Autor und Redaktionsmitglied Prof. Dr. Jordan Tabov

Eugen Gabowitsch

Prof. Dr. Jordan Tabov (geb. 1946 ) leitet die Abteilung "Education in Mathematics and Informatics" des Forschungsinstituts für Mathematik und Informatik der Bulgarischen Akademie der Wissenschaften in Sofia. Außerdem unterrichtet er Mathematik an den Universitäten von Sofia und Burgas. Weitere mathematische Interessengebiete: s. seine lange Veröffentlichungsliste auf seiner WEB-Seite. Unter seinen mathematischen Veröffentlichungen sind viele, die komplexeren mathematischen Aufgaben für begabte Schüler gewidmet sind.

Anfang der 80er hat er ein Büchlein von A. Fomenko gelesen, in dem die Theorie von N. A. Morosov kurz präsentiert wurde. Außerdem fand J. Tabov in diesem Buch von Fomenko die eigenen Ergebnisse des russischen Autors - etwa gleichaltrigen russischen Mathematikers, der mit modernen rechnerischen Methoden die Theorie von N. Morosov zu überprüfen versuchte und auf die zahlreichen neuen Ungereimheiten in der Geschichte stieß. Seitdem interessiert er sich für diese Thematik und analysiert mit kritischen Augen die Werke und Kommentare der Historiker.

Mitte der 80er besuchte ein anderer russischer Mathematiker Sofia. Er hieß Prof. Dr. Michail Michajlowitsch Postnikow und er hat vorher eine Vorlesungsreihe über die Arbeiten von N. Morosov an der Universität Moskau veranstaltet. In den entsprechenden Vorlesungen ging er sehr detailliert auf die Morosov'sche Theorie ein. Eine kurze Fassung dieser Vorlesungen wurde in Sofia abgehalten. J. Tabov führte mehrere fruchtbare Gespräche mit M.M.Postnikow und fühlte sich in seinen historisch-kritischen Überlegungen bestärkt.

Diese Überlegungen führten ihn in den 90ern zur Entdeckung von einigen klar ausgeprägten Duplikaten (Wiederholungen) in der bulgarischen Geschichte. So haben sich die bulgarischen Herrscher (Zaren) Ivan Vladislav und Ivan Schischman als Doppelgänger entlarvt. Später wurden von Prof. Tabov auch weitere Geschichtswiederholungen entdeckt.

Danach erforschte er die alten Manuskripte und die in der historischen Vergangenheit verbreiteten komplexen Schreibweisen. Die alten Bulgaren und Russen (wie auch die anderen slawischen Völker) schrieben zwei und sogar dreistöckig: mit zusätzlichen Symbolen unter der Hauptzeile und oberhalb dieser. Außerdem wurden einige Buchstaben zusammengeschrieben. Dadurch entstanden die s.g. Ligaturen, die nicht immer eindeutig erkennbar sind (Das stellt auch beim Griechischen ein Problem dar).

Diese komplizierte Schreibweise führte in der Vergangenheit zu häufigen Fehlinterpretationen. Insbesondere bei Namensschreibungen waren spätere Interpretationsfehler fast unvermeidlich: wenn der Leser den geschribenen Namen nicht kennt, wird er versuchen, einen ihm bekannt klingenden Namen aus dem Geschriebenen herauszukombinieren (herauszulesen). Insbesondere beim schnellen Lesen sind hier Fehler häufig vorgekommen.

Ein weiteres Forschungsgebiet von Prof. J. Tabov ist mit der Statistik der Namen in historischen Werken verbunden. Zusammen mit seinen Mitarbeitern untersuchte er die Häufigkeit und die zeitliche Zuordnung von verschiedenen Namen in Dantes "Göttlicher Komödie", in "Fürst" von Machiavelli und in einer historischen Monographie "Die Byzantinischen Kaiser". Die Ergebnisse dieser Untersuchungen wurden während einer sehr interessanten Sommerschule "Verwendung von Informationstechnologien für biblische Studien" im Sommer 1998 in Sofia ausführlich (als eine Vorlesung) vorgetragen. Die entsprechenden kurzen Zusammenfassungen dieser Ergebnisse findet man im Internet zusammen mit anderen Abstracts dieser Sommerschule. Wir haben unten diese Zusammenfassungen nach den Namen der Mitautoren von Prof. J. Tabov geordnet:

Alle seine geschichtskritischen Überlegungen fasste Prof. Dr. J. Tabov in seinem bulgarischen Buch "Absturz des alten Bulgariens" (Morang, Sofia, 1997. S.187) zusammen. Das Buch wurde inzwischen ins Russische übersetzt und wird bald in Moskau veröffentlicht. Eine kurze englische Zusammenfassung des Buchs kann an dieser Stelle angesehen werden.

Sein zweites Buch "Die alten Bulgaren" (Sofia, 1999, S. 48) wurde der Frage des Ursprungs (der Abstammung) der Bulgaren gewidmet. Hier gibt es mehrere wissenschaftliche Theorien: die Bulgaren sollen aus dem Norden Chinas gekommen sein, sie stammen aus Mesopotamien, sie waren ursprünglich ein mit Tschuvaschen und heutigen Wolga-Tataren verwandtes Türkenvolk... Eine heute ziemlich populäre Theorie behauptet, dass die Bulgaren eine Mischung aus Trakiern und Juden darstellen.

Dem bekannten bulgarischen Historiker Gantscho Tzenoff (Ganco Cenov) folgend, ist Prof. J. Tabov der Meinung, dass die Bulgaren eine autochtone Bevölkerung vom Balkan (von Trakien) darstellen. Gantscho Tzenoff arbeitete in Berlin und veröffentlichte viele seiner Bücher in Deutsch (Das letzte in der Nazizeit). Darum (und weil seine Theorien der offiziellen Geschichtsschreibung widersprachen) wurde er in den Jahren des Sozialismus in Bulgarien zur persona non grata erklärt und seine Bücher wurden vernichtet.

Außer zwei geschichtskritischen Büchern veröffentlichte Prof. J. Tabov einige Artikel, die - wie seine Bücher - in westlichen Sprachen leider nicht vorliegen:

Prof. Dr. Jordan Tabov organisierte 1998 in Sofia, im Institut für Mathematik und Informatik der Bulgarischen Akademie der Wissenschaften ein Arbeitsseminar zu Fragen der Geschichtskritik und der Verwendung von Mathematik und Informatik in der kritischen geschichtlichen Forschung. Er leitet das Seminar und organisiert die Forschungsarbeit, wählt die Themen für Sitzungen aus, lädt externe Vortragende ein und formuliert die neuen Forschungsaufgaben.

Die folgenden Forschungsthemen wurden von ihm im Seminar vorgestellt und ausführlich kommentiert: