Erfundene Geschichte. Seit wann und wie lange noch?
Die größte Fälschung in der Geschichte der Menschheit ist die Geschichte der Menschheit
Dr. Eugen Gabowitsch, Karlsruhe, Deutschland

Als ein angewandter Mathematiker betrachte ich solche Artikel, wie "Erfundene Geschichte. Und wie gehts weiter?" von Dr. Horst Friedrich in diesen Mitteilungen (Band 7, 3/1999, Nr. 30, S. 10-11) mit Augen eines rational denkenden Menschen. Und ich finde, daß die Mitglieder unserer Gesellschaft öfter über die von Dr. H. Friedrich gestellten Fragen sich informieren sollten.
Die oben besprochene Materie kenne ich dank meinem Interesse an Anwendungen der Mathematik und der Informatik in verschiedenen Geisteswissenschaften. Und dieses Interesse führte mich in die Reihen der schärfsten Kritiker der konventionellen Chronologie und der offiziellen Geschichtsschreibung.
Ich habe einige Artikel zur Geschichte der Chronologiekritik und zur Geschichtsrevision in den Zeitschriften "Zeitensprünge" [1] und "EFODON Synesis" [2] veröffentlicht und ich möchte den Lesern der "Mitteilungen" diese zwei Zeitschriften sehr empfehlen: die meisten deutschen Artikel zu der Thematik der Chronologiekürzungen und der neuen Auslegung der Geschichte wurden bisher in diesen zwei Blättern veröffentlicht.
Mündlich habe ich die angesprochene Thematik in einigen Vorträgen während der Jahrestreffen der Abonnenten der "Zeitensprünge", im Berliner Geschichtssalon und im 1999 gegründeten Karlsruher Geschichtssalon gehandelt. Diese Treffen, insbesondere die beiden Geschichtssalons, ermöglichen lebhafte Diskussionen und geben jedem die Möglichkeit, die Kritiker der Geschichtsschreibung persönlich kennenzulernen. Ich empfehle den Mitglieder der Giordano Bruno Gesellschaft, Kontakt mit Organisatoren dieser beider regulären Treffen aufzunehmen. Unten findet der Leser einige Reminiszenzen aus meiner persönlichen Erfahrungen mit den beiden Geschichtssalons.
Ziel des vorliegenden Beitrags ist, die Schilderung der Situation, wie sie vom Herrn Dr. H. Friedrich hervorragend gestartet wurde, fortzusetzen und einige Empfehlungen über die entsprechenden Lektüren auszusprechen. Die Kritik der Geschichtsschreibung ist heute in ein Stadium eingetreten, in dem auch für einen interessierten Leihen eine Fülle von gut geschriebenen Quellen vorhanden sind.


Wie entstand die Chronologie und worum wir heute sehr kritisch der Geschichtsschreibung gegenüberstehen?
Unter diesem Titel wurde mein Eröffnungsvortrag des Karlsruher Geschichtssalons (KGS) am Montag, den 22. März 1999 angekündigt und gehalten.
Es ginge um eine sich immer mehr ausbreitende "ketzerische" Auffassung von vielen Wissenschaftlern, Laienforschern und anderen kritisch denkenden Menschen, daß die Ende des 16. Jh. entworfene und im 17.-19. Jh. befestigte Chronologie des Altertums, der Antike und des Mittelalters nicht nur lückenhaft und fehlerhaft, sondern total falsch ist. Und wenn die Chronologie schon nicht mehr stimmt, dann ist auch die auf ihr ruhende Geschichtsschreibung total märchenhaft.
Diese Auffassung ist ketzerisch aus der Sicht der schulischen Geschichtsforschung, die jahrhundertelange Chronologiekritik schlicht ignoriert oder für Spinnerei erklärt.
Im KGS suchen wir auch heute noch neue Interessenten für Geschichte, Chronologie, Archäologie, Geschichte der Technik, aber auch für Rechner und Internet, die sich an unserer Diskussionsrunde und Vortragsreihe (als Zuhörer und vielleicht mit der Zeit auch als Referent) oder an einer Arbeitsgruppe (Kritische Chronologie?) Interesse haben könnten.
Im Vortrag wurde die Geschichte der Entstehung des heutigen Chronologiesystems (der chronologischen Tabellen der Weltgeschichte) geschildert und Kritik an der Beweisführung für die Chronologie geübt.
Anfänge der Kritik. Es wurde über die frühen Kritiker und Revisionisten der Chronologie Isaac Newton (England); Jean Hardouin (Frankreich), Robert Balduaf (die Schweiz), Wilhelm Kammeier (Deutschland); Nikolaj Morosow (Rußland) und einige andere berichtet. Wer darüber lesen möchte, sollte die Bücher [3] besorgen.
