Gesellschaft zur Rekonstruktion der Menschheits- und Naturgeschichte (GRMNG), e. V.


Bücher von Immanuil Velikovsky, die seit 1950 in USA Furore machten, wurden nur teilweise in Deutsch übersetzt. Mit seinem ersten Buch passierte dabei in Deutschlad fast die gleiche Geschichte, wie in den USA: als der Verlag Kohlheimer sein Buch "Welten im Zasammenstoß" herausgab, begannen die Autoren des Verlags (in erster Linie die Theologen) gegen die weiteren Auflagen des Bestsellers zu protestieren und mit der Kündigung der Zusammenarbeit zu drohen. Der Verlag sah sich danach gezwungen, seinen Vertarg mit Velikovsky zu brechen und seine diesbezüglichen Publikationsrechte einem anderen Verlag (dem EUROPA Verlag in der Schweiz, einem antinazi Verlag mit Interesse an der Holocost-Thematik) zu überreichen.

Ende der 60er hatte man kaum noch etwas vom Interesse an den Velikovsky-Büchern merken können. Die letzten Bücher von I.Velikovsky "Zeiten im Chaos" und "Die Seevölker" wurden erst Anfang 80er auf Deutsch verlegt. Wichtige Rolle spielte dabei Christoph Marx (Basel), persönlicher Vertreter von Velikovsky im deutschsprachigen Raum. Er fungierte selbs als Übersetzer einiger dieser Bücher uns als Redakteur und Kommentator der deutschen Ausgaben dieser so wichtigen für die ganze westliche Geschichtskritik Werke.

Als der betroffene Verlag Econ eine Menge Zuschriften bekam, in welchen ganz unterschiedliche Reaktionen auf die Bücher artikulliert wurden, hat Ch. Marx an alle Interessenten Briefe verschickt, in welchen er vorschlug, sich gegenseitig kennenzulernen und zum Zwecke der Fortführung der Recherchen im Sinne von Velikovsky sich zu vereinen. Auch stellte er den sich gemeldeten Velikovskianern seinen Verlag PAF (Podium Akademische Freicheit) zur Verfügung.

Einer der ersten deutschen Velikovskianer ist Prof. Dr. Dr. Gunnar Heinsohn gewesen. 1979 veröffentlichte er den Artikel "Über die heiße Venus, das dunkle Zeitalter Griechenlands und Zittern im akademischen Lehrgebäude: Leben und Forschungen von Immanuel Velikovsky (Freibeuter, Bd. 1, Nr. 2, Dez. 1979). Als einer der ersten stellte er Kontakt mit Velikovsky-Vertreter in Deutschland und Übersetzer seiner Werke Christoph Marx her und stand den Reihen der Mitglieder der von Ch. Marx initiierten Bewegung RMNG (Rekonstruktion der Menschheits- und Naturgeschichte) in Deutschland vor. Die Gesellschaft wurde 1982 in Münster gegründet. Mitgliederzahl: knappe Dutzend. Nach der Selbstauflösung des Vereins GRMNG e. V. im Jahr 1988 und der Gründung der chronologiekritischen Zeitschrift "Frühzeit, Vorzeit, Gegenwart" (später - ab 1995 - "Zeitensprünge") ist Prof. Dr. Dr. Gunnar Heinsohn Mitherausgeber dieser Zeitschrift.

Im Vereinsvorstand fungierte Dipl.-Phys. Christian Blöss als Stellvertretender Vorsitzende. Heribert Illig war zuerst der kommissarische Geschäftsführer und Herr Joachim Babendreyer - der kommissarische Kassenwart. Später arbeiteten sie im Verein als Geschäftsführer und Kassenwart weiter. Der Verein hatte auch einen Administrator: Herrn Dr. Knuth Bannier aus der Schweiz. Herrn Babendreyer folgte Dr. Rüdiger Vierling als Kassenwart und später seine Witwe Frau Erika Vierling (er verstarb am 5.5.1986).

Der Verein herausgab einen "GRMNG Bulletin". Die folgenden Hefte liegen dem Administrator vor: 1/85, 2/85, 2/86, 3/86, 4/86, 1/87, 2/87, 3/87,4/87 und 5/87. Sollten die Leser dieser Zeilen noch weitere GRMNG-Bulletins besitzen, werden sie gebeten, diese der Redaktion fürs Kopieren zur Verfügung zu stellen.

