die von der Bevölkerung ausschließlich "Perser" genannt wurden. Tausende von Griechen flüchteten nach Italien. Unter ihnen befanden sich sehr geschäftstüchtige Leute, wie die Gebrüder Chalkokodylas, die in Rom und Florenz reiche Gönner und aufmerksame Zuhörer für ihre Mären von der vergangenen Pracht und Größe ihrer Heimat fanden. Sie besorgten die erste griechische Ausgabe der "Ilias", die sie wahrscheinlich aus dem altfranzösischen Original von Saint-Omer übersetzten. das beste Geschäft dabei machte aber der pfiffige Kaufmann Kyriakus di Pizzikoli, der "Vater der griechischen Archäologie". Er bereiste Griechenland einige Jahre nach der Verwüstung durch die Türken. Ein Trümmerfeld bot sich seinen Augen. Er gab dem Schloß der Herzöge von Athen (Basileia) den Namen des Tempels von Zeus von dem Olympischen. Das große Palais (Palation Megiston) wurde zu den "Prophyläen". Kyriakus war sogar scharfsinnig genug, um in einigen Gebäuden die Häuser von Solon, Thukydides und Alkmaion zu erkennen. Auf Grund der aus dieser Griechenlandreise gewonnenen Erfahrungen und hauptsächlich dank seiner Erfolge in Italien gründete der "Vater der griechischen Archäologie" ein Handelshaus, das, mit Hilfe der besten italienischen Bildhauer jener Zeit, Bestellungen auf Standbilder, Wasen und andere klassische Kunstgegenstände annahm und immer pünktlich ausführte.
So erwuchs aus dem kargen, steinigen Boden Griechenlands die phantastische Mär eines glänzenden Hellas, daß 20 Jahrhunderte zurückversetzt wurde ...
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Mit Rom, der "Ewigen Stadt", ist der Fall nicht anders gewesen. Keiner der frommen Pilger, die Rom besucht und Berichte darüber hinterlassen haben, erwähnt - bis ins 13. Jahrhundert hinein - die Kolossalbauten, die jetzt allgemein als Überreste des Altertums betrachtet werden.
Der Geschichtsschreiber des mittelalterlichen Roms, Ferdinand Gregorovius, schreibt, die Römer des 6. Jahrhunderts hätten ihre glänzende Vergangenheit vergessen, allein der Sitz des Bischofs höbe Rom unter den anderen italischen Städten hervor. Diesen Worten muß man unbedingt Glauben schenken, da sie auf einem genauen Studium der römischen Stadtgeschichte im Mittelalter beruhen. Wie war es denn aber möglich, die Vergangenheit des republikanischen und des kaiserlichen Roms unter dem Schatten des gewaltigen Kolosseums, der prächtigen Thermen, neben den Kunstschätzen des Forums und den eindrucksvollen Triumphbogen zu vergessen? Nur unter der Voraussetzung, daß diese Bauwerke im 6. Jahrhundert überhaupt nicht vorhanden waren, daß sie erst später entstanden sind und daß das "antike Rom" überhaupt nichts anderes darstellt als ein Mythos, ein Märchen von einem Zauberreich.
Über die Frühgeschichte Roms erzählte man sich phantastische Geschichten, die aber nichts Gemeinsames mit der "klassischen Tradition" hatten. So lesen wir in der aus dem 13. Jahrhundert stammenden "Beschreibung der goldenen Stadt Rom" (Graphia aureae urbis Romae) u.a., daß Noah und seine Söhne die eigentlichen Gründer der Stadt gewesen sein sollen. Wenn der Verfasser dieser wichtigsten Quelle zur Kenntnis des mittelalterlichen Roms auch nur etwas von der antiken Überlieferung geahnt hätte, würde er sicherlich andre Sagen angeführt haben. Dies ist ein weiterer Beweis dafür, daß die "antike Kultur" erst später erwacht ist.
Mit dem 13. Jahrhundert endete die Blütezeit des Mittelalters. Bürgerkriege zwischen den Anhängern des Kaisers und denen des Papstes (Guelfen und Ghibellinen), die sich den Besitz der Stadt Rom streitig machten, zerstörten die Prachtbauten, die von den Päpsten und römischen Patriziern errichtet wurden. Dazu kam noch der Umstand, daß die aufgekommene asketische Richtung den Luxus und irdische Genüsse verpönte. Als die Scheiterhaufen der Inquisition aufflackerten, verstummten die fröhlichen Weisen des höfischen Epos und der weltlichen Dichtung überhaupt, da die Schreibkunst allein göttlichen Dingen geweiht werden sollte. Der dichterische Geist aber, der sich bereits während einer längeren Zeit frei entwickeln könnte, war auf die Dauer nicht zu unterdrücken. Schließlich wollte man auch die erwachenden freiheitlich-geistigen Bestrebungen zum Ausdruck bringen. Die direkten Wege waren von der Inquisition versperrt. So wurden zwei indirekte Wege gefunden: das Apokryph und die Utopie.