Die vier hier erwähnte Kritiker der Geschichtsschreibung haben unterschiedlichen Bekanntschaftsgrad und kommen aus unterschiedlichen Forschungsbereichen. Trotzdem, zielen die kritischen Ergebnisse dieser Forscher in eine Richtung: die Geschichte wurde falsch geschrieben.
Der heute bekannteste der vier Isaac Newton war nicht nur ein weltberühmter Physiker, sondern auch ein sehr belesener Theologe. Er wählte die historischen Quellen für seine chronologische Analyse, die ihm als die fundiertesten erschienen. Und er kam dabei zu einer völlig anderen Chronologie, als die herrschende Lehrmeinung. Seine Chronologie war um hunderte, in einzelnen Fällen sogar um Tausende von Jahren kürzer.
Und was noch wichtiger ist: seine Analyse zeigte, daß die Gesamtheit der Quellen keinen eindeutigen Aufbau der Chronologie zuläßt. Mit anderen Worten: die Gesamtheit der historischen Quellen ist widersprüchlich und erlaubt keine beweisbar richtige Chronologie. In Wirklichkeit ist die Lage noch schlimmer, weil die Quellen selbst überhaupt keinesfalls sicher und zuversichtlich als historische Quellen identifizierbar sind: das sind meistens (aus der heutigen Sicht) historische Romane, Novellen oder schlichte Fälschungen. Und die wenigen authentischen Quellen sind oft falsch datiert worden oder wurden sogar den falschen Ländern oder Erregerinnen zugeordnet.
Fälschungen als Norm, authentische Quellen als Ausnahme. Newtons Zeitgenosse Jesuit und Universalgelehrte Jean Hardouin, langjähriger Direktor der französischen Königlichen Bibliothek, Philologe, Archäologe, Numismatiker und Historiker war zu seiner Lebenszeit vielleicht sogar noch berühmter, als I. Newton. Und seine Kritik der Geschichtsschreibung ginge viel weiter, als diejenige von Newton. Nämlich behauptete J. Hardouin, daß die gesamte Menge der "antiken" Quellen (mit sehr wenigen Ausnahmen) Fälschungen aus dem 13. Jh. und noch späterer Zeit sind.
Die zwei letzteren von genannten Kritiker wirkten schon im 20. Jh. Philologe R. Baldauf kam aufgrund seine philologische Analyse von alten Dokumenten und Manuskripten zur Überzeugung, daß alle diese "Zeugnisse des Altertums" in Wirklichkeit durch Schriftsteller der Renaissance geschrieben wurden.
W. Kammeier war ein Jurist uns Notar. Sein Interesse galt den alten Urkunden. Und er kam durch seine Nachforschungen zum gleichen Ergebnis wie Hardoin und Baldauf: sämtliche alte deutsche Urkunden, Urkunden der frühchristlicher Zeit und "antike" Urkunden sind später planmäßig gefälscht und fast "industriell" (also als Massenware) produziert worden.
Der russische Bär kämpft mit der verkrusteten konventionellen Geschichtsschreibung. Ein interessantes Kapitel der Chronologiekritik stellt die in Rußland stattfindende intensive Entwicklung dar. Sie wird von einem der führenden zeitgenössischen Mathematiker Prof. Dr. A. T. Fomenko, Vollmitglied der Russischen Akademie der Wissenschaften, an der Universität Moskau geleitet. Alleine und mit Kollegen veröffentlichte er in 90er Jahren um 15 interessante Bücher. Nur drei davon (plus Auszüge aus noch einem) sind in Englisch vorhanden.
Leider ist noch kein einziges Buch aus dieser Reihe in Deutsche übersetzt worden. Interessante Vorträge über die Forschungsmethoden dieser russischen Kollegen wurden in BGS gehalten. Wir werden nach und nach über diese Arbeiten der russischen Kollegen in unserer Internet-Zeitschrift "Geschichte & Chronologie" berichten (unter hronos.i-connect.com im Internet zugänglich).
Fomenko und seine Gruppe "Neue Chronologie" verwenden in ihrer Forschung moderne Rechner, statistische Analysen, astronomische Retrokalkulationen, Überprüfung der historischen Quellen und Einbeziehung vergessener oder vernachlässigter Quellen, logisches Denken, Untersuchung von alten geographischen Karten, kritische Betrachtung von Inschriften (Münzen, Bewaffnungsutensilien, Gräber etc,), Namensanalysen und vieles mehr.
Und sie kommen zum Schluß, daß unsere ganze Geschichte bis ca. 1650 viel mehr Phantombilder, Märchenkönige, erfundene Handlungen und nie stattgefundene Ereignisse beinhaltet, als überprüfbare historische Informationen.