Trotz eines gewissen Zuwachses hat die Anzahl der GRMNG-Mitglieder am unerwartet frühen Ende des Vereins um die Zahl 50 gependelt (48 Mitglieder bei der Mitgliedrversammlung im Frühling 1987, nur 18 davon anwesend). Außerdem wurde GRMNG seit Anfang an von gewissen Animositäten und Rivalitäten geprägt. Da Chr. Marx nur als "ämterloser Mitglied" der Gesellschft gehörte, war der Geschäftführer Dr. Heribert illig stets bemüht, seinen natürlichen Autorität zu begrenzen. Noch im Heft 5/87 beklag sich Herr Illig, daß "immer noch GRMNG-Mitglieder vereinsrelevante Mitteilungen nicht an die Geschäftsführung, sondern nach Basel zum PAF-Verlag schicken". Des weiteren entschied er, keine weiteren GRMNG-Berichte beim PAF-Verlag zu veröffentlichen. Eine der Gründe: PAF-Verlag diffamiere Hefte anderer GRMNG-Mitglieder! Übrigens die Entscheidung der beiden Vorsitzenden, die Produktion der GRMNG-Schriftenreihe aus Basel in die Bundesrepublik zu holen, wurde schon im Heft 4/87 angekündigt.

Dem Wunsch - während der Mitgliederversammlung im Frühling 1987 diskutiert - "ein Buch über den Stand der Rekonstruktion herauszugeben (vielleicht nach enzyklopädischen Stichworten geordnet, die verschiedene Mitglieder bearbeiten könnten)", wurde leider nie entsprochen. Der Administrator schlägt vor, diese alte Idee in Form der vorliegenden Internet-Zeitschrift und einzelnen Beiträge in dieser zu realisieren. Hier sind schon viele Rubriken und Stichworte vorprogrammiert. Alle aktiven Chronologiekritiker sind eingeladen, ihren Beitrag zu einem solchen "Buch" zu leisten. Der Vorteil der elektronischen Lösung des formulierten Problems liegt an der Hand: hier können auch alternative, kontroverse und sogar "diffamierende" Meinungen nebeneinander existieren. Der Leser ist klug genug, um zu verstehen, was er für richtig und was für noch unreif oder spinnerisch zu halten soll.

Übrigens, mit dem in der Rubrik "Oft gestellten Fragen" präsentierten Glossar (Autor Ch. Marx, PAF) haben wir einen ersten Schritt in diese Richtung gemacht. Meine Kritik an einzelnen radikalen Vorstellungen, die in diesem Glossar vertreten sind, s. in der gleichen Rubrik.

Noch wurde 1987 die in London basierende Gesellschaft ISIS oder - wie sie später hiess und auch heute noch heisst - SIS als Schwesterorganisation der GRMNG betrachtet. Heute, ein Dutzend Jahre nach der Selbstauflösung von GRMNG ist SIS praktisch die einzige und dazu noch international wirkende Organisation der Katastrophisten und Chronologiekritiker. Als logische Folgerung ist ganz natürlich die Leser dieser Zeilen auf SIS aufmerksam zu machen und die Mitgliedschaft in SIS anzuregen. Obwohl Prof. Dr. Dr. Gunnar Heinsohn und Christoph Marx zu den aktivsten deutschsprachigen SIS-Mitglierder gehören, ist die deutsche Beteiligung an SIS leider verschwindend klein.

Die Geschichte der Selbstauflösung ist ein Lehrstück aus dem Kalten Krieg. Der stets sehr aktive Velikovskianer Christoph Marx reagierte auf die erfolglose Landung der ersten sowjetischen Venus-Forschungstation (Die Sonde verglühte in der heißen Venus-Atmosphäre) mit einem Brief an die sowjetische Botschaft in Bern, in dem er schrieb, daß die sowjetische Wissenschaft besser die Werke seines ehemaligen Landsmanns studieren sollte. Hätten die Konstrukteure der Forschungsstation gewusst, daß - nach Meinung von I. Velikovsky, die von der etablierten Wissenschaft widersprochen wurde - das Planet Venus eine sehr heiße Athmosphäre besitz, könnte die UdSSR Milliarden von US-Dollars, die sie dringend für andere Projekte brauchte, sparen können.

Der Brief beeinflußte die sowjetischen Diplomaten im solchen Maße, daß sie Herrn Marx regelmäßige Treffen vorschlugen und einmal im Monat ihm einen neuen Velikovskianischen Bericht abkauften. Die Liste aller dieser Berichte wird vom PAF-Verlag bis heute verbreitet. Leider sind nur wenige von diesen Berichten in schriflicher Form übrig geblieben.

