Berliner Geschichtssalon, Fomenko und die Dinos:
18 Sitzungen und kein Ende in Sicht (Gott sei dank)
Eugen Gabowitsch

Die Idee eines Geschichtssalons stammte von Uwe Topper, Forscher alten Kulturen, Schriftsteller, Weltenreisenden, Ethnologen und Maler, um nur einige seiner zahlreichen Interessengebiete zu nennen. Er, wie auch viele andere, fand es unzufrieden, daß nur einmal im Jahr die Gelegenheit für die Kritiker der Chronologie und Geschichtsrevisionisten vorhanden ist, sich während eines Jahrestreffens der Abonnenten der Zeitschrift "Zeitenspriründe" zu treffen und auszusprechen.
Außerdem bedeuten die Jahrestreffen einen erheblichen finanziellen Aufwand, der für einige Interessenten nicht zu verkraften ist. Darum kommen zu den Jahrestreffen hauptsächlich die Vertreter der oberen Schicht und nicht unbedingt die aktivsten und interessantesten Chronologiekritiker und Geschichtsrevisionisten.
Diese Idee eines regulären lokalen Treffs wurde in Berlin seit 1994 mit aktiver Unterstützung von Hans-Ulrich Niemitz und Christian Blöss, die die organisatorische Seite vom Anfang an übernahmen und von mehreren aktiven ehemaligen Mitglieder des ehemaligen Vereins RMNG (Rekonstruktion der Menschheits- und Naturgeschichte) unterstützt wurden, unter fruchtbarer Mitwirkung von Uwe Topper verwirklicht.
Also, der Berliner Geschichtssalon. Unter diesem Nahmen wurde die Verwirklichung der obenerwähnten Idee zu einem Stück Geschichte der Chronologiekritik und Geschichtsrekonstruktion in Deutschland. Seit dem 3. September 1994 treffen bis zu vier mal im Jahr die Interessenten im Veranstaltungssall des Kaffees "Gallerie Bellevue". Die Geschichte dieser vier-fünf Jahre wurde vor kurzem in einem CD dokumentiert, daß für DM 20 Umkostenerstattung bei Christian Blöss, Erkelenzdamm 49, D - 10999 Berlin, Fax: +49 30 61401164, E-mail: berlings@aol.com, bestellt werden kann.
Auf dieser CD finden Sie die relativ kurz gefaßten Protokolle der ersten 16 Salons, weitere informationen zur Geschichte des Salons und einige interessanten Aussagen zu unserem Geschichtsbild. Was die Vorstellungen über die Vorgeschichte betrifft, steht in CD:
"Die Früh- und Vorgeschichte der Menschheit ist künstlich in die Länge gezerrt worden. Das geschah auch durch unvorsichtige Vorgaben von Eckdaten für prominente Ereignisse wie dem Ende der jüngsten Eiszeit, das auf 10.000 Jahre vor heute datiert wird und damit einen mit archäologischen Funden gar nicht füllbaren Zeitraum aufspannt."
Wichtig ist dabei zu betonen, daß die Organisatoren des Geschichtssalons auch ohne Uwe Topper die These vertreten, die sie inhaltlich viel näher an Fomenko und die alten Kritiker der Geschichtsschreibung Jean Hardoin, Robert Baldauf und Wilhelm Kammeier bringt, als an die Position von H. Illig (Uwe Topper hat diese Zhese in seinen zwei letzten Büchern gut argumentiert dargestellt):
"Die Menschheitsgeschichte ist zuverlässig höchstens für die jüngsten 1.000 Jahre rekonstruiert. Alles, was älter ist bzw. für älter gehalten wird, liegt in chronologischem Nebel. Geschichtsschreibung, die die davor liegende Historie als zuverlässig oder zweifelsfrei rekonstruierte Geschichte ausgibt, fußt tatsächlich auf einem Konglomerat aus viel Erfindung und Verdopplung bzw. Vervielfachung und auf erstaunlich wenigen glaubwürdigen chronologischen Zeugnissen.".