Leider kann ich dabei den Lesern mangels entsprechender Literatur nur Artikel in [1] empfehlen, wobei bei dem entsprechenden Artikel von H. Illig bin ich mit seinen kritischen Äußerungen nicht einverstanden, weil sie nur von seiner Unkenntnis der Wahrscheinlichkeitstheorie Kund geben.
Neo-Katastrophismus verursacht eine Katastrophe in der Geschichtsschreibung. Eine interessante Entwicklung in der Chronologiekritik ist mit dem Thema "Chronologie und Katastrophen" verbunden. Der geistige Vater des Neokatastrophismus Immanuel Velikovski veröfentlichte seit 1950 mehrere hervorragende Bücher zur Katastrophentheorie (s. [4]).
In der darauf folgenden Bücherreihe zur altägyptischen Geschichte (s. z. B. [5]) zeigte er, wie aus der Identifikation der Beschreibungen von frühgeschichtlichen globalen Katastrophen eine ernsthafte Kürzung der Geschichte folgen kann (Er begründete nämlich, daß die ägyptische Geschichte durch Irrtümer der Historiker um mindestens 550 Jahre gekürzt werden muß).
Im deutschsprachigem Raum, wird diese Forschungsrichtung insbesondere durch den Basler Christoph Marx, den Patriarchen der deutschsprachigen Chronologiekritik seit Anfang 80er Jahre, vertreten. Er betont immer und immer, daß die letzte große Katastrophe den ganzen europäischen Raum um 1350 ersucht hat. Diese letzte Große Katastrophe, der letzte große Ruck vernichtete die westeuropäische Zivilisation und verwandelte sie für die nachfolgende Generationen in die kaum noch zu beschreibende Wahnzeit.
Meiner persönlichen Meinung nach, wurde diese vernichtete Zivilisation als die Zivilisation der Römer von den Renaissance-Schriftstellern verstanden. Die letzteren haben diese ziemlich frei beschrieben: mehr auf der Phantasie und den ungenauen Überlieferungen basiert, als auf den historischen Quellen. Die Datierung dieser uralten Zivilisation, die schon einige Jahrzehnte und später sogar Jahrhundert oder zwei alt war, geschah sehr großzügig: man hat ihr Hunderte von Existenzjahren und mehr als Tausendjährigen alter zugewiesen. (s. dazu [6]
Deutsche Chronologiekritik. Die Chronologiekritik hat sich nach dem zweiten Weltkrieg in Europa in mehreren Ländern etabliert. Die gewichtigste Vereinigung der Neokatastrophisten und Geschichtsrevisionisten der Welt befindet sich in London. Diese internationale Organisation heißt SIS (Society for Interdisciplinary Studies). Sie gebt zwei Zeitschriften "Chronology& Catastrophisn Review" und ""SIS Internet Digest" heraus (je zwei Hefte im Jahr) und organisiert jährlich eine Konferenz und ein Jahreszwischentreffen.
Deutsche Chronologiekritik.
Insbesondere intensive Entwicklung der Chronologiekritik und Geschichtsrevision in Deutschland ist mit solchen Namen wie Soziohistoriker Prof. Dres. Hunnar Heinsohn, Uni. Bremen (s. seine Bücher [7-9]), Privatgelehrte und Schriftsteller Dr. Phil. Heribert Illig, München (s. seine Bücher [9-11]), Prof. Dr. H.-U. Niemitz, Geschichte der Technuk, Technische Fachhoschule Leipzig (s. die hervorragende Kritik der naturwissenschaftlichen Datierungsmethoden in [12]), einer der aktivsten EFODON-Autoren Dr. Horst Friedrich (s. [13]), Ethnologe und Altertumsforscher Uwe Topper, Berlin [3], Dipl.-Phys. Christian Blös, Berlin [12], und vielen anderen verbunden.
Die von Dr. H. Illig herausgebende sehr interessante Zeitschrift "Zeitensprünge" [1] hat um 300 Abonnenten. In ihr wurden in den letzten 10 Jahren mehr als 100 verschiedene Autoren veröffentlicht. Diese Zeitschrift ist in der Welt einmalig: in keinem anderen Land existiert eine so oft erscheinende spezialisierte Zeitschrift zum Themenkompleks "Chronologiekritik, Geschichtsrevision, Neokatastrophismus".