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Was ist ein Apokryph? Ein Apokryph im weiteren Sinne ist eine Schrift, deren Abfassung einem anderen zugeschrieben wird, also das umgekehrte von einem Plagiat. Auf diese Weise konnte man seine Gedanken ungestraft auf das Pergament oder Papier bringen und einem weiten Kreis zugänglich machen, da doch die ganze Verantwortung auf das Haupt eines längst Verstorbenen oder gar nie existierenden Mannes verschoben wurde. Eine sehr populäre Gestalt im Mittelalter war P(ater) Virgilius Maro, ein Gelehrter am Hof Karls des Großen, der den Beinamen Grammaticus erhielt. Nach zwei Richtungen hin lebte diese Persönlichkeit fort: als Held verschiedener Legenden, in denen er als guter Zauberer auftrat (als solchen finden wir ihn u.a. in Dantes "Göttlicher Komödie") und als Dichter, dem die Abfassung verschiedener Dichtungen zugeschrieben wurde. Daß Virgil, dessen Erinnerung am 27. November gefeiert wird, von der katholischen Kirche heiliggesprochen worden ist, beweist schon zur Genüge, daß er ein Christ gewesen ist. Bekanntlich bildeten die sogenannten "prophetischen Stellen" in der "Aeneis", in denen von der Geburt Christi die Rede ist, ein Rätsel für die Altertumsforscher. Erst die Annahme, daß es sich um eine spätmittelalterliche Schrift handelt, gibt dafür eine zufriedenstellende Lösung.
"Platon" ist eine Verstümmelung von "Pleton", des Namens eines byzantinischen Philosophen, über dessen philosophische System Marcello Ficino, der erste "Neoplatoniker", in Florenz Vorlesungen gehalten hat. "Aristoteles" bedeutet nichts anderes als "Beste Vollendung", was für ein Pseudonym recht passend ist, nicht aber für einen lebenden Menschen. Der amerikanische Professor Leo Wiener hat im Jahre 1920 nachgewiesen, daß die meisten diesem Philosophen zugeschriebenen Werke in der maurischen Universität zu Cordoba entstanden sind und erst später aus dem Arabischen ins Griechische übersetzt wurden.
Solche antiken Klassiker wurden in den Bibliotheken unbedeutender Klöster ausgerechnet von Leuten "gefunden", die auch sonst durch ihre literarischen Talente und Kenntnisse der klassischen Sprachen glänzten und allgemein als skrupellos galten. Petrarca, Boccaccio, Poggio Bracciolini - die sind die Namen der bekanntesten Vertreter des frühen Humanismus und zugleich der "glücklichen Finder" von Klassikern. Es sei noch nebenbei erwähnt, daß die begabtesten Bildhauer der Renaissance, wie Brunelleschi, Donatello, Michelangelo und andere, ihre Karrieren damit begannen, daß sie ihre eigenen Erzeugnisse in Gärten begruben, um sie einige Zeit später "aufzufinden" und als "antik" für einen guten Preis einem Kunstliebhaber zu verkaufen.
Die "Utopie", also die Erfindung eines Idealstaates, um politische Anschauungen zum Ausdruck zu bringen, ist ein literarischer Kunstgriff, der oftmals seit der Renaissancezeit angewandt worden ist. Daß die ersten utopischen Romane von allen ernst genommen wurden, beweist die Tatsache, daß nach erscheinen der "Utopia" von Thomas Morus im Vatikan ein Kardinalrat einberufen wurde, der beschloß, nach der Insel Utopia tüchtige Missionare zu entsenden, da es "schade sei, daß eine so sittsame Bevölkerung des Lichtes des Christentums noch nicht teilhaftig wäre". Manche historischen und politischen Schriften der sogenannten klassischen Literatur muten nicht selten wie ebensolche Utopien an: Geschichtswerke ähneln theoretischen Traktaten, um diesen oder jenen Gedanken zu begründen, während den Helden der Antike nur zu oft Fleisch und Blut fehlen.