Ich kann jedem Leser, der in der Nähe von Berlin wohnt (was die Nähe bedeutet, muß jeder für sich entscheiden: ich versuche zu den BGS-Sitzungen aus Karlsruhe mehr oder weniger regelmäßig zu fahren, wir haben dort sehr oft Herrn Ch. Marx aus Basel gehabt u.s.w.) und der sich für die Kritik der Natur- und Menschheitsgeschichte interessiert, die obenerwähnte Adresse zu benutzen, um sich mit dem BGS in Verbindung zu setzen. Außerdem kann man sich Informationen über die Veranstaltungen des Salons von der Internet-Seite des BGS holen:
Und am ende dieses teils möchte ich aus einer Selbstdarstellung zitieren, die ich auch auf der CD fand:
"Man trifft sich, frau trifft sich, wir treffen uns zum Gespräch, zur Diskussion, zum Vortrag. Wir treffen uns i.A.. jeden dritten Monat an einem Abend für einige Stunden. Der "Berliner Geschichtssalon" entstand im Jahre 1994 aus einem Kreis Berliner Geschichtsinteressierter. Sie - "Anhänger" und Mitglieder der "Neuen Historischen Schule" - meinen, daß bestimmte Themen zu wenig öffentlich diskutiert werden. Und sie meinen, daß viele Historiker sehr oft methodisch falsch diskutieren."
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Auf die obenerwähnte CD stützend nennen wir im folgenden die Veranstaltungen des BGS in chronologischer Reihenfolge (wegen eines Fehlers wurden zwei Sitzungen mit der Nummer fünf versehen, in Wirklichkeit ist die Anzahl der Sitzungen um eins größer, als die aktuelle Nummer: ich berichte unten über die 18. Sitzung, die aber unter der Nummer 17 geführt wird):
1994:
1.
Hörbigers Welteislehre (U. Topper) • Reaktion der Presse auf den Einschlag des Kometen »Shoemaker-Levy 9« (Blöss) • Mittelalterliche Fälschungen (Niemitz) • Chronologische Fragen und Phantomzeit in Spanien, Ägypten, Äthiopien und dem Vorderen Orient (Niemitz, U. und I. Tupper) • "Ethik, Moral, Ökologie und 'Überbevölkerung'" (Niemitz)
2. Nach »Jenseits von Darwin« (Blöss) • Die zukünftige Umdrehung der
Erde (Blöss, U. Topper)
1995:
3.
Jacob van Hoddis und sein Gedicht "Weltende" (Teller)
4. Die Chronologie des Mittelalters im Chaos (Illig, Niemitz) • Chronologische Probleme des Hellenismus (Illig) • Die Chronologie des A.T. Fomenko (Illig)
5. Die Ikonographie der Drachen (Schwarz)
5a. Johann Carl Friedrich
Zöllner und das "Elektromagnetische Universum" (Blöss, U. Topper)
6. Die neue Islaminterpretation des Günter
Lüling (U. Topper) • Der Islam: Interpretationen, Deutungen und Aktualitäten (Khammas, U. Topper) • Der Islam und das verschwundene Mittelalter (Niemitz, U. Topper) • A.T. Fomenko und die Chronologie des Islam (Niemitz)
1996:
7. Warum Auschwitz. Hitlers Plan und die Ratlosigkeit der Nachwelt (Heinsohn)
8. Der elektromagnetische Kosmos. Kosmische Urweltkatastrophen (Vollmer)
1997:
9. Die Probleme der
C14-Datierung und der Dendrochronologie als chronologische Hilfswissenschaften (Blöss, Niemitz)
10. Anatoli Fomenko und seine Methoden der statistischen Analyse narrativer Texte und Anwendungen zur Chronologie (Hoffmann, Jähne)
11. Velikovsky auf dem Prüfstand: Gibt es eine verdrängte Katastrophenerinnerung des Menschheitskollektivs? (Marx, U. Topper, T. Völker)
1998:
12. Biophotonen -das Licht. Elektromagnetischer Kosmos im Kleinen wie im Großen und Verbindungen zwischen dem Verlauf der Menschheitsgeschichte und verschiedenen kosmischen, insbesondere elektromagnetischen Kräften (Popp)
13. N.A. Morosow - der wichtigste Vorgänger der Moskauer Gruppe "Neue Chronologie" (Gabowitsch)
14.
