Prof. Dr. Alexander K. Guts



Der russische Mathematiker Prof. Dr. Alexander K. Guts, geb. nach dem Zweiten Weltkrieg (am 30.08.1947) in Deutschland (in Berlin: seine Eltern nahmen als russische Offiziere an der Erstürmung Berlins teil) ist ein sehr interessanter Mensch und Wissenschaftler. Als aktiver Befürworter der Demokratisierungstendenzen und der Reformen nahm er am politischen Leben in Sibirien teil. Seine theoretischen Arbeiten haben mit der Geometrie des Raumes zu tun, mit physikalischen Bedingungen der Existenz von Zeitmaschinen, mit Astrophysik und der mathematischen Modellierung von sozialen und ethnischen Prozessen.

Seine Reaktion auf die Neue Chronologie von Prof. Dr. Anatolij Fomenko war die eines typischen Universitätsprofessors: er schrieb (leider nur in Russisch) zuerst einen Artikel "Der Mythos von der Möglichkeit der Wiederherstellung der historischen Wahrheit" (in "Mathematische Strukturen und Modellierung", 1998, Vol. 1, S. 4-12) und bald danach das Lehrbuch "Die wahre Geschichte Rußlands. Aufzeichnungen eines Dilettanten", Omsk, Universitätsverlag, 1999.

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In diesem Buch vertritt Prof. A. Guts den folgenden Standpunkt: In jeder Geschichte (eines Volkes, eines Landes etc.) existieren aus objektiven Gründen mehrere Versionen, die oft eine der anderen völlig oder teilweise widersprechen. Die wahre Geschichte ist eine verwischte unscharfe Gesamtheit (fuzzy set) aller dieser Varianten.
Seine Argumente zur Unterstützung der Relativität der Geschichte zeigen die Primitivität der Denkweise der Historiker, die in der klassischen, aber heute nicht mehr besonders überzeugend wirkenden 0-1-Logik so tief verwurzelt sind, dass sie jede Mehrdeutigkeit als eine existentielle Gefahr für die Grundlage eigener Wissenschaft empfinden.
Das Buch selbst ist in Form eines Lehrbuchs geschrieben. Es besteht aus 12 Vorlesungen = Kapiteln. Jedes Kapitel hat am Ende eine Liste der Aufgaben (schon ziemlich ungewöhnlich für ein Geschichtsbuch), die die Leser (die Studenten) lösen sollten. Diese Aufgaben zielen in den meisten Fällen auf solche Antworten, die mindestens den begründeten und starken Zweifel an der eindeutigen Richtigkeit der kanonisierten historischen Vorstellungen wecken.
Als künftige Aufgabe für Historiker wird die AUSARBEITUNG EINER NEUEN, LOGISCH DURCHDACHTEN UND DURCH DIE WAHREN DOKUMENTE UNTERSTÜTZTEN Version der Geschichte Russlands gefordert.
Im abschließenden 13. Kapitel werden einige Fragen zur Philosophie der Geschichte erhoben.

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Geschichte war in der Vergangenheit und ist auch heute noch das wichtigste Werkzeug der Menschheit zur Beherrschung der Zukunft. Um die Zukunft zu kontrollieren, muss man auch die Vergangenheit kontrollieren können. Geschichtswissenschaft ist die verbreitete Umbenennung des Prozesses der ständigen Geschichtsrevision, der ständigen Geschichtsverfälschung im Namen der Politik, Wirtschaft, Ideologie und vieler anderer menschlicher Strukturen.
Die Historiker bedienen sich nicht nur der veralteten und primitiven Logik. Sie sind genauso altmodisch und primitiv in ihren homogenen und absoluten Zeitvorstellungen. Sie verharren auf der Ebene von Newton und Leibnitz und haben keine Ahnung von A. Einstein, Zeit-Raum-Vorstellungen und Quantentheorie (der Beobachter beeinflusst das zu Beobachtende).

Die großen Ereignisse der Vergangenheit sind für sie eine starre Konstruktion, die aus einzelnen Backsteinen besteht. Sie kennen nur wenige von diesen Steinen, oft nur veraltete Skizzen der Konstruktion oder einzelne Instruktionen der Bauleiter. Und trotzdem bedienen sie sich der einfachsten Logik der Wiederherstellung der gesamten komplizierten Konstruktion aufgrund dieser unzureichenden Informationen. Wo überhaupt nichts zu rekonstruieren ist, werden die benachbarten Bauten und eine primitiv verstandene Logik eines Architekten benutzt, um doch etwas quasi zu "rekonstruieren".
Und wer sagt, dass die Konstruktion starr war? Vielleicht war sie in Wirklichkeit schon von Anfang an verschwommen und unscharf? Vielleicht kann man überhaupt nicht herausfinden, welcher Stein wo lag? Vielleicht wirkte der klassische Determinismus bei dieser hypothetischen Konstruktion überhaupt nicht, sondern eher eine Unbestimmtheit, die nur durch ihre natürlichen und nicht besonders lockeren Grenzen gewisse Ähnlichkeit mit dem Determinismus bekam?
Wenn es so war, dann sind viele unterschiedliche Steine als Kandidaten für einen Platz in der Konstruktion möglich, wenn überhaupt an der entsprechenden Stelle Steine und nicht Holzblöcke, Lehmfüllungen oder Öffnungen verwendet wurden.


Copyright Dr. Eugen Gabowitsch, 1.03.2000 eg@iai.fzk.de

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* Prof. Alexander K. Guts *
* Head of the Chair *
* of Mathematical Modeling *
* Omsk State University *
* 644077 Omsk / RUSSIA *

* http://www.univer.omsk.su/~guts *
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guts@univer.omsk.su *
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