Kritik ist die Mutter der Innovation, Affirmation das Privileg der Ahnungslosen

Klappentext des Buchs

Hanna Eisler, Einführung in: Davidson/Luhmann.

Einige Dinge, die Sie eigentlich nie erfahren sollten.

Deutscher Wissenschaftsverlag, Postfach 60 5413, 22 249 Hamburg

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Geschichte ist nichts, das Kulturen selbstlos anbieten, sondern das Bemühen, kollektive Identitäten herzustellen. Befragt man die Kulturen aber nach der historischen Realität ihrer Welt- und Geschichtsbilder, und geht dabei den Umweg über die benachbarten Kulturen und die Hilfswissenschaften (Sprachgeschichte, Paläographie, Archäologie, Numismatik, politische Ökonomie), erschließt sich eine ganz andere Geschichte. Gibt man noch der Wirkungsgeschichte den ihr gebührenden Raum, dann nähert man sich der historischen Realität.

Wird diese Methode auf die Geschichte des Abendlandes angewendet, bricht das abendländische Geschichtskonstrukt an den entscheidenden Stellen auseinander und wirkt wie ein Märchen. In seiner historischen Unbeweisbarkeit ist das historische Konstrukt jedenfalls von den Texten der Bibel nicht zu unterscheiden. Das römische Reich wirkt plötzlich wie eine Fiktion spätmittelalterlicher Italiener. (Die ältesten "Quellen" sind mehr als tausend Jahre jünger als die Ereignisse). Der Islam scheint ebenso wie der Katholizismus vor dem Jahr 1200 kaum nachweisbar zu sein. Und auch der deutsche Adel kann genealogisch nur etwa bis in diese Zeit zurückverfolgt werden.

Andererseits begegnet man überall der jüdischen Kultur. Schon Sombart hatte ja festgestellt, "daß in der Tat die Juden es waren, die ... den wirtschaftlichen Aufschwung dort förderten, wo sie erschienen, den Niedergang dort herbeiführten, von wo sie sich wegwandten." Warum überhaupt haben die Europäer das komplette Alte Testament wortwörtlich bei den Juden abgeschrieben und sind ihren eigenen Göttern untreu geworden? Warum haben sie den bodenständigen Wotan durch den orientalischen Christus ersetzt? Ist es tatsächlich ein (wunderbares) Wunder der Geschichte, wie die affirmativen Historiker behaupten? Auch ist zu fragen, ob diese orientalische Religion tatsächlich rein metaphysisch zu verstehen ist, oder ob sie nicht auch eine polit-ökonomische Bedeutung hatte?

An all diesen Fragen konnte sich die amtliche Geschichtswissenschaft bislang erfolgreich vorbeimogeln. Davidson/Luhmann aber haben diese Fragen nicht nur gestellt, sondern auch beantwortet.

Es ist absurd anzunehmen, daß das "Ende der Geschichte" bereits eingetreten sei, aber vorstellbar, daß eine neue Generation von Intellektuellen die Geisteskraft und den Mut aufbringen könnte, die Geschichte von ihren fiktionalisierten Konstruktionen zu befreien und auf den Boden der reinen Evidenz zu stellen. Dann würde man das (ewig) "aufsteigende Bürgertum" als Modell verabschieden und zugeben können, daß die sog. westliche Zivilisation ihre wesentlichen Elemente und ihre entscheidende Dynamik aus der jüdischen Kultur bezogen hat.

Mit der quellenkritischen Studie "Evidenz und Konstruktion" ist eine neue Epoche der Theoriebildung in der Geschichtswissenschaft eingeleitet worden. Cyrus Gordon schrieb bereits: "I agree with your thesis that the advance of civilisation cannot be separated from Jewish Culture." Und Walter Klier: "Das Buch ist eine durchwegs mitreißende Lektüre, die eine solche Vielzahl von Perspektiven aufreißt und das historische Wissen jedes Lesers so sehr auf die Probe stellt, daß man am Ende nur damit beginnen kann, das ganze nochmals von vorne durchzulesen."

Hanna Eislers kurze Einführung verschafft einen ersten Überblick über die Forschungsergebnisse Davidson/Luhmanns und zeigt Perspektiven zukünftiger Forschungen auf.

DM 14.80