Vakuumbiophysik und elektromagnetischer Kosmos. Im Großen und im Kleinen (Bischof)
15. "Homo sapiens" bereits in der Kreide? Zur Unverlässlichkeit der wissenschaftlichen Datierungsmethoden (Blöss)
Als Themen der künftigen Vorträge und Diskussionen werden auf der CD die folgenden Überschriften präsentiert:
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Insbesondere möchte ich die Verdienste vom BGS betonen, die mit der Bekanntgabe der Ergebnisse von Fomenko zusammenhängen. Obwohl ich der Meinung bin, daß man in diesem Bereich noch zu wenig in Deutschland getan hat, ist gerade der BGS die einzige positive Ausnahme in diesem Bereich (die Ausnahme, die die Regel unterstützt). Zu diesem Thema hat sich sogar kurz Herr H. Illig in BGS geäußert. Wir zitieren seine Worte von der CD, die es zeigen, daß noch vor einigen Jahren (also am 16.3.1995) der Mitglied der russischen AW und Professor der renommierten Moskauer Universität, einer der bekanntesten Mathematiker der Welt und Autor von vielen dicken Büchern A.Fomenko für ihm noch kein Scharlatan war (vergleiche mit Zeitensprünge, 1999, heft 2, s. 352): er spricht vom
"Buch, hinter dessen harmlosem englischen Titel sich eine "Bombe" verbirgt. Der russische Mathematikprofessor A.T. Fomenko (und die Mitarbeiter seines Institutes!) haben 20 Jahre an diesem Buch gearbeitet und zum Thema viele Vorveröffentlichungen gehabt, die aber westliche Leser (also auch wir) der russischen Sprache wegen nicht rezipierten. (bibliographische Angaben so.)
Fomenko hat alle historischen Daten, deren er habhaft werden konnte, erfaßt und computergerecht aufbereitet. Ziel der Arbeit war, die verschiedenen Abfolgen des überlieferten Geschehens unabhängig von ihrer geglaubten zeitlichen Einordnung gegeneinander zu halten und so zu prüfen, ob sich sich wiederholende Muster finden lassen. Sein Ergebnis lautet:
Man kann ein Muster von etwa 330 Jahren finden, das sich fünfmal wiederholt. Das aktuellste Muster - von Fomenko als reale Geschichte angesehen - läuft von 1260 bis 1590 (also 330 Jahre) und findet sich für folgende fünf andere Zeiten wieder:
910 - 1260 mittelalterliche Geschichte
580 - 900 frühmittelalterliche Geschichte
250 - 580 Byzantinische Geschichte
-80 - 250 2. Römisches Reich/Sulla
-900 - -500 Königszeit in Juda. Israel und erste Königszeit Rom"
Was hier nicht ganz der Wahrheit entspricht: Fomenko hat durchaus auch Artikel in Englisch veröffentlicht. Nun lesen nicht alle Geschichtsrevisionisten Publikationen, die in mathematischen Fachzeitschriften erscheinen.
"Die Wiederholungen beziehen sich auf die Dynasten- bzw. Dynastien-Folgen und Ereignisketten. Sogar bis zu den Namen hin lassen sich verblüffende Ähnlichkeiten finden. [...] die Verteilung der Namen in den verschiedenen Perioden nicht zufällig ist, sondern auffälligen Mustern folgt. Am einfachsten ist das zu erkennen bei den fast identischen Reihen von Päpsten für die Zeiten von 141 bis 314 und 314 bis 532. Aber auch deutsche und assyrische oder persische und französische Geschichte gleichen sich in Namen und Struktur.
Fomenko breitet sein Datenmaterial aus, ohne viel zu interpretieren. Ihm erscheint die Geschichte konstruiert und zwar von den Historikern des frühen 17. Jahrhunderts (um 1620). Dabei wollten sie nicht naiv zweckgerichtet fälschen, sondern "nur" ihnen leer erscheinende Zeiten füllen; vielleicht haben sie sich dabei auf rudimentäre Kenntnisse alter Zeiten gestützt und dabei das Bild nach ihrem Gusto gestaltet und ausgemalt."
Auch hier kann man die Darstellung als fair akzeptieren. Nur die folgenden Zeilen lassen vermuten, daß H. Illig schon an einer "Widerlegung" der neuen Theorie nachzudenken beginnt:
"Unsere Reaktion auf Heribert Illigs Darstellung zu Fomenko schwankte zwischen Begeisterung und höchster Skepsis. Hier überholt uns einer "ganz weit links außen", hier zeigt sich eine Radikalität im Ansatz, die uns in eine Hilflosigkeit stürzt, die derjenigen vergleichbar ist, die "normale" Historiker erleben, wenn sie unsere Thesen vernehmen müssen"
Inzwischen hat sich Herr Illig etwas tiefer in die Bücher von Fomenko eingearbeitet und dort Ungeheuerliches entdeckt: nicht nur die Verneinung des Karls d. Gr., sondern auch die Erklärung, wie die Figur des großen Kaisers entstand, ist dort unter vielen anderen Betrachtungen zu finden. Das, was für H. Illig zum höchsten Ergebnis seines Leben geworden ist, spielt bei Fomenko die Rolle eines interessanten Beispiels, eines unter den vielen. Und seitdem ist Fomenko für Illig eine abgeschlossene und unerwünschte Thematik, ein Tabu. Und eine Meßlatte der Loyalität.
Um diese Tabuisierung irgendwie zu gerechtfertigten, wurden ein Paar Mythen gezaubert. Fomenko sei ein Schriftengläubiger (und dabei bringt die Internet-Seite vom Mantis Verlag übersetzte Seiten aus dem Buch von Fomenko, die die Fälschungen der historischen Dokumenten durch die italienische Humanisten wie Poggio Bracciolini beschreiben!). In Wirklichkeit ist die Position von Fomenko viel tiefer, vielseitiger und differenzierter, als sich H. Illig vorstellen kann.
Weitere Mythen: Fomenko zieht nur ungern die Ergebnisse der Archäologie, Stratigraphie und Architekturhistorie als Korrektiv heran! Und dabei sind bei Fomenko und Nosovski hunderte von Seiten der Architekturhistorie gewidmet: dem Kölner Dom, dem Notre Dame de Paris, dem Kreml, der Hagia Sofia, den Befestigungen von Konstantinopel und Jerusalem, den Burgen der Katharer, den ägyptischen Tempeln etc. etc. Man analysiert den Zustand der Gräber und Grabsteine, Obelisken und Wehranlagen, der Goldbedeckung der russischen Kirchen und vieles mehr.
Kaum gibt es archäologische Erkenntnisse, die F&N in ihrer Forschung nicht berücksichtigt haben. Aber sie tun das nicht, um einen H. Illig zu zeigen, daß auch sie das wenige, was er beherrscht, tun können, sondern immer dann, wenn es die Logik der Forschung verlangt. Eine ganze Armee der Archäologen konnte in Hunderten von Jahren die Stelle nicht finden, wo die Gebeine der Gefallenen der berühmten Kulikowo Schlacht ruhen. F&N haben diese Stelle mit Hilfe ihrer Theorien gefunden, selbstverständlich dort, wo keiner der Historiker so einen Fund erwartete. Und sie haben die antiwissenschaftlichen Praktiken der Archäologen aufgedeckt, die die Funde manipulieren, um die alten Vorstellungen nicht zu gefährden.
F&N untersuchen alte Münzen und Schwerte, Wappen und Stempel, Karten und Manuskripte. Sie tun vieles, was ein H. Illig noch nicht gelernt hat zu tun. Aber Fomenko wirft einem H. Illig nie vor, daß er eine oder andere Technik noch nicht erlernt hat. Als ein echter Wissenschaftler beurteilt er die Forschung von anderen nach dem, was sie getan haben und nicht nach dem, was sie noch nicht getan haben. Nach diesem letzten Muster kann man einem immer etwas vorwerfen: einer spricht kein Chinesisch, der andere kann nicht integrieren, der dritte benutzt noch keine moderne Textverarbeitungs-Programme.
Fomenko sendet an die Adresse von deutschen Geschichtsrevisionisten freundschaftliche Signale und Kooperationsvorschläge, die vom Herrn Illig überheblich ignoriert oder abgelehnt werden. Unter meiner Vermittlung hat A. Fomenko Herrn Illig vorgeschlagen, sein Buch über das Mittelalter ins Russische zu übersetzen und zu verlegen. Seit März 1999 warten wir auf eine Antwort von H. Illig.