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Wie stellt sich demnach das neue Geschichtsbild unsern Augen dar? Was ist falsch, was ist richtig in der Weltgeschichte? - Das sind Fragen, die mit Recht gestellt werden müssen, denn der von der zünftigen Wissenschaft seit der Zeit der Renaissance so arg zugerichtete Faden des historischen Geschehens ist auf den ersten Blick nicht leicht zu erkennen. Daher bedarf es folgender Aufstellung:
Bis etwa zum 4. Jahrhundert: Vorgeschichte. Germanische Urbevölkerung (Langobarden, Ostgoten, Vandalen) in Italien, Slawen in Griechenland, Griechen am Bosporus und in den Küstenstädten des Mittelmeers. Blütezeit der ägyptischen und mesopotamischen Kulturen.
4. bis 8. Jahrhundert: Aufstieg Roms als geistiger Mittelpunkt der westlichen Christenheit. Ausbreitung der byzantinischen Herrschaft. Bildung nationaler Staaten in Europa. Zerstörung der ägyptischen und mesopotamischen Kultur durch die Araber.
9. bis 12. Jahrhundert: Das "Römische Reich" der Karolinger. Befestigung der weltlichen Macht der Päpste. Entwicklung der weltlichen, höfischen Kultur im Westen, der maurischen Kultur in Südeuropa. Kreuzzüge. Bildung lateinischer Staaten im Orient.
13. bis 15. Jahrhundert: Blütezeit der lateinischen Fürstentümer in Griechenland. Kirchliche Reaktion in Italien, Frankreich und Spanien. Entstehung der apokryphen "klassischen" Literatur in Italien. Zerstörung Griechenlands durch die Türken. Das Märchen vom antiken Rom und vom klassischen Hellas.
In dieser Skizze konnte manches nur angedeutet werden, was zum bessern Verständnis notwendig wäre. Das Problem der neuen Geschichtsphilosophie gipfelt darin, daß der Prozeß der geschichtlichen und kulturellen Entwicklung denselben Gesetzen unterworfen ist wie alles andere in der Welt. So wie man an den Zaubervogel Phönix glaubte, der aus seiner Asche immer wieder zu neuem Leben auferstehen sollte, so glaubte man auch an die Möglichkeit einer "Antike", die aus irgendeinem Grunde für 1000 Jahre einschlief und von der Erdoberfläche spurlos verschwand, um dann plötzlich zu neuem Leben zu erwachen, als ob es keine tausendjährige Pause des Mittelalters gegeben hätte. Halten diese Anschauungen einer unvoreingenommenen Kritik, wie sie hier versucht wurde, stand?
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Im relativ langen Vortrage (mehr als zwei Stunden mit einer kleinen Pause zwischen zwei Teilen) wurden außer diesem Artikel noch Zitate aus folgenden Werken vorgelesen und kommentiert:
5. Pyramiden
in Deutschland? Wieso eigentlich nicht? Vortrag von Walter Haug. Hier einige Auszüge aus dem Text von Walter Haug, den die Teilnehmer der Veranstaltung ausgehändigt erhalten haben:
Französische Archäologen haben ihre Megalith-Monumente (Dolmen = Grabkammern, Cairns = Stufenpyramiden) mit den ägyptischen Pyramiden verglichen und festgestellt, daß sie nach denselben Bauprinzipien errichtet wurden. Der Laie denkt, daß bei einer Pyramide eine horizontale Stufe auf die andere gebaut wurde. In Wirklichkeit handelt es sich bei jeder Stufe um eine vertikale Mauer, wobei die Mauerhöhe (=Stufenhöhe) von außen nach innen zur Spitze hin zunimmt. Auf dieselbe Art wurden die Cairns in der Bretagne und in Großbritannien errichtet. Schaut man sich das Verbreitungsgebiet der Megalith-Monumente in Europa an, stellt man fest, daß die Grenzen bis dicht an Süddeutschland heranreichen. In Hessen, im Elsaß und am Hochrhein in der Schweiz aber auch auf deutscher Seite wurden die typischen Grabmonumente aus großen Stein- und Felsplatten entdeckt. Wo also verstecken sich die Stufenpyramiden in Baden-Württemberg und Bayern? Nun, die ersten fand ich in der Umgebung von Bretten und Maulbronn bei Karlsruhe: Die Ruinen großer Bauwerke aus Steinblöcken und –platten, die den bretonischen Stufen-pyramiden stark ähneln, jedoch um vieles größer sind als in West- und Nordeuropa. Sie wurden in großräumigen Felsnekropolen errichtet und füllen diese hermetisch aus. Auch hier hat der Ausgräber dieselbe Art des Mauerbaus festgestellt: Konzentrisch aufeinanderfolgende Wände aus trocken geschichteten Bruchsteinen. Die Stufen sind verschüttet, die zerstörten und geplünderten Bauten im Laufe der Jahrtausende von Bäumen und Büschen bewachsen aber trotzdem noch gut zu erkennen. Das höchste Monument ist die Zwerchhälde von Sternenfels. Sternenfels führt diese dreistufige Pyramide und einen Siebenstern im Ortswappen (siehe Logo, der Böschungswinkel der Cheops-pyramide von 51,5º ist nur mittels des Siebenstern konstruierbar). Ihre Höhe beträgt ~20 m bei einer Grundfläche von ca. 60x80 m. Der Baukomplex beinhaltet noch einen weiteren Cairn, der aber durch Steinbrucharbeiten des vergangenen Jahrhunderts schon so weit abgetragen wurde, daß der Grundriß mit Grabkammer in einer Felsnische freiliegt. Dieser Teil des Areals erinnert stark an einen Tempel, da 10 m dicke aus dem Fels gehauene Mauern ihn umgeben und er nur durch ein typisch keltisches Zangentor betreten werden kann. Meine Ausgrabungen ergaben, daß es sich bei diesen Mauern um typische muri Gallici, gallische Mauern handelt, welche normalerweise die keltischen Bergfestungen, Oppida genannt, schützten. Am Oppidum Staffelberg bei Staffelstein in Franken umgibt genau solch eine Felsmauer die Akropolis der Kelten-Festung. Auch hier findet man diese Felsnekropolen und zwar unmittelbar am äußeren Wall der weitflächigen Festungsanlage.
Diese Felsgräber mit großen Steinpyramiden wurden immer unmittelbar außerhalb der Bergfestungen vor dem Wall errichtet, meistens am Rand der Bergkuppe, wie auch in Sternenfels, wo man noch 4 weitere Hälden entdeckt, kleinere aber z. T. noch größere Felsgräber als die Zwerchhälde, z. B. die Sommerhälde mit einer Länge von über 100 m. ßt ebenfalls bis zu 20 m. In Rheinland-Pfalz haben wir das Oppidum Heidenmauer bei Bad Dürkheim: In den kilometerlangen Steinwall integriert ist der Kriemhildenstuhl (Hilden = Hälden) und zwar die hinterste Felswand, die exakt dem Verlauf des Walls folgt. Der Steingrabhügel fehlt. Der Ort wird offiziell als römischer Steinbruch ausgegeben, da die Felswände allesamt bis über 20 m Höhe penibel geglättet sind und zwar mittels Spitzmeißel. Diese Art der Steinbearbeitung jedoch findet man in jedem ägyptischen Pyramiden-Steinbruch.
Es soll sich um eine bis zu 4500 Jahre alte Stein-Abbaumethode handeln. Nun kann man in vielen Pyramiden-Steinbrüchen Ägyptens Tempel, Gallerie- und Schachtgräber fest-stellen, so daß diese Steinbrüche eigentlich auch nichts anderes als Felsnekropolen sind, die man durch geglättete Felswände in repräsentativer Weise gestaltete. Die Felswände der süddeutschen Hälden zeigen fast alle diese uralte Steinbearbeitungsspuren, vor allem die Zwerchhälde von Sternenfels, wo sich die Pikierungen bis zu 16 m Höhe erstrecken. In Baden-Württemberg sind noch weitere Felsgräber zu erschließen. So muß es am Rand des größten Oppidum Europas, des Heidengraben bei Grabenstetten, 3 große Nekropolen gegeben haben, die sich allesamt an Auffahrten zur Hochebene unmittelbar vor den einstigen Festungstoren befinden, heute aber zu großen kommerziellen Kalk-Steinbrüchen erweitert wurden. Auch hier ist der Name einer dieser Felsgräber überliefert: Buchhälde.
Hälde, das alte alemannische Wort, das schon seit dem 3. Jh. existiert, bedeutet eigentlich ursprünglich Behältnis. Diese Hälden oder Halden beinhalteten also anfangs etwas, nämlich Grabkammern. Das althd. Wort hehlen ist davon abgeleitet. Es bedeutet ebenfalls, "etwas bedecken, verbergen, verstecken". Die Alemannen aber auch die Merowinger errichteten noch im frühen Mittelalter eine Unzahl von Steingrabhügeln, die oftmals in Gewannen mit dem Namen Hälde errichtet wurden, z. B. im Regierungsbezirk Freiburg an die 10.000. Bei diesen Steingräbern handelt es sich um die kleinste nachweisbare Form von Megalith-Monumenten, denn die darin enthaltenen Steinkisten mit Leichenbrand oder kompletten Skeletten sind eigentlich kleine Dolmen.