Man kann selbstverständlich spekulieren, ob die Nachrichtendienstler unter den sowjetischen Diplomaten sich mehr für den Beruf von Herrn Marx (er arbeitete als Systemanalytiker und Computerexperte) interessierten, als für die Lehre von Velikovsky und Marx. Der letztere spekuliert lieber darüber, ob seine Velikovsky-Berichte dem Wechsel vom autoritärem Sozialismus zum Perestroika-Sozialismus mitgeholfen haben.

Über die Rolle diese Affäre bei der Selbstauflösung von GRMNG spricht er sehr diplomatisch. Es ist aber kaum ein Zufall, daß der Selbstauflösungsbeschluß bald nach seiner Verhaftung durch die föderale schweizerische Sicherheitbehörde erfasst wurde. Für die innenbetrieblichen Beziehungen einiger Chronologiekritiker mit ihren Arbeitgeber wäre kaum vorteilhaft zusammen mir einem "sowjetischen Spion" im gleichen Verein aktiv zu sein. Die Atmosphäre des kalten Krieges wurde in der Zeit noch nicht ganz beerdigt.

Selbstverständlich, aus der Spionage-Beschuldigung wurde nichts, außer einer spektakulären Seifenblase (und einigen erschrockenen konformistischen Kleinbürgern): es gibt keine staatlichen Geheimnisse in der Theorie des Neokatastrophismus und in den benachbarten Gebieten. Gerade umgekehrt, wir bemühen uns selber um mehr Publicity und für Übernahme unserer Erkenntnise durch die Öffentlichkeit (Regierungen und Geheimdienste, Kaninchenzuchtvereine und Altersheimpazienten eingeschlossen).

Abschließend möchte ich meine ganz persönliche Meinung aus der heutigen Perspektive äußern: die Selbstauflösung von GRMNG war ein Geschenk des Himmels an den tüchtigen Vereins-Geschäftsführer, der danach alle Aktivitäten des Vereins unter dem Dach einer so zu sagen Illig GmbH in eigenen Händen konzentrierte und für eigene Zwecke instrumentalisierte. Die Selbstauflösung von GRMNG war kein Geschenk an die deutschen Chronologiekritiker, die nach dem Verschwinden der eigenen Gesellschaft dem Willkür des ehemaligen Geschäftsführers ausgeliefrt wurden, der nach Belieben sie "klassifiziert", in die Schubladen steckt und - die für ihm persönlich nützlichen - unterstützt und lobt oder - die zu sehr ihre eigene Meinung zu haben wagen - "exkommuniziert" und rügt. Die deutsche chronologiekritische Szene verlor mit der Selbstauflösung des RMNG-Vereins ihre demokratische kollektive Stimme und die Möglichkeit sich regelmäßig zu treffen (Die Jahrestreffen von "Zeitensprünge" erfüllen diese Rolle nicht, insbesondere weil Herr Illig persönlich entscheidet, wer darf und wer nicht darf zu diesen Treffen erscheinen: die letzteren bekommen keine Einladungen, ihre Vorträge werden in das Treffen-Programm nicht eingenommen, sie bekommen keine Antworten auf ihre diesbezüglichen Briefe.)

GRMNG spielte eine integrierende Rolle. Auch wenn einige unbequeme Mitglieder dem Geschäftsführer Schwierigkeiten bereiteten, es existierte ein demokratisches Forum für alle - auch unbequeme, störrische, unflexible, selbstsüchtige oder sich überschätzende Mitglieder. Demokratie ist keine für alle bequeme und optimale Organisation der Dinge. Aber man hat bisher noch keine bessere - für die Gemeinschaft, nicht für den einzelnen - erfunden. Die integrierende GRMNG-Rolle fehlt heute der Szene!

Ich weiß nicht, ob eine neue Vereinigung aller deutschsprachigen Geschichtskritiker je möglich sein wird. Heute ist sie leider kaum möglich und darum sollten die engagierten Chronologiekritiker jeder für sich überlegen, ob sie in verschiedenen Vereinen, die die chronologiekritische Thematik propagieren, aktiv werden sollten, ob sie der Integration an horisontaler Ebene (persönliche Kontakte, Informationsaustausch, Internetaktivitäten etc.) und dem Abbau der egoistischen Verhaltensmuster dienlich sein können.

Ich widerhole den subjektiven Charakter dieser meiner Meinung und schließe nicht aus, daß meine Beschreibung des kurzen aber wichtigen Kapitels der deutschen Chronologiekritik faktische Fehler aufweist. Ich möchte diese potentiellen Fehler in der Zukunft beseitigen. Darum lade ich an dieser Stelle die ehemaligen Mitglieder von GRMNG ein, ihre eigene Sicht der Dinge zu beschreiben und hier zu plazieren. Eugen Gabowitsch