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Im laufenden Jahr wurde das immer mehr aufblühende Innenleben des BGS (während meines letzten Vortrags waren kaum noch Plätze im bis zu 60 Sitzplätze anbietendem Veranstaltungssaal der "Gallerie Bellevue" frei) von einem traurigen Vorfall überschattet. Dem Diktat des um die vollständige Machtkonzentration in seinen Händen unverschämt kämpfenden H. Illig beugend, wurde der schon angekündigte Vortrag von Uwe Topper abgesagt. Statt dessen wurde eine Diskussionsveranstaltung "Rechte und Pflichten eines Wissenschaftlers, der mit seinen Erkenntnissen oder denen anderer Wissenschaftler an die Öffentlichkeit tritt" organisiert, die mich teilweise sehr an die Parteiversammlungen in der UdSSR erinnerte. Der Unterschied lag nur in der Anwesenheit von einigen Teilnehmern, die das geplante Spiel nicht spielen wollten oder konnten.
Unter dem Vorwand eines starken ideologischen Fehlers (Die Veröffentlichung des Buchs von U. Topper im als sehr recht geltenden Tübinger Grabert Verlag) wurde versucht, die Abwesenden zu bewegen, mit Uwe Topper die Verbindungen zu unterbrechen und ihm aus dem Salon wegzujagen. Und U. Topper selbst sollte Reue zeigen und freiwillig aus dem von ihm initiierten BGS verschwinden. Die am meisten um die Ideologisierung bemühten kamen schon zur nächsten BGS Sitzung nicht, was mich vermuten läßt, daß sie weniger an der Wahrheitsuche im Bereich der Geschichtsrevision interessiert sind, als an der Reinheit eigener ideologischen Engelsflügel.
Die neue Einladung zum16. Berliner Geschichtssalon (=Treffpunkt für Chronologen aus Berlin, Potsdam, Leipzig, Hanau & Damaskus, Bremen, Obernburg, Basel, Essen, Kaiserslautern, Mettmann, Prezelle, Hamburg sowie Karlsruhe) sah noch ganz milde aus und lies die Absichten der Organisatoren noch im Dunklen (ich zitiere):
"Sehr geehrte Damen und Herren,
Wir möchten Sie herzlich zum 16. Berliner Geschichtssalon am Montag den 1. März 1999 um 19°° Uhr in die Galerie Bellevue einladen (Standort). Diesmal wird es nicht wie sonst üblich einen Vortrag geben. Statt dessen möchten wir eine öffentliche Diskussion über Rechte und Pflichten eines Wissenschaftlers, der mit seinen Erkenntnissen oder denen anderer Wissenschaftler an die Öffentlichkeit tritt, durchführen.
Der Grund für diese Programmänderung liegt in Folgendem: Vor allem den Lesern der Zeitschrift "Zeitensprünge" wird nicht entgangen sein, daß mit der jüngsten Buchveröffentlichung "Die 'Große Aktion'" (1) von Uwe Topper ein seit rund zwei Jahren schwelender Konflikt zwischen Heribert Illig (Herausgeber von "Zeitensprünge" sowie Autor des Buches "Das erfundene Mittelalter") und Uwe Topper (langjähriger Mitstreiter für eine revidierte Chronologie) zum Ausbruch gekommen ist. Heribert Illig hat nunmehr "jeden Kontakt" mit Uwe Topper abgebrochen.
Dieser Konflikt zwischen Heribert Illig und Uwe Topper beruht auf einer von Heribert Illig wiederholt angemahnten Zitationspflicht hinsichtlich wesentlicher Prioritäten bei der Kritik mittelalterlicher Geschichte und Chronologie, die in besagtem Buch von Uwe Topper jedoch uneingelöst geblieben sei ... "
Die Diskussion im BGS lief auch nicht ganz so, wie es Herr Illig gewollt hätte: es gab viele unterschiedliche Meinungen, und sehr viele Redner waren mit dem Verhalten von H. Illig überhaupt nicht einverstanden. Ich fuhr zurück nach Karlsruhe in fester Überzeugung, daß nach der kontroversen Diskussion die Arbeit des BGS uneingeschränkt weiter läuft und das der Machtmensch Illig endlich mit natürlichen Forderungen um mehr Demokratie in der geschichtskritischen Szene, mehr Akademismus und Kollegialität im Namen des BGS konfrontiert wird.
