Dr. Eugen Gabowitsch

Im Eichbäumle 85

76139 Karlsruhe

Tel.: 0721/689458

Fax: 0721/684390

Karlsruhe, 12.04.2001

An die Teilnehmer des 24. Berliner Geschichtssalons am 23.04.2001

 

 

Sehr geehrten Damen und Herren,

als ehemaliger aktiver Teilnehmer und Referent des BGS und als Gründer und Leiter des Geschichtssalons zu Karlsruhe begrüße ich Sie ganz herzlich zum 24. Salon in Berlin und wünsche Ihnen interessante Diskussionen und ein langes aktives Salonleben.

Seit etwa einem Jahr bekomme ich keine Einladungen zum BGS und fühle, dass ich zur persona non grata im BGS geworden bin. Das es mich nicht gleichgültig lässt, können sie aus den unten abgedruckten Zeilen entnehmen, die in [1] veröffentlicht wurden. Nicht, weil ich mich dadurch persönlich gekränkt fühle, sondern weil ich im Prinzip die Politik der Ausladungen, Frontenbildung, Trennung, Unterbrechung der Beziehungen nicht akzeptiere und für falsch halte: wir sind zu wenige, die das Treiben der Geschichtler kritisch begleiten, um uns den Luxus leisten zu können, sich nicht als erwachsene Menschen mit ähnlichen Interessengebieten sondern als Besucher eines sowjetischen Kindergartens zu verhalten, in dem man Abweichler in die Ecke stellte und ohne des Süssen lässt.

Der Ausschluss aus dem BGS hat mich an den Herauswurf aus der vierten Klasse der Schule erinnert, als ich in der Pause einen Lappen zu stark in die Richtung eines Schulkameraden geworfen habe und der Lappen auf einem Leninbild hoch unter der Decke hängen blieb. Dieses politisch inkorrektes Verhalten gönnte mir zwei Wochen Extra-Ferien, die ich übrigens gut überstanden hatte.

Es geht nicht um meine Wenigkeit, die heute vermutlich nicht mehr imstande wäre, quer durch das ganze Land drei-viermal im Jahr zu fahren, um an den BGS-Sitzungen Teil zu nehmen. Ich bin dafür zu sehr mit Vorbereitung und Durchführung unserer monatlichen KGS-Sitzungen, mit der Führung der Internet-Zeitschrift Geschichte&Chronologie, mit Vorträgen zu geschichtskritischen Themen und mit Vereinsarbeit in den Gesellschaften EFODON und CELTICA VIPS ausgelastet. Und auch jünger wird man leider nicht.

Es geht auch nicht um meinen Freund Uwe Topper, der ein Buch nach dem anderen schreibt und der kaum Zeit findet, um die zahlreichen Einladungen zu referieren wahr zu nehmen. Es geht um das Prinzip und um die Zukunft der deutschen geschichtskritischen Szene: muss sie gespalten bleiben oder findet sie integrierend wirkende Persönlichkeiten, die die heutige kindische Spaltung überwinden werden.

Ich zweifle keinesfalls an der Fähigkeit der aus dem BGS nicht ausgeschlossenen Teilnehmer zahlreiche interessante Vorträge zu präsentieren. Wenn wir in unserer tiefsten Provinz 2-3-4 Vorträge im Monat organisieren und uns dabei beklagen, dass wir nicht ausreichend Zeit für Diskussionen haben, dann sollte das in Berlin kein Problem sein. Trotzdem bin ich nicht sicher, ob Sie im letzten Jahr auch die Ereignisse in Russland, wo die neue Chronologie zu einer gesellschaftlichen Bewegung intensiv mutiert, in Bulgarien und einigen anderen Ländern mit verfolgen konnten, ob Sie die neuen Bücher von Fomenko&Nossovski, Morosov, Postnikov, Guts, Tabov usw. kennengelernt haben.

Auch wir in Karlsruhe verlieren durch Ihr Boykott unserer Veranstaltung viel. Auch wenn wir bisher keine Schwierigkeiten hatten, ausreichend viele interessante Referenten einzuladen, hätten wir gerne auch die Thematik kennengelernt, die die Mitglieder des BGS erforschen und in Publikationen vertreten.

Wir mit Uwe Topper und Christoph Marx wie auch einige andere aktive Chronologiekritiker bekommen keine Einladungen mehr zum jährlichen Treffen der "Zeitensprünge" Abonnenten (ich protestierte dagegen scharf in "Geschichte&Chronologie"). Die Sache ist so schlimm geworden, dass einige Leute ganz offen vom eigenen Angst erzählen, nach Karlsruhe zu kommen, weil sie dann Repressalien (Ausladungen) von den Organisatoren dieser Treffs fürchten. Darum organisieren wir nun selbst verschiedene chronologiekritische Tagungen, bei welchen keine Segregation und Selektion stattfindet: jeder Chronologiekritiker ist herzlich eingeladen (s. unten unsere Termine für Rüspe und Kürnbach) teilzunehmen und Vorträge anzumelden.