Es besteht also eine Kontinuität dieser Grabform von den Kelten zu den Alemannen. Monumente (Dolmen = Grabkammern, Cairns = Stufenpyramiden) mit den ägyptischen wurden
Laie denkt, daß bei einer Pyramide eine horizontale Stufe auf die andere gebaut wurde. In Wirklichkeit handelt es sich bei jeder Stufe um eine vertikale Mauer, wobei die Mauerhöhe (=Stufenhöhe) von außen nach innen zur Spitze hin zunimmt. Auf dieselbe Art wurden die Cairns in der Bretagne und in Großbritannien Der Laie denkt, daß bei einer Pyramide eine horizontale Stufe auf die andere gebaut wurde. In Wirklichkeit handelt es sich bei jeder Stufe um eine vertikale Mauer, wobei die Mauerhöhe (=Stufenhöhe) von außen nach innen zur Spitze hin zunimmt. Auf dieselbe Art wurden die Cairns in der Bretagne und in Großbritannien errichtet. Schaut man sich das Verbreitungsgebiet der Megalith-Monumente in Europa an, stellt man fest, daß die Grenzen bis dicht an Süddeutschland heranreichen. In Hessen, im Elsaß und am Hochrhein in der Schweiz aber auch auf deutscher Seite wurden die typischen Grabmonumente aus großen Stein- und Felsplatten entdeckt. Wo also verstecken sich die Stufenpyramiden in Baden-Württemberg und BayernNun, die ersten fand ich in der Umgebung von Bretten und Maulbronn bei Karlsruhe: Die Ruinen großer Bauwerke aus Steinblöcken und–platten, die den bretonischen Stufenpyramiden stark ähneln, jedoch um vieles größer sind als in West- und Nordeuropa. Sie wurden in großräumigen Felsnekropolen errichtet und füllen diese hermetisch aus. Auch hier hat der Ausgräber dieselbe Art des Mauerbaus festgestellt: Konzentrisch aufeinanderfolgende Wände aus trocken geschichteten Bruchsteinen. Die Stufen sind verschüttet, die zerstörten und geplünderten Bauten im Laufe der Jahrtausende von Bäumen und Büschen bewachsen aber trotzdem noch gut zu erkennen.
Nun, die ersten fand ich in der Umgebung von Bretten und Maulbronn bei Karlsruhe: Die Ruinen großer Bauwerke aus Steinblöcken und –platten, die den bretonischen Stufen-pyramiden stark ähneln, jedoch um vieles größer sind als in West- und Nordeuropa. Sie wurden in großräumigen Felsnekropolen errichtet und füllen diese hermetisch aus. Auch hier hat der Ausgräber dieselbe Art des Mauerbaus festgestellt: Konzentrisch aufeinanderfolgende Wände aus trocken geschichteten Bruchsteinen. Die Stufen sind verschüttet, die zerstörten und geplünderten Bauten im Laufe der Jahrtausende von Bäumen und Büschen bewachsen aber trotzdem noch gut zu erkennen. Das höchste Monument ist die Zwerchhälde von Sternenfels
Sternenfels führt diese dreistufige Pyramide und einen Siebenstern im Ortswappen (siehe Logo, der Böschungswinkel der Cheopspyramide von 51,5º ist nur mittels des Siebenstern konstruierbar. Ihre Höhe beträgt 20 m bei einer Grundfläche von ca. 60x80 m. Der Baukomplex beinhaltet noch einen weiteren
Cairn, der aber durch Steinbrucharbeiten des vergangenen Jahrhunderts schon so weit abgetragen wurde, daß der Grundriß mit Grabkammer in einer Felsnische frei liegt.
Dieser Teil des Areals erinnert stark an einen Tempel, da 10 m dicke aus dem Fels gehauene Mauern ihn umgeben und er nur durch ein typisch keltisches Zangentor betreten werden kann. Meine Ausgrabungen ergaben, daß es sich bei diesen Mauern um typische muri Gallici, gallische Mauern handelt, welche normalerweise die keltischen Bergfestungen, Oppida genannt, schützten. Oppidum Staffelberg bei Staffelstein in Franken umgibt genau solch eine Felsmauer die Akropolis der Kelten-Festung. Auch hier findet man diese Felsnekropolen und zwar