Der BGS hat sich zur wichtigsten organisatorischen Einheit dieser Szene etabliert und hinter den Attacken gegen Uwe Topper seitens von H. Illig sehe ich in erster Linie den Beweis dafür, daß er diesem Autoritätszuwachs des BGS ein Ende zu setzen versucht. Nur als sehr kurzsichtig kann ich die komplottartig gefallene Entscheidung der Organisatoren des BGS (zu den schon erwähnten kamen einige Mitglieder des BGS dazu) bewerten, die Beziehungen zu Uwe Topper doch zu unterbrechen. Diese Entscheidung ist keine logische Folge der Diskussion am 1.03.1999 gewesen, wurde nicht im BGS diskutiert oder zur Abstimmung gestellt und kann nur zu unnötigen Spaltung in der Szene führen.
Bei allem Respekt von den einzelnen Personen, die heute die Geschicke des BGS lenken, bei allem Verständnis von der Schwierigkeit, einem Schwergewicht wie Illig zu widerstehen, kann ich diese meine Meinung nicht zurückhalten. Ich werde mich bemühen, das Klima der Zusammenarbeit auch in der Zukunft anzumahnen. Auf jeden Fall die bei so einem spannendem Thema wie die uns gut bekannte von Dr. Hans-Joachim Zillmer und bei der insbesondere hohen einladenden Aktivität der Organisatoren, die sie selber betonten, ungewöhnlich niedrige Beteiligung an der neusten BGS Sitzung am 12.07.1999 spricht schon von einer vergifteten Atmosphäre.
Das die Intrigen von H. Illig weiter laufen, ist eine Selbstverständigkeit (und nur BGS kann diesen Intrigen Paroli bieten!). Um der an seine Adresse laut gewordenen Kritik kein Auditorium zu geben, hat er die Jahresversammlung der Szene zuerst verschoben (Heft 2 seiner Zeitschrift) und dann abgesagt (Heft 2). Und nun organisiert er diese Versammlung doch, aber auf die Art eines Sektenführers, eines Verschwörers oder Untergrundkämpfers, der jede Kritik schon im Vorfeld zu eliminieren versucht: er verschickt nun persönliche Einladungen an eigene "Mitstreiter" und streicht alle Kritiker, wie mich, von seiner Einladungsliste. Hoffentlich wird er nicht wagen, dieses Treffen als das Jahrestreffen der Abonnenten seiner Zeitschrift zu präsentieren.
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Zum Vortrag von Dr. H.-J. Zillmer am 12.07.1999 sei bemerkt, daß schon in der zweiten Sitzung des BGS am 28. November 1994, als nur zehn Personen zum zweiten mal zusammentrafen; das Thema der Besprechung Evolution und Katastrophismus lautete:
"In den einleitenden Worten wies Hans-Ulrich Niemitz darauf hin, daß es nicht selbstverständlich sei, sich in unseren Kreisen als Katastrophist zu fühlen, sondern daß es wohl eher darauf ankäme, richtig zu rekonstruieren. So sind wir mehr Rekonstruktivisten als Katastrophisten. Der Evolutionismus à la Darwin(isten) und Co. sei genauesten zu untersuchen; vom Darwinismus abweichende Ansichten rufen heute bei den meisten Menschen Abwehr und Angst hervor, als ob man ihnen die Luft zum Atmen nehmen oder tiefe religiöse Gefühle verletzen wolle" (s. CD).
Auch diesmal eröffnete Prof. Hans-Ulrich Niemitz die Sitzung und begrüßte Herrn Dr. H.-J. Zillmer mit ermutigenden Worten darüber, daß einige seiner Thesen sehr überzeugend klingen und in diesem Auditorium wohlwollend aufgenommen werden. Ist doch die Geschichte des BGS mit dem Namen vom I. Velikovsky und seiner neokatastrophistischen Lehre eng verbunden.
Es war warm und schwül in Berlin an diesem Tag, als wäre die Atmosphäre in ganz Berlin nicht in Ordnung. Und es war fast unerträglich warm und schwül im Geschichtssalon, wo leider keine ausreichende Belüftung vorhanden ist (Die Organisatoren sollten um mehr frisches Luft im BGS sorgen tragen!). Dem Vortragenden liefen Ströme vom Schweiß herunter, aber er hielt sich heroisch und trug ganze drei Stunden vor, so das für die Diskussion nicht mehr ausreichend Zeit übrig blieb.
Die Leser von Synesis kennen den EFODON Mitglied und Autor Dr. Hans-Joachim Zillmer gut genug, um zu wissen, worüber er unter dem angegebenen Titel "Gab es keine Evolution? Lebten Dinosaurier und Menschen gemeinsam?" gesprochen hat. Ein Vergleich mit seinem Buch, daß ich während der BGS-Sitzung an Ort und Stelle kaufen konnte, zeigte – auch wenn das sehr erstaunlich klingt – das Herrn H.-J. Zillmer in dieser schwierigen drei Stunden gelang, praktisch das ganze Buch dem Auditorium zu präsentieren. Kaum ein Thema, kaum einer der Argumente blieb unerwähnt. Eine erstaunliche Leistung!
Als sehr überzeugend wirkend kann ich seine Thesen bezeichnen, die mit der Bildung von Wellenformigen Gesteinsschichten während einer Sintflut und überhaupt mit der schnellen Versteinerung unter der Einwirkung der Hitze zusammenhängt. Zu den von ihm gezeigten Bildern von Menschen- und Dinosaurierspuren sind mir erst später einige Fragen eingefallen, die ich währen seinen Vortrag in Karlsruhe diskutieren möchte.
Des weiteren gibt es einige Bemerkungen und Wunschäußerungen. Die Präsentation der Halo-Mustern in den die Uran-Isotope beinhaltenden Gesteinsarten hat mehrere Zuhörer zu Fragen und Bemerkungen veranlaßt. Auch mir war dieser Teil des Vortrags nicht verständlich. Bei der nachfolgenden Lektüre der entsprechenden Passagen im Buch fand ich, daß auch dort die Materie unklar präsentiert ist. Eine etwas detailliertere und besser verständliche Präsentation der entsprechenden Argumente möchte ich in der Zukunft vom Autor erwarten.
Eine andere Bemerkung darf ich mir noch erlauben: der vortragende konzentrierte sich zu sehr an der Widerlegung von Darwin und anderen zeitgenössischen Evolutionisten, trug aber keine der heutigen Theorien der Neodarwinisten vor, die – wie ich mir sagen ließ: selber bin ich kein Biologe – erstaunliche neue Erkenntnisse über die Kolonien von Bakterien, Austausch des Erbmaterials und weitere Formen der Kooperation zwischen den Einzellern besitzen, die einen Übergang von diesen zu den mehrzelligen Organismen über die zwei-, drei- etc. zelligen für überflüssig macht.
Auch die Sprachforschung bei Tieren (Bienen, Primate, Delphine etc.) zeigt, daß der Weg zur Sprache nicht unbedingt über die Beherrschung eines einzelnen Wortes (und danach von zwei Worten, von drei Worten etc.) führen mußte. Auch ein Kind beginnt nicht zuerst ein einziges Wort zu benutzen, sondern er spielt mit verschiedenen Lautkombinationen und lernt die Reaktionen der Umgebung auf diese zu verstehen.
Trotz dieser Bemerkungen stellt das Buch von Dr. H.-J. Zillmer eine aufregende und sehr interessante Lektüre dar. Man fühlt sich gezwungen, über weitere Dogmen der Wissenschaft nachzudenken und diese kritisch unter die Lupe zu nehmen. Ich freue mich im voraus auf den geplanten Vortrag von Dr. H.-J. Zillmer in Karlsruhe.
Es ist bemerkenswert, mit welcher Energie und welchem Elan Herr H.-J. Zillmer seine Forschung betreibt und wie schnell ihm gelang, sich in diesem schwierigen Bereich eine eigene Position zu formulieren und (mit kleinen Ausnahmen) gut argumentiert zu präsentieren.
Und obwohl der Vortragende eine kreationistische Position präsentierte und verteidigte (nicht so sehr die göttliche Schöpfung, eher die Erschaffung der Menschen durch die intelligenten und weiter als wir heute entwickelten außerirdische Wesen), der ich etwas skeptisch – aber interessiert - gegenüberstehe, gefiel mir sehr seine mit einer Portion Humor die entsprechende Argumentation beendende Bemerkung darüber, daß es noch offen ist, wer diese uns geschaffene Wesen selber schuf.