In die inneren Angelegenheiten des BGS möchte ich mich keinesfalls einmischen. Trotzdem wiederhole ich meine Meinung, dass die Politisierung des BGS hat dem Salon keine besondere Vorteile verschaffen. Wir in CELTICA führen in Satzung die folgende Passage: Der Verein arbeitet auf demokratischer, überparteilicher und überkonfessioneller Grundlage. Fast ein Jahr haben wir gegen einen der führenden Mitglieder der Gesellschaft gekämpft, der versucht hat, eigene ideologische Vorstellungen im Namen des Vereins zu artikulieren. Wir haben gerade erreicht, dass er den Verein verlässt. Trotzdem trennen wir ideologische Gegensätze und aus dem Konflikt entstandene Unzufriedenheit von der sachlichen Seite und kündigen die sachliche Zusammenarbeit nicht.

Wir sind keine geschichtskritischen Arbeitsgruppen unterschiedlicher politischer Parteien. Wir sind Teile einer gesellschaftlichen Bewegung und wir gehören zusammen. Nur zusammen können wir etwas erreichen.

Unsere Termine:

21. Salon am 1. Juni: Dr. Eugen Gabowitsch "Kamen die Tartaren aus dem Tatra-Gebiet nach Russland? Das letzte Buch von Nicolaus Morosov
22.-24. Juni 2001: 2. Internationale Tagung "Alternative Geschichtsschreibung und Chronologiekritik " in Rüspe, NRW
22. Salon am 6. Juli: Dr. Christoph Pfister (Frieburg, Schweiz), Unsere Chronologie ist falsch: Die "römischen" Spuren des Mittelalters.
23. Salon am 3. August: CELTICA Mitglieder, Die megalithischen Bauten in Kraichgau. Stand der Forschung und Perspektiven.
17.-19. August: EFODON-Tagung in Kürnbach bei Bretten

 

Zitat aus [1]:

Beziehungen mit dem Berliner Geschichtssalon.

Bei der Gründung des Karlsruher Geschichtssalons diente uns der Berliner Geschichtssalon als Vorbild, als möglicher Integrationsmittelpunkt der ganzen chronologiekritischen Szene. Sogar die Idee des Salons zu Karlsruhe entstand nach einer Bemerkung von Prof. Hans-Ulrich Niemitz, dass er plant, noch ein Salon (diesmal in Leipzig) zu eröffnen. Eine das ganze Land umfassende chronologiekritische Bewegung mit lokalen Zentren überall in Deutschland schwebte mir vor. Und die Geschichtssalons sollten die Rolle solcher Zentren übernehmen.

Leider wurde aus dieser Vision bisher nichts. Anstelle eines Netzes der Geschichtssalons haben wir zur Zeit die gleichen zwei Salons in gegenüberliegenden ecken des Landes, die kaum noch diplomatische Beziehungen miteinander haben. Wir werden nach Berlin nicht mehr eingeladen und unsere Einladungen werden nicht einmal beantwortet. Keiner der heutigen aktiven Teilnehmer des BGS hat unsere Sitzungen besucht oder bei uns vorgetragen.

Die Geschichte diese Konfliktes ist unseren Lesern gut bekannt. Sie begann mit der 16. Sitzung des BGS und dem Ausschluß von Uwe Topper aus den Reihen der Teilnehmer (s. dazu [2]). Sogar meine sehr positive Schätzung der Arbeit des Geschichtssalons im Artikel [3], in dem ich den Ausschluß von U. Topper aber mißbilligte, veranlasste unseren EFODON-Mitglied Frau Angelika Müller zu persönlichen Angriffen (s. dazu [4]) und die Leiter des BGS H.-U. Niemitz und C. Blöss (s. [5]) zu scharfer Verurteilung meiner Kritik. (s. dazu auch die Stellungnahmen von Uwe Topper und mir [6-7]).

KGS war seit Anfang seiner Tätigkeit an Zusammenarbeit mit allen deutschen Chronologiekritikern interessiert. Diese Position wurde ausdrücklich und mit vielen detaillierten Vorschlägen in [7] formuliert. Eine dort ausgesprochene Einladung an alle Geschichtskritiker, KGS zu besuchen, dort Vorträge anzumelden (bis zum Sommer sind wir ausgebucht, ab Herbst können Vorträge zusätzlicher Referenten vereinbart werden) und an unseren Tagungen sich zu beteiligen, gilt auch heute.

 

 

Literatur

1. Eugen Gabowitsch, Zwei Jahre Geschichtssalon zu Karlsruhe, Teil 1, EFODON Synesis, Nr. 42, 1999, Heft 2 (März/April), 29-32.

2. Eugen Gabowitsch, Kommentar zur 16. Sitzung des Berliner Geschichtssalons am 1. März 1999 in Berlin, EFODON Synesis, Nr. 33, 1999, Heft 3 (Mai/Juni), 41-43.

3. Eugen Gabowitsch, Berliner Geschichtssalon, Fomenko und die Dinos: 18 Sitzungen und kein Ende in Sicht (Gott sei Dank), EFODON Synesis, Nr. 35, 1999, Heft 5 (September/Oktober), 28-31.

4. Angelika Müller, Leserbrief (Synesis 6/1999)

5. H.-U. Niemitz und C. Blöss, Leserbrief (Synesis 6/1999)

6. Uwe Topper, Zum Leserbrief von Angelika Müller (SYNESIS Nr. 6/1999), EFODON Synesis, Nr. 37, 2000, Heft 1 (Januar/Februar), 53-54.

7. Eugen Gabowitsch, Zu den Leserbriefen von Angelika Müller, H.-U. Niemitz und C. Blöss (Synesis 6/1999), EFODON Synesis, Nr. 37, 2000, Heft 1 (Januar/Februar), 54-55.