Hans-Ulrich Niemitz, geb. 1946 in Berlin, ist Professor für Technikgeschichte an der Universität Leipzig. Seine Dissertation war technikbezogen im besten Sinne: "Dampfturbinenkonstruktion bei der Brown Boveri AG & Cie nach dem zweiten Weltkrieg" (Frankfurt/M etc, 1993). Schlank und sehr lebendig, mit scharfem Verstand und nüchternster Weltbetrachtung, den Geisteswissenschaften geöffnet und für revolutionierende Ideen zugänglich, dazu in den oft heißen Diskussionen unseres Kreises als Moderator äußerst geschickt, hat Niemitz viele Freunde gewonnen.
Als einer der frühesten Befürworter der "Neuen Historischen Schule" richtete er sein Augenmerk auf die archäologischen Methoden und wies als erster auf die "Lücke" im Mittelalter hin. Er führte den Begriff der "Phantomjahre" in die deutsche Geschichtsforschung ein, wobei er ihn speziell für die Jahrhunderte zwischen ausgehender Völkerwanderung und beginnender Gründung des ersten Deutschen Reiches geprägt hat. Zur Untermauerung seiner These hat er die technischen Datierungsmethoden - vor allem Dendrochronologie und Radiokarbonmethode - untersucht und auffällige Zirkelschlüsse sowie mathematische Unredlichkeiten darin entdeckt.
Das Ergebnis dieser gemeinsam mit Christian Blöss durchgeführten Arbeit ist in dem Buch "C14-Crash - Das Ende der Illusion, mit Radiokarbonmethode und Dendrochronologie datieren zu können" (Gräfelfing 1997) in exakter wissenschaftlicher Sprache und Analyse, und dennoch in allgemeinverständlicher Weise, dargeboten. Die Gestaltung des Buches selbst ist schon eine Novität, die durchaus Nachahmer finden wird.
Zusammen mit Uwe Topper und Christian Blöss gründete er 1994 den Berliner Geschichts-Salon, den er auch weiterhin leitet und mit immer neuen Referaten über die Probleme der Technikgeschichte und Chronologie bereichert.
Seine Ablehnung der angeblich naturwissenschaftlichen Methoden zur Altersbestimmung drückt sich auch in dem mutigen Satz aus (Einladung zum 19. BGS, 2000):
"Katastrophen ändern nun schlagartig die Randbedingungen und lassen keine Rückschau mehr zu, weshalb sie von den meisten Wissenschaftlern verabscheut werden."
Aus den zahlreichen Vorträgen und Aufsätzen seien folgende ausgewählt:
Ó Uwe Topper, 1.03.2000