Inhaltliche Thesen und Themen der radikalen Geschichtsrevision. Wir nennen hier einige der sensationell klingenden Thesen der radikalen Geschichtsrevision:
Der interessierte Leser der empfohlenen Zeitschriften und der oben erwähnten sowie einigen weiteren geschichtskritischen Bücher wird nach und nach sich eine Vorstellung von der Denkweise der Kritiker der Geschichte verschaffen. Diese Denkweise führt zu den erwähnten und auch vielen anderen sehr ungewöhnlich klingenden neuen Erkenntnissen, wie z. B.
Die Perspektive. Wer jede neue Wahrheit tierisch ernst nimmt, soll diese Thematik sofort vergessen. Die radikalen Chronologiekritiker und Geschichtsrevisionisten sprechen über viele Hypothesen und Theorien, die sich noch im Entstehungsprozess befinden. Widersprüche und Lagerkämpfe sind in der chronoilogiekritischen Szene leider unvermeidlich.
Wer nicht imstande ist, über eine neue seinem ganzen bisherigen Wissen widersprechende Theorie eine Stunde lang einen Vortrag zu hören, sollte zu keinem der Geschichtssalone gehen. Man braucht dort keine Zuhörer, die uns allen bekannte Argumente emotional "ausspucken", bevor sie richtig verstanden haben, wie die neue kritische Denkweise entstand und funktioniert.
Es geht um Information und neue Erkenntnisse und nicht um Ideologie oder Ersatzreligion (für die Religion namens Weltgeschichte). Es geht um mehr oder weniger aktive Teilnahme an der Geschichtskritik (als Leser, Zuhörer, Disputant, Referent, Forscher oder einfach Interessent).
Und es geht um eine der spannendsten Entwicklungen in der Geschichte der menschlichen Kultur: um die Geburt eines neuen Weltbildes, das eine kürzere Chronologie und eine viel spannendere Literaturgeschichte beinhaltet: viele "historischen Quellen" werden weiter als literarische Werke von Bedeutung existieren.

Literatur
1. Zeitschrift "Zeitensprünge", abonnierbar bei MANTIS Verlag (DM 70 im Jahr), c/o Dr. Phil. Heribert Illig, Lenbachstr. 2A, 82166 Gräfelfing, Tel. 089/878806, Fax 089 / 87 139 139, alle Hefte nachbestellbar.
2. EFODON "Synesis", 6 Hefte pro Jahr, DM 9,80 pro Heft, Abos bei Gernot L. Geise, Glückauf-Str. 31, 82383 Hohenpeißenberg, Tel. 08805/1485, fax. /9460, E-mail: GLG@gmx.de.
3. Uwe Topper, Erfundene Geschichte, Herbig Verlag, 1999, und Die große Aktion. Europas erfundene Geschichte, Grabert, 1998.
4. Immanuel Velikovsky, Welten im Zusammenstoß, und Erde im Aufruhr, Ullstein Sachbuch, 1983.
5. Immanuel Velikovsky, Vom Exodus zu König Echnaton und Ramses II. und seine Zeit, Ullstein Sachbuch, 1983.
6. Gernot Geise, Wer waren die Römer wirklich? Unser Geschichtsbild stimmt nicht! , EFODON, 1997.
7. Gunnar Heinsohn, Die Schumer gab es nicht. Von den Phantom-Imperien der Lehrbücher zur wirklichen Epochenabfolge in der "Zivilisationswiege" Sürmesopotamien, , Scarabäus Verlag, 1988
8. Gunnar Heinsohn, Wie alt ist das Menschengeschlecht?, und, Assyrerkönige gleich Perserkönige, beide Mantis Verlag, 1996.
9. Gunnar Heinsohn, Heribert Illig , Wann lebten die Pharaonen?, MANTIS, 1997.
10. Heribert Illig, Hat Karl der Große je gelebt?, Mantis Verlag, 1995,
11. Heribert Illig, Das erfundene Mittelalter. Die größte Zeitfälschung der Geschichte, ECON, 1996, und Wer hat an der Uhr gedreht? Wie 3000 Jahre Geschichte erfunden wurden. Econ & List, 1999.
12. Christian Blöss, Hans-Ulrich Niemitz, C14-Crash. Das Ende der Illusion, mit Radiokarbonatmethode und Dendrochronologie datieren zu können, MANTIS, 1997.
13. Horst Friedrich, Noch immer rätselhaft: Die Entstehung der Baier und Erdkatastrophen und Menschheitsentwicklung, EFODON.
14. Eugen Gabowitsch, Die große Mauer als ein Mythos: die Errichtungsgeschichte der Chinesischen Mauer und ihre Mythologisierung, EFODON Synesis, Heft 6/99, S. 9-21
15. Eugen Gabowitsch, Betonbauten der Römer, Kelten und Ägypter, EFODON Synesis, Heft 1/2000, S